Oliver Baumann gilt als möglicher Kandidat für ein EM-Ticket im Sommer. Bundestrainer Julian Nagelsmann kennt er schon lange. Vor dem Turnier wünscht er sich mehr Zusammenhalt in Deutschland.
Seit fast zehn Jahren spielt Oliver Baumann für die TSG 1899 Hoffenheim. Der Mannschaftskapitän reifte in dieser Zeit zum deutschen Nationalspieler und wurde 2020 vom damaligen Bundestrainer Joachim Löw erstmals für das DFB-Team nominiert. Seitdem war der Torwart immer mal wieder im Kreise der Nationalelf dabei. Für einen Einsatz hat es aber noch nicht gereicht.
Das könnte sich bald ändern. Denn wenige Monate vor der Europameisterschaft in Deutschland zählt Baumann zum kleinen Kreise der Torhüter, die sich berechtigte Hoffnung auf eine Nominierung für den finalen Turnierkader machen können. Vor allem die gute Beziehung zum Bundestrainer könnte dem 33-Jährigen in die Karten spielen. Julian Nagelsmann war einst Baumanns Trainer in Hoffenheim.
Ob der Bundestrainer Baumann für die kommenden Länderspiele gegen Frankreich (23. März) und die Niederlande (26. März) nominiert, steht noch nicht final fest. Den Kader gibt Nagelsmann erst am Donnerstag um 14 Uhr bekannt. Mit Fulhams Bernd Leno und Frankfurts Kevin Trapp duelliert sich Baumann um den dritten Platz im DFB-Tor hinter Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen.
Mit t-online sprach der TSG-Profi nun exklusiv darüber, welcher Torhüter seiner Meinung nach im Kampf um die Nummer eins im DFB-Team die Nase vorn hat, wie Julian Nagelsmann als Bundestrainer im Vergleich zu seiner Hoffenheim-Zeit agiert und wie er die Stimmung rund um die Nationalelf kurz vor der EM wahrnimmt.
t-online: Herr Baumann, Sie spielen bei der TSG 1899 Hoffenheim eine überragende Saison, waren Ende vergangenen Jahres erneut für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. Klappt es jetzt im März mit dem ersten Länderspiel?
Oliver Baumann: Da müssen Sie den Bundestrainer fragen. Jedes Mal, wenn ich bei der Nationalelf dabei bin, ist natürlich der Wunsch da, dass es mit meinem ersten Spiel klappt. Ich weiß aber auch, dass die anstehende EM immer näher rückt und es immer weniger Möglichkeiten gibt, einen neuen Torhüter reinzuwerfen.
Sie sprechen von der Europameisterschaft in Deutschland in rund drei Monaten. Was macht der Gedanke mit Ihnen, bei einer Heim-EM dabei sein zu können?
Für mich wäre das ein riesiger Traum. Es wäre eine Auszeichnung und eine riesige Bestätigung für meinen Einsatz. Ich habe aber bis dahin noch eine ganze Menge Spiele mit Hoffenheim vor mir, in denen ich mit meiner Mannschaft erfolgreich sein will. Der Sommer fühlt sich aktuell weit weg an.
Am Wochenende standen Sie mit der TSG auswärts Eintracht Frankfurt gegenüber, verloren auch aufgrund zweier Platzverweise am Ende mit 1:3. Mit Kevin Trapp im Eintracht-Tor standen Sie einem potenziellen Konkurrenten um einen Platz im EM-Kader gegenüber. Wurmt Sie diese Niederlage deshalb besonders?
Es ärgert mich, dass und wie wir verloren haben. Wer dann auf der anderen Seite im Tor steht, spielt für mich da überhaupt keine Rolle. Ich schaue immer auf uns.
Wenn Manu fit ist, hat er Fähigkeiten, die kein anderer Torwart auf der Welt hat.
Oliver Baumann über Manuel Neuer
Dennoch: Wie bewerten Sie die Situation im Tor der deutschen Nationalelf? Gibt es eine klare Nummer eins?
Marc-André ter Stegen und Manuel Neuer hätten es beide verdient, die deutsche Nummer eins zu sein. Aber: Wenn Manu fit ist, hat er Fähigkeiten, die kein anderer Torwart auf der Welt hat.
Bei Torhütern lautet die Devise häufig: „Es kann nur einen geben.“ Wie definieren Sie Ihre eigene Rolle beim DFB?
Ich sehe mich in erster Linie als Teammitglied, wünsche mir aber natürlich, Deutschlands Nummer drei zu sein. Ich bin der Überzeugung, dass ich helfen kann – auf, aber auch neben dem Platz. Ich will Julian (Bundestrainer Nagelsmann, Anm. d. Red.) die Entscheidung natürlich durch meine Leistungen und mein Auftreten so einfach wie möglich machen. Am Ende muss er entscheiden.