Ein Angioödem äußert sich durch Schwellungen, die oft unangenehm und mitunter sogar gefährlich sind. So gestaltet sich die Behandlung.
„Angioödem“ leitet sich von „Angio“ für Gefäß und „Ödem“ für Schwellung ab: Angioödeme sind Schwellungen, die entstehen, wenn Blutgefäße zu durchlässig werden. Aus den Gefäßen tritt dann vermehrt Flüssigkeit ins Gewebe aus und sammelt sich unter der Haut und in tieferen Hautschichten.
Für die erhöhte Durchlässigkeit der Blutgefäße kann es verschiedene Gründe geben. Je nach Ursache lassen sich verschiedene Formen von Angioödemen unterscheiden. Es gibt
- erworbene und
- hereditäre Angioödeme.
Erworbene Angioödeme werden entweder durch eine allergische Reaktion oder durch Medikamente ausgelöst. Bei einer Allergie ist der Botenstoff Histamin für die Schwellung verantwortlich, bei einem medikamentös bedingten Angioödem ein anderer Botenstoff namens Bradykinin.
Hereditäre Angioödeme, die deutlich seltener vorkommen, lassen sich auf Gendefekte zurückführen (hereditär bedeutet erblich). Diese führen zu einem Mangel an einem Stoff namens C1-Inhibitor oder zu einer gestörten Funktion dieses Stoffes. Der C1-Inhibitor ist an der Regulation der Konzentration des Botenstoffes Bradykinin beteiligt. Ist zu wenig des C1-Inhibitors vorhanden oder ist dessen Funktion gestört, bildet der Körper zu viel Bradykinin. Durch den Bradykinin-Überschuss kommt es zu den Schwellungen.
Die Behandlung muss sich nach der Form – also der genauen Ursache – richten, nur dann lassen sich die Beschwerden wirksam lindern. Welche Form vorliegt, lässt sich durch eine sorgfältige Diagnostik abklären. In der Praxis erfolgt diese aber meist erst nach einem ersten Behandlungsversuch: Ein Angioödem ungeklärter Ursache wird in der Regel zunächst wie ein erworbenes behandelt, weil diese Form mit Abstand am häufigsten vorkommt.
Schlägt die Behandlung nicht an, findet eine weiterführende Diagnostik statt. Erweist sich das Angioödem dabei als erblich bedingt, kommen zur Behandlung andere Mittel zum Einsatz.
Angioödem – Behandlung im Notfall
Ein Angioödem mit kann mit lebensbedrohlichen Schwellungen im Bereich der Atemwege einhergehen, die unter anderem Atemnot verursachen. Bei manchen Erkrankten verursacht ein Angioödem zudem ausgeprägte Ansammlungen von Flüssigkeit in der Bauchhöhle, die zu einem starken Blutdruckabfall führen können – bis hin zum Schock.
Bei entsprechenden Anzeichen gilt es, sofort den Rettungsdienst (112) zu rufen. Die Rettungskräfte werden sich zunächst darum kümmern, die betroffene Person außer Lebensgefahr zu bringen. Bei einem Angioödem in den Atemwegen kann es dazu notwendig sein, ihr Sauerstoff zu verabreichen, etwa über eine Maske oder einen Schlauch, der in die Luftröhre eingeführt wird.
Entscheidend ist zudem, die Schwellungen schnellstmöglich zum Abklingen zu bringen. Dazu stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Im Falle eines allergischen Angioödems helfen Adrenalin, Antihistaminika und Glukokortikoide.
Steckt ein durch einen Gendefekt hervorgerufenes Angioödem hinter den Beschwerden, was äußerst selten der Fall ist, wirken diese Arzneien nicht. Zur Behandlung verabreichen die Ärztinnen und Ärzte dann andere Wirkstoffe.
Behandlung beim erworbenen Angioödem
Ein erworbenes Angioödem lässt sich durch Medikamente lindern. Zur Behandlung kommen entweder Antihistaminika oder, in schwereren Fällen, Glukokortikoide infrage. Langfristig lassen sich die Beschwerden im besten Fall durch eine einfache Maßnahme unter Kontrolle bringen: Die betroffene Person sollte versuchen, den oder die Auslöser zu identifizieren und zu meiden. Im Falle eines allergischen Angioödems ist es dazu notwendig, die Art der Allergie zu klären, um Kontakte mit dem Allergen so gut es geht verhindern zu können.
Ähnliches gilt für das durch Medikamente hervorgerufene Angioödem: Die Schwellungen gehen zurück, wenn die oder der Erkrankte das ursächliche Mittel absetzt. Im Hinblick auf die Erkrankung, deretwegen das Medikament eingenommen wurde, sollte das jedoch unbedingt in ärztlicher Begleitung geschehen. Die Ärztin oder der Arzt wird über andere Möglichkeiten der Behandlung beraten.
Behandlung beim hereditären Angioödem
Ein hereditäres Angioödem tritt typischerweise immer wieder auf und lässt sich nicht ursächlich heilen. Die Schwellungen bilden sich aber von selbst wieder zurück, in der Regel nach spätestens einer Woche. Eine Behandlung ist notwendig, wenn die Schwellungen die betroffene Person belasten oder gefährliche Ausmaße annehmen.
Wichtiger Bestandteil der Behandlung sind bestimmte Medikamente, durch die sich die meisten Beschwerden gut in den Griff bekommen lassen. Die Arzneien wirken der Ausschüttung des für die Schwellungen verantwortlichen Hormons Bradykinin entgegen. Je nach Schwere und Häufigkeit der Anfälle bekommen die Erkrankten die Medikamente für den Akutfall oder auch zur dauerhaften Behandlung verordnet.
Darüber hinaus erhalten sie und ihre Angehörigen normalerweise Schulungen, in denen sie ausführlich über den bestmöglichen Umgang mit ihrer Krankheit informiert werden. (Mehr zur Behandlung und Lebenserwartung beim hereditären Angioödem erfahren Sie im Artikel Hereditäres Angioödem – was das ist und wie es sich äußert.)