Das Unternehmen Tesla will seine „Gigafactory“ in Grünheide nahe Berlin erweitern. Bürger und Aktivisten stellen sich dagegen. t-online war vor Ort.
Da die Bürgerbefragung für die Politik nicht bindend ist, errichteten Aktivistinnen und Aktivisten in der Nacht zum vergangenen Mittwoch mehrere Baumhäuser im angrenzenden Wald. „Tesla stoppen“ nennt sich die Gruppe. t-online war bei der Waldbesetzung vor Ort und hat sich mit Aktivisten, Anwohnern und Mitarbeitern von Tesla unterhalten.
Wer sind die Menschen, die einen Wald besetzen?
Nur wenige Hundert Meter vom Werksgelände entfernt befindet sich der Eingang zum besetzten Gebiet. Es ist viel Betrieb in dem kleinen Teil des Waldes, in dem die Baumhäuser stehen. Es werden weitere Baumhäuser gebaut, es wird gekocht, und dann gibt es Führungen für Besucher oder Journalisten.
Die meisten der Waldbesetzer sind noch sehr jung. Es ist noch nicht lange her, da protestierte Aktivistin Lotta (20) noch jeden Freitag mit Fridays for Future für eine bessere Klimapolitik. Doch die Klimaaktivistin hatte das Gefühl, dass diese Demonstrationen nichts bringen. Bei der Waldbesetzung packt sie überall da an, wo sie helfen kann: Sie baut Baumhäuser mit, holt Material oder betreut Besucher. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Waldbesetzung hier ein großer Erfolg wird, wenn nicht sogar ein riesengroßer Erfolg“, sagt Lotta mit Überzeugung.
Auch Rene Sander ist Teil der Gruppe „Tesla stoppen“. Ihm persönlich geht es darum, ein Zeichen zu setzten gegen den Ausbau der Fabrik. Er kommt selbst aus der Region, und deshalb ist es ihm besonders wichtig: „Die Natur und Versorgung mit so elementaren Dingen wie Wasser darf nicht zurückstehen hinter Profitinteressen von Konzernen wie Tesla.“ Gerade in Grünheide werde deutlich, dass „für ein Unternehmen wie Tesla Extraregeln gelten. Es wird zuerst gebaut und danach einfach genehmigt.“
Faktencheck: Setzt sich Telsa über geltendes Recht hinweg?
Bereits mit Beginn des Baus der ersten Fabrik schaffte Tesla schnell Fakten. Noch bevor eine umweltrechtliche Genehmigung der Fabrik im Jahr 2020 vorlag, begann der Konzern mit den Rodungsarbeiten. Das Umweltamt hatte zuvor zwar seine Genehmigung für die Rodung erteilt, allerdings nur unter der Prämisse, dass Tesla den alten Zustand wiederherstellen müsse, sollte die umweltrechtliche Genehmigung nicht erteilt werden. Erst im Juli des vergangenen Jahres stellten Prüfer eine illegale, also nicht genehmigte Dieseltankstelle auf dem Gelände der Fabrik fest.
Die Prüfer ordneten zwar den Abbau der Anlage an, nach einer Recherche des Magazins „Stern“ waren zu dieser Zeit bereits 250 Liter Kraftstoff ausgelaufen. Tesla hatte die Tankstelle unter einem „weißen Partyzelt“ versteckt. Bereits zuvor war das Betanken von Baufahrzeugen im Bereich der Baustelle aufgrund des dortigen Wasserschutzgebietes verboten gewesen. Tesla soll sich an diese Auflage ebenfalls nicht gehalten haben. Im Nachhinein erfolgte eine Genehmigung durch das Landesamt für Umwelt.
Doch nicht nur bei klassischen Tankstellen scheint der Tesla-Konzern den Genehmigungsverfahren einen Schritt voraus zu sein. Schnellladesäulen für Elektroautos, die sogenannten „Super Charger“, sind in Deutschland verboten. Rund um das Werk in Grünheide sind diese allerdings ebenso zu finden wie an anderen Standorten in Deutschland. Tesla betreibt derzeit rund 1.800 dieser Elektroladestationen.