Die Masern-Fälle nehmen in Berlin rasant zu. Der Impfbeirat der Stadt reagiert – und fordert vor allem Familien zum Handeln auf.
Angesichts eines deutlichen Anstiegs der Masernerkrankungen in Berlin hat der Impfbeirat der Stadt neue Richtlinien für den Umgang mit der Infektion und die Bedeutung von Schutzimpfungen betont.
Der Beirat, der Experten aus verschiedenen Behörden, Institutionen und Verbänden umfasst, wies darauf hin, dass Masern zu den höchst ansteckenden Krankheiten zählen. In einer Stellungnahme vom Donnerstag wurde vor allem die Notwendigkeit hervorgehoben, ungeimpfte Personen schnellstmöglich zu immunisieren.
Hierzu sollen insbesondere Erst- und Zweitimpfungen bis zum 15. Lebensmonat angeboten älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachgeholt werden. Der Impfbeirat empfahl auch, schwer erreichbare oder unterversorgte Bevölkerungsgruppen aktiv zu kontaktieren und ihnen Impfmöglichkeiten anzubieten – ein Fokus liegt hier auf Bewohnern von Flüchtlingsunterkünften.
Personen, die eine Infektion bei sich vermuten, sollten unverzüglich ärztliche Hilfe suchen. Besonders nach Reisen mit fieberhaften Erkrankungen solle auch an Masern gedacht werden. Des Weiteren wurde das medizinische Personal darauf hingewiesen, auf Symptome einer Masernerkrankung achtsam zu sein. Die Infektion betreffe nicht nur Kinder, sondern sei ebenso bei Jugendlichen und Erwachsenen anzutreffen.
Fallzahlen steigen in Berlin
Eigentlich wird bei der Krankheit die Ausrottung angestrebt. Doch seit Ende 2023 ist europaweit ein starker Fallzahlanstieg zu beobachten, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) kürzlich mitteilte. In Berlin sind dieses Jahr bereits vermehrt Infektionen nachgewiesen worden. Laut dem aktuellen wöchentlichen Bericht zu Infektionskrankheiten des Lageso wurden bislang 16 Fälle gemeldet. Im gesamten Jahr 2023 waren gut ein Dutzend Menschen in der Hauptstadt nachweislich an Masern erkrankt, nach nur einzelnen Fällen während der Coronapandemie. Der Mittelwert der Jahre 2015 bis 2019 lag den Angaben zufolge bei fünf.
Masern sind laut RKI eine der ansteckendsten Krankheiten beim Menschen überhaupt. Übertragen werden sie unter anderem über Tröpfchen und Aerosole, die etwa beim Sprechen, Husten und Niesen abgegeben werden. Ist man ungeschützt, kann man sich laut RKI bereits infizieren, wenn sich ein Erkrankter im gleichen Raum aufhält. Seit März 2020 gilt hierzulande eine Masern-Impfpflicht, die bei Kitas und Schulen ansetzt. Sie gilt auch für Personen, die in Gemeinschafts- und medizinischen Einrichtungen tätig sind sowie Asylbewerber und Flüchtlinge in einer Gemeinschaftsunterkunft.
Masern werden oft für eine harmlose Kinderkrankheit gehalten. Dieser Ansicht widersprechen Fachleute aber deutlich. Es erkranken nicht nur Kinder. Komplikationen und ernste Spätfolgen sind möglich.