Düsseldorf Der Ukrainekrieg sorgt bei Privatanlegern für zwei völlig unterschiedliche Excessive: Einer panischen Stimmung mit völliger Verunsicherung steht ein überschwänglicher Zukunftsoptimismus gepaart mit einer sehr hohen Investitionsbereitschaft gegenüber. Das zeigt die jüngste Auswertung der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment.
Der Crash am Aktienmarkt in der Vorwoche hat die Anlegerstimmung stark beeinflusst. Der Dax struggle zwischenzeitlich bis auf 13.800 Punkte gefallen und lag auf Wochensicht damit acht Prozent im Minus. Die dynamische Lage in der Ukraine geht mit hoher Volatilität an den Aktienmärkten einher.
So ist die Stimmung unter den Anlegern in Panik umgeschlagen. Mit einem Wert von minus 5,4 liegt das Sentiment so schlecht wie seit über einem Jahr nicht mehr. Die Verunsicherung unter den Anlegern ist sogar auf minus 9,5 gefallen: So stark verunsichert waren die Anleger zuletzt im Coronacrash im März 2020.
Parallel dazu aber ist die Zukunftserwartung auf plus 3,7 angesprungen. Werte über 4,0 signalisieren einen überschwänglichen Optimismus. „Sofern es nicht zu einer weiteren Eskalation kommt, dürften die Kurse einen Panik-Boden erreicht haben“, sagt der Sentimentexperte Stephan Heibel, der die Analyse für das Handelsblatt auswertet.
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Diese Einstellung lässt sich auch aus der Investitionsbereitschaft ablesen, die mit einem Wert von 5,0 tatsächlich auf ein extrem positives Niveau gesprungen ist. Eine ähnlich hohe Investitionsbereitschaft gab es ebenfalls zuletzt im März 2020. „Es hat den Anschein, dass Anleger die aktuellen Kurse an den Aktienmärkten für zu günstig befinden und als Kaufkurse betrachten“, sagt Heibel.
Der Inhaber des Analysehauses AnimusX ist kein Experte für die Beurteilung von Kriegen, doch seiner Einschätzung nach könnte Russland in wenigen Tagen bekannt geben, die Ukraine unter Kontrolle zu haben. „So tragisch das für die Bevölkerung der Ukraine auch sein magazine, am Aktienmarkt würde man zunächst aufatmen, wenn dadurch ein schlimmeres Blutvergießen verhindert werden kann“, meint Heibel.
Kurzfristig werde die Aktienmarktentwicklung durch die Ereignisse in der Ukraine bestimmt. Doch die aktuellen Kurse seien das Ergebnis maximaler Panik und Verunsicherung. „Es ist davon auszugehen, dass das aktuelle Niveau niedriger ist als ein Bewertungsniveau, das aufgerufen wird, wenn die Folgen der schrecklichen Taten Putins nüchtern abgewogen werden“, meint er.
Large Auswirkungen hat der Konflikt auch auf die Preise am Rohölmarkt. Der Ölpreis ist in den vergangenen Wochen – in der Zeit, in der Russland sein Militär an die ukrainische Grenze verlegt hat – stark angestiegen: von 65 Greenback professional Fass auf inzwischen über 100 Greenback bei der US-Sorte WTI, ganz ähnlich auch bei der Nordseesorte Brent. Die Stimmung ist in dieser Zeit kontinuierlich angestiegen und notiert seit Anfang Januar bereits im Bereich der absoluten Euphorie.
Nun allerdings fehlt die Foundation für einen weiteren Kursanstieg. Aus Sentimentsicht sind die Zuwächse vorerst ausgereizt – ein Rückfall in Richtung 80 Greenback professional Fass ist gegenwärtig wahrscheinlicher, als dass sich die Rally in Richtung 120 Greenback fortsetzt.
Der Goldpreis hingegen hat seine Rally erst in den vergangenen Tagen begonnen. Die Stimmung bezogen aufs Edelmetall ist sprunghaft angestiegen, allerdings ist die Spekulation auf einen steigenden Goldpreis noch jung. Der Fünf-Wochen-Durchschnitt notiert noch im neutralen Bereich und lässt aus Sentimentsicht somit eine Fortsetzung der Goldpreisrally zu.
Mehr zu den Märkten im Ukrainekrieg:
Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, zeigt mit einem Wert um null herum eine vergleichsweise neutrale Haltung an. Constructive Werte bei diesem Indikator zeigen einen Überhang von Name- gegenüber Put-Produkten in den Depots an und umgekehrt.
Der jüngste Rückgang auf das aktuelle Niveau zeigt: Anleger haben ihre Lengthy-Spekulationen der vergangenen Wochen aufgelöst. Da das Euwax-Sentiment Transaktionen mit Hebelprodukten auf den Dax widerspiegelt, zeigt sich hier das tatsächliche Verhalten der Privatanleger in den vergangenen Tagen: Viele haben in Panik ihre Aktien auf den Markt geworfen und so für den Ausverkauf gesorgt.
Die Profis, die sich vor einer Woche noch an der Frankfurter Terminbörse Eurex stark gegen fallende Kurse abgesichert haben, haben diese Positionen bereits aufgelöst. Das Put/Name-Verhältnis ist auf 1,8 zurückgegangen. In der Vorwoche lag dieser Wert noch bei 2,8.
In den USA zeigt das Put/Name-Verhältnis der Chicagoer Terminbörse CBOE eine steigende Absicherungsneigung der dortigen Investoren an. Die Investitionsquote der US-Fondsanleger ist auf 44 Prozent zurückgegangen und befindet sich nun ebenfalls auf dem niedrigsten Niveau seit dem Coronacrash. Anders ausgedrückt: US-Fondsmanager sitzen auf viel Money, das investiert werden kann.
Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist auf minus 30 Prozent gefallen, die Bären dominieren mit einem Anteil von 54 Prozent das Börsenparkett. Es ist der höchste Bärenanteil der vergangenen zwölf Monate. Bemerkenswert ist, dass zeitgleich auch das Lager der Bullen von 19 Prozent auf 23 Prozent zugenommen hat. Die Polarisierung ist additionally gestiegen. Das deutet in der Regel auf anstehende große Kursbewegungen hin.
Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte ist auf 25 Prozent gefallen und zeigt excessive Angst an. Auch andere technische Indikatoren sind gesunken, etwa der sogenannte „Brief Vary Oscillator“, der auf minus sieben gefallen ist und eine überverkaufte Marktverfassung signalisiert. Technisch betrachtet ist eine Gegenbewegung, additionally eine kleine Erholung, im S&P 500 zu erwarten, sofern die aktuelle Nachrichtenlage dies zulässt.
Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 6500 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.
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