Der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe schießt scharf gegen einen Kollegen, der bei der EM pfeift. Es geht um dessen Vergangenheit.
Beim EM-Spiel zwischen Italien und Albanien (2:1) stand am Samstagabend ein Schiedsrichter auf dem Platz, der kein Unbekannter ist. Felix Zwayer pfiff 2012 erstmals in der Bundesliga, als Fifa-Unparteiischer war er bei WM-Qualifikationen und EM sowie in der Champions League eingesetzt. Doch Felix Zwayer hat auch eine dunkle Vergangenheit: Er war 2005 Teil einer Gruppe von vier Berliner Schiedsrichtern, die in einen Spielmanipulationsskandal verwickelt waren.
Dass Zwayer bei der EM im eigenen Land überhaupt pfeift, ist für seinen ehemaligen DFB-Schiedsrichterkollegen Manuel Gräfe „die größte Schande in der glorreichen Geschichte deutscher Schiedsrichter im vergangenen Jahrzehnt“. Ein Unparteiischer, der in Spielmanipulation verwickelt war und darüber lange Zeit geschwiegen habe und weitere Vergehen ermöglicht habe“, sei für ein EM-Spiel nominiert worden, ereiferte sich Gräfe auf der Plattform X nach dem Spiel. Und legte sogar nach: „Passt in diese seltsame Zeit, in der Verbindungen viel wichtiger sind als Werte und Leistung (er ist bestenfalls Durchschnitt)“. Beim Spiel zwischen Italien und Albanien hatte es allerdings seitens der Teams oder der Offiziellen keine Beanstandungen an Zwayers Leistung gegeben.
Zwayer hatte den Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer mit ins Rollen gebracht. Da er aber die Manipulationen nicht gleich gemeldet hatte, wurde er für sechs Monate gesperrt. Es wurden außerdem Vorwürfe laut, er habe 300 Euro angenommen, um als Linienrichter kritische Situationen für Wuppertal im Spiel gegen Werder Bremen zu vermeiden. Der Schiedsrichter hat dies immer wieder verneint.
Manuel Gräfe hat dennoch diese Vorwürfe immer wieder ins Spiel gebracht, auch jetzt wieder auf X. In Zwayers Karriere gab es umstrittene Situationen. Beim Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München in der Saison 2021/2022 wurde Zwayers Leistung von mehreren Spielern und Experten kritisiert. So soll er einen wohl klaren Elfmeter nicht gegeben haben. Zu den Kritikern gehörte auch damals Manuel Gräfe.
Auf X wurde vermutet, dass Gräfe aus Gründen gegen seinen ehemaligen Kollegen schieße. „Kannst du ihn nicht einmal loben, wenn er ein gutes Spiel gemacht hat? Die Vorgeschichte kennt jeder bestens, der dir länger als 1 Tag auf Twitter folgt. Es wirkt wirklich so, als gäbe es da auch ein persönliches Problem zwischen euch/bei dir..“, vermutete ein Nutzer. Gräfe sagte, er teile nur seine Meinung und die „vieler anderer“.
Der ehemalige Schiedsrichter hatte 2005 mit anderen Kollegen den Manipulationsskandal mit öffentlich gemacht. In der Saison 2010/2011 war er vom DFB als Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet worden. Seine Karriere ging 2021 zu Ende, weil er die Altersgrenze von 47 Jahren erreicht hatte. Dagegen klagte Gräfe mit dem Verweis auf Altersdiskriminierung. Das Landgericht Frankfurt hob 2023 die Grenze auf und sprach Gräfe einen Schadensersatz zu. Seinen Job beim DFB konnte er aber dennoch nicht mehr ausüben. Er warf dem DFB auch fehlende Transparenz bei der Schiedsrichterauswahl vor. Nach seinem Karriereende war Gräfe unter anderem beim ZDF als Experte tätig.