Bekifft am Lenkrad? Mit welchen Folgen Konsumenten von Cannabis rechnen müssen, wenn sie im Auto von der Polizei erwischt werden.
Das Wichtigste im Überblick
Kiffen soll legal werden. Die Legalisierung von Cannabis für Erwachsene bringt aber auch viele Fragen mit sich. Was gilt beispielsweise im Straßenverkehr? Hier sind alle Infos.
Wie verbreitet ist Cannabis?
Cannabis ist nach Alkohol das am zweithäufigsten konsumierte Rauschmittel in Deutschland, häufig bei jüngeren Menschen:
In einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2018 zeigte sich, dass jeder zehnte 12- bis 17-Jährige schon einmal Cannabis konsumiert hat. Gut vier von zehn jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren haben schon einmal Cannabis konsumiert (42,5 Prozent). Cannabiskonsum öfter als zehnmal in den vergangenen zwölf Monaten war bei 1,6 Prozent der Jugendlichen und 6,9 Prozent der jungen Erwachsenen gegeben.
Die Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit werden allerdings häufig unterschätzt: In einer repräsentativen Umfrage des TÜV-Verbands stuften 79 Prozent Alkohol beim Autofahren als „sehr gefährlich“ ein – bei Cannabis waren es 61 Prozent. Nur 47 Prozent gaben an, sich über die Regelungen zu Cannabis im Straßenverkehr gut informiert zu fühlen.
So verändert Cannabis das Fahrverhalten
„Der Konsum von Cannabis beeinflusst das Urteilsvermögen, die motorische Koordination und die Reaktionszeit. Das sind wichtige Fähigkeiten, die für sicheres Fahren erforderlich sind“, warnt Marc-Philipp Waschke, Referent für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. Anders als bei Alkohol sind die Beeinträchtigungen durch Cannabis bislang weniger gut erforscht. „Je nach Produkttyp, Konsumart, konsumierter Menge und potenzieller Toleranz einer Person kann sich der Cannabiskonsum unterschiedlich auswirken“, sagt er.
Der Verband plädiert dafür, den Konsum und das Führen eines Fahrzeugs strikt voneinander zu trennen. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass der Konsum und die Wirkung von Cannabis harmlos oder effektlos für die Fahrsicherheit seien, heißt es.
Wie viele Unfälle werden unter Cannabiseinfluss verursacht?
Das lässt sich nicht sagen. In der amtlichen Unfallstatistik wird bis dato nicht zwischen Cannabis und anderen Drogen unterschieden. Unfälle, die sich unter dem Einfluss von Cannabis ereignen, werden unter der Sammelkategorie „andere berauschende Mittel“ in der Unfallstatistik zusammengefasst.
Strafen: Das droht Autofahrern unter Cannabiseinfluss
Rechtlich gesehen gehört Cannabis zu den „weichen“ Drogen. Während nach dem Konsum harter Drogen wie Ecstasy, Kokain oder Heroin und einer anschließenden Verkehrskontrolle schon Eignungszweifel für Fahren eines Autos erweckt werden, ist das bei Cannabis anders: Hier unterscheidet das Recht zwischen einmaligem, gelegentlichem und regelmäßigem Konsum.
Wer einmal Cannabis konsumiert und das nicht während oder kurz vor einer Autofahrt tut, hat nichts zu befürchten, erklärt ADAC-Clubjuristin Christina Benecke. Auch wenn Sie einmal bekifft am Steuer erwischt werden, bedeutet das nicht, dass die Behörden Sie automatisch als ungeeignet zum Führen eines Autos einstufen und den Führerschein einkassieren.
Das war einmal anders: Noch vor einigen Jahren führte eine einmalige Autofahrt unter Cannabis automatisch zum Führerscheinentzug. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig urteilte 2019 jedoch: „Allein der erstmalige Verstoß gegen die gebotene Trennung von Konsum und Fahren rechtfertigt in der Regel nicht die Annahme, dass sich der Betroffene als ungeeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen erwiesen hat.“
Dennoch: Wer Cannabis geraucht hat und aktiv am Straßenverkehr teilnimmt, riskiert bereits beim erstmaligen Verstoß ein Bußgeld in Höhe von 500 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot von einem Monat – auch dann, wenn die Polizei gar keine Auffälligkeiten festgestellt hat.
THC-Grenzwert spielt bei Strafen eine Rolle
Dabei spielt der THC-Grenzwert eine Rolle (mehr dazu siehe unten). Die Überschreitung dieses Grenzwerts reicht. Die Führerscheinstelle kann auch in diesem Fall schon eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) verordnen. Was bei der MPU passiert, lesen Sie hier. Bei mehrfachen Verstößen kann der Führerschein auch komplett eingezogen werden – beispielsweise aufgrund mangelnder Trennung von Konsum und Autofahren.
Je häufiger der Konsum, desto strenger sind auch die Behörden. Unter „gelegentlichem Konsum“ verstehe man schon einen Joint im Monat, sagt ADAC-Clubjuristin Benecke. Das können die Behörden beispielsweise durch Äußerungen des Betroffenen herausfinden.
Bei regelmäßigem, also täglichem oder fast täglichem Konsum, gelten Sie als ungeeignet, ein Fahrzeug zu führen. Falls Sie dennoch erwischt werden und die Behörden den Konsum nachweisen können, ist der Führerschein weg und Sie müssen mindestens zwölf Monate nachweisen, dass Sie keine Drogen mehr konsumieren.