Der vom Dauerregen durchweichte Boden bot keinen Halt mehr: An der Ostsee ist ein Teil der Küste abgebrochen – und riss ein Touristenziel mit sich.
Gerade erst hatte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) vor Spaziergängen an der Ostsee gewarnt, jetzt wird deutlich, wie groß die Gefahr ist: Tonnenschwere Bunkerreste liegen am Ostseestrand von Ahrenshoop, dahinter ist ein ganzer Hang abgerutscht.
„Die Bunkeranlage im Ortsteil Niehagen ist augenscheinlich über Nacht oder in den frühen Morgenstunden hinabgestürzt“, schrieb Ahrenshoops Bürgermeister Benjamin Heinke (CDU) am Sonntag bei Facebook. Zu Schaden gekommen ist offenbar niemand.
Lebensgefährlich: Tourist war kurz vorher noch auf Bunker
Der Bunker stammt aus der Zeit des Kalten Krieges, die Nationale Volksarmee der DDR hatte ihn errichtet. Als Lost Place war er unter anderem bei Touristen aus der ganzen Republik beliebt, ebenso wie der nahe „Geisterwald“. Auf Facebook postete ein Urlauber Fotos von sich auf der Anlage. Da habe er vor Kurzem wohl Glück gehabt, schrieb der Mann dazu.
Einheimische zeigten sich von dem inzwischen gelöschten Kommentar entsetzt: Das Gebiet sei wegen Lebensgefahr abgesperrt gewesen.
Bürgermeister von Ahrenshoop: „Mir wäre es am liebsten …“
Was nun aus dem Bunker wird, ist unklar. „Im nächsten Schritt werden wir uns mit den zuständigen Ämtern austauschen, ob und wie mit der nun am Strand liegenden Bunkeranlage umgegangen werden muss“, schrieb der Bürgermeister. Der „Bild“-Zeitung sagte er: „Mir wäre es am liebsten, wenn das Ding da einfach liegen bleiben könnte.“
Der kleinen Gemeinde mit rund 700 Einwohnern fehle das Geld für einen Abtransport oder eine Sprengung, hieß es. Der abgerutschte Bunker könne vielleicht eine Art Wellenbrecher werden, um die Küste zu schützen.
Schon im vergangenen Sommer hatte Bürgermeister Heinke laut „Ostsee Zeitung“ befürchtet, dass der Bunker abrutschen könnte. Allerdings sei er da noch davon ausgegangen, dass die Anlage noch ein oder zwei Jahre überdauern werde. „Der anhaltende Regen der letzten Wochen hat den Vorgang nun wohl beschleunigt“, erklärte Heinke der Nachrichtenagentur dpa.
Regen und Sturm: Derzeit permanente Abbruchgefahr an Ostsee
Bei Facebook schrieb ein User, er habe 1983 in dem Bunker in einer Technischen Beobachtungskompanie (TBK) gedient. Damals seien es schätzungsweise noch 50 bis 60 Meter vom Bunker zur Abbruchkante gewesen. „Das Meer holt sich alles“, notierte eine andere Userin.
Infolge der natürlichen Küstenerosion wurde die Anlage im Laufe der Jahrzehnte unterspült. Einige Teile der Bunkeranlage waren bereits vor Jahren ins Meer gestürzt. Jetzt waren Sturmhochwasser angekündigt, die zur Warnung vor Abbrüchen führte, wie es jetzt in Nienhagen tatsächlich geschehen ist.