Mit dem FC St. Pauli ist Fabian Hürzeler gerade in die Bundesliga aufgestiegen, jetzt lockt die Premier League. Die Trennung ist für beide Seiten gut.
Es muss wie in einem Märchen gewesen sein, was sich da am 12. Mai am Millerntor auf St. Pauli abgespielt hat. Soeben gewann der FC St. Pauli mit 3:1 gegen Osnabrück und sicherte sich den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Fabian Hürzeler wurde auf Händen über den Rasen getragen, der Prinz war quasi zum König geworden. Jetzt, einen Monat später, ist das braun-weiße Märchen erst einmal vorbei. Trainer Hürzeler wird den Verein höchstwahrscheinlich verlassen und in England anheuern, bei Brighton & Hove Albion in der Premier League. Das ist für alle Seiten Fluch und Segen zugleich.
Diese Trennung ist schmerzhaft für den FC St. Pauli. Nur 55 Spiele hat Fabian Hürzeler gebraucht, um den inkonstanten Abstiegskandidaten zum souveränen Zweitligameister zu formen. Zur Erinnerung: Als der 31-Jährige Ende 2022 die Truppe von Timo Schultz übernahm, lag St. Pauli nur einen einzigen Punkt vor dem damaligen Tabellenletzten Sandhausen. Die Bundesliga? Ungefähr so weit weg wie die Erde von der Sonne.
Für einen Trainer aus der zweiten Liga ist ein Angebot eines ambitionierten Premier-League-Vereins eine Chance, die er nutzen muss. Es ist eine der besten Ligen der Welt, in der man sich mit Größen wie Pep Guardiola messen kann. Und es ist die logische Konsequenz aus Fabian Hürzelers bisherigem Weg: Mit 23 stieg er als Spielertrainer mit Pipinsried in die Regionalliga auf. Parallel wurde er Co-Trainer der U20- und der U18-Nationalmannschaft. Dann rief der FC St. Pauli. Wenige Trainer haben in jungen Jahren so viel Erfahrung gesammelt und ihre eigene Karriere so akribisch aufgebaut. Dazu gehört auch, eine erfolgreiche Zeit vorzeitig zu beenden, wenn der nächste Schritt möglich ist.
Brighton verfügt wirtschaftlich über ganz andere Möglichkeiten als St. Pauli. Deswegen können die „Boys in Brown“ den Trainerwechsel finanziell verschmerzen: Zwischen 6 und 7 Millionen Euro plus Prämien soll Brighton als Ablösesumme ans Millerntor überweisen, berichten Sky und der „Kicker“. Viel Geld für einen Verein, dessen bisherige Rekordtransfereinnahme bei 4,5 Millionen Euro liegt. Wie gut Fabian Hürzelers Fußball mit St. Pauli in der Bundesliga funktioniert hätte, diese Frage wird nun – leider – nicht beantwortet. Doch das ist zugleich eine große Chance für den Kiezklub: Die hohe Ablösesumme hilft dabei, sich noch besser für die neue Saison zu rüsten. Schließlich geht es vor allem darum, nicht direkt wieder abzusteigen.
Durch den Bundesliga-Aufstieg, das immer ausverkaufte Stadion und nicht zuletzt die Fans ist der FC St. Pauli sowieso ein attraktiver Verein. Dank Fabian Hürzeler gibt es noch einen weiteren Punkt auf der Liste: Wer hier gute Arbeit leistet, gerät ins Blickfeld der internationalen Fußballszene. Der „neue Hürzeler“ auf St. Pauli könnte Christian Eichner vom Karlsruher SC werden. Auch der ist noch jung und gilt als spannender Trainer, der mit geringen Mitteln sehr viel erreichen kann. Eine Kombi, mit der St. Pauli zuletzt schon ziemlich gute Erfahrungen gesammelt hat.