Ein Bild wird an einer Bushaltestelle in London gefunden. Beim Auktionshaus Christie’s könnte es viele Millionen Euro bringen.
Ein einst gestohlenes und in einer Plastiktüte wiederentdecktes Gemälde des italienischen Meisters Tizian wird im Juli bei Christie’s versteigert. Das Auktionshaus schätzt den Wert des Kunstwerks mit dem Titel „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ auf bis zu 25 Millionen Pfund, was etwa 29 Millionen Euro entspricht.
Das Gemälde aus dem 16. Jahrhundert zeigt Maria mit Jesus, während Josef zuschaut. Es wechselte mehrfach die Besitzer und hat eine bewegte Geschichte vorzuweisen: Es befand sich im Besitz von Herzögen, Erzherzögen und Kaisern des Heiligen Römischen Reiches, wurde von Napoleon geplündert und Ende des 20. Jahrhunderts gestohlen, erklärte Christie’s in einer Pressemitteilung im April.
Nachdem das Bild mehreren österreichischen Herrschern gehört hatte, kam es ins Belvedere Museum Wien. Dort wurde es im Jahr 1809 von französischen Truppen beschlagnahmt.
Später erwarb es der britische Kunsthändler Hugh Andrew Johnstone Munro von Novar, bevor es 1878 bei einer Christie’s-Auktion vom Diplomaten John Thynne, dem Marquess von Bath, erworben wurde. 1995 wurde es aus dem Familiensitz Longleat in Westengland gestohlen und sieben Jahre später wiederentdeckt, nachdem 100.000 Pfund Sterling Belohnung ausgesetzt worden waren.
Der aktuelle Marquess von Bath, Ceawlin Thynn, hat sich nun entschieden, das Bild versteigern zu lassen. Laut Christie’s-Experte Andrew Fletcher handelt es sich um ein bedeutendes Werk: „Dies ist das wichtigste Werk Tizians, das seit mehr als einer Generation auf den Auktionsmarkt kommt, und eines der wenigen Meisterwerke des Künstlers, die sich noch in Privatbesitz befinden“. Er fügte hinzu, das Bild sei ein herausragendes Beispiel für den innovativen Umgang des Künstlers mit Farbe und Darstellung der menschlichen Form in der natürlichen Welt.
Christie’s gab bekannt, das Bild werde am 2. Juli im Rahmen der Aktion „Old Masters Part I“ in London versteigert.