Wenn um einen Zeckenstich eine ringförmige Rötung erscheint, kann das eine Wanderröte sein. Wie sie aussieht und was dann zu tun ist.
Wer nach einem Zeckenstich eine kreisförmige Rötung um die Einstichstelle entdeckt, muss nicht in Panik verfallen, sollte aber unbedingt zur Ärztin oder zum Arzt gehen: Bei dem roten Kreis handelt es sich wahrscheinlich um eine sogenannte Wanderröte (Erythema migrans) und somit um das erste Anzeichen einer Borreliose.
Die Borreliose ist eine Erkrankung, die sich infolge eines Zeckenstiches entwickeln kann. Sie entsteht durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi, die durch manche Zecken während des Stechens auf den Menschen übertragen werden können. Der alltagssprachliche Begriff für die Erreger lautet Borrelien.
Die Infektion ist nicht gefährlich, sofern sie rechtzeitig mit Antibiotika behandelt wird. Ohne Therapie können sich die Erreger hingegen im gesamten Körper ausbreiten und erheblichen Schaden an verschiedenen Organen anrichten. Unter anderem kann es zu wiederkehrenden Gelenkentzündungen kommen. Zudem droht, wenn die Borrelien das Nervensystem befallen, eine sogenannte Neuroborreliose.
Diese entwickelt sich für gewöhnlich wenige Wochen bis Monate nach dem Stich und äußert sich in vielen Fällen durch Nervenschmerzen und Gesichtslähmungen. Bei Kindern zählen neben Gesichtslähmungen auch starke Kopfschmerzen zu den typischen Symptomen. (Mehr dazu erfahren Sie im Artikel So erkennen Sie eine Neuroborreliose.)
Um derartige Komplikationen zu verhindern, ist es wichtig, Anzeichen für eine Wanderröte möglichst zeitnah ärztlich abklären zu lassen.
Übrigens: Oftmals ist von einem „Zeckenbiss“ die Rede, was aus wissenschaftlicher Sicht aber nicht stimmt. Zecken beißen nicht, sondern sie stechen.
Wanderröte nach Zeckenstich – so ist sie zu erkennen
Die Wanderröte ist typischerweise als ringförmige Hautrötung um den Zeckenstich zu erkennen, die meist nicht mit Schmerzen einhergeht. Einige Betroffene verspüren jedoch Juckreiz im Bereich der Rötung.
Die Wanderröte tritt frühestens drei Tage (in der Regel ein bis zwei Wochen, selten später) nach dem Zeckenstich in Erscheinung und ist mindestens fünf Zentimeter groß. Anhand dieser Merkmale lässt sie sich meist problemlos von der deutlich kleineren Rötung unterscheiden, die direkt nach dem Stich an der Einstichstelle auftreten kann, sich nicht ausbreitet und kein Anzeichen für eine Borreliose ist.
Die Wanderröte entsteht dadurch, dass sich der Körper gegen die Bakterien wehrt, es also zu einer Entzündungsreaktion kommt. Da sich die Erreger vom Stich aus kreisförmig in der Haut ausbreiten, „wandert“ die Entzündung mit, welche sich durch die Rötung äußert. So erklärt sich der Begriff.
Borreliose macht sich fast immer durch Wanderröte bemerkbar
Wer nach einem Zeckenstich keine Wanderröte bei sich feststellt, hat in der Regel keine Borreliose zu befürchten: Bei ungefähr 90 von 100 Infizierten beginnt die Borreliose mit der Wanderröte. Die Wanderröte bleibt also selten aus.
Sie kann allerdings gelegentlich anders aussehen als beschrieben. Bei einigen Betroffenen ist sie zum Beispiel eher fleckig oder am Rand erhaben. Zudem kann eine Wanderröte auch an anderen Körperstellen auftreten.
Gut zu wissen: Eine weitaus seltenere durch Zecken übertragene Infektion als die Borreliose ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Dabei handelt es sich um eine durch Viren ausgelöste Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Die typischen ersten Anzeichen dafür sind grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und ein Krankheitsgefühl.
Nach Zeckenstich nicht nur auf Wanderröte achten
Obgleich sich eine Borreliose fast immer mit einer Wanderröte ankündigt, ist es empfehlenswert, nach einem Zeckenstich auch auf andere mögliche Symptome der Infektion zu achten: Mitunter – wenn auch selten – ruft eine Borreliose grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Muskelschmerzen, Müdigkeit und Kopfweh hervor.
Ein weiteres seltenes Symptom ist ein sogenanntes Lymphozytom. Dabei handelt es sich um eine rot-bläuliche, feste, knotenförmige Schwellung an Ohrläppchen, Brustwarze oder im Intimbereich. Diese kann sich bereits in den ersten Wochen entwickeln. Im späteren Verlauf der Borreliose können dann mehrere solcher Hautknoten hinzukommen.
Wenn sich nach einem Zeckenstich keine Wanderröte bildet, kann ein Besuch in einer ärztlichen Praxis also dennoch ratsam sein – dann nämlich, wenn die oder der Betroffene andere Symptome bei sich feststellt.
Die Ärztin oder der Arzt kann dann bestimmte Untersuchungen durchführen, um herauszufinden, ob tatsächlich eine Borreliose dahintersteckt. Beispielsweise kann das Blut auf Antikörper gegen die Erreger untersucht werden. Das sind Abwehrstoffe, die der Körper bei einer Infektion herstellt. Bei Anzeichen für eine Neuroborreliose, bei der das Nervensystem von der Erkrankung betroffen ist, sind Antikörper meist auch im Nervenwasser vorhanden. Dieses kann die Ärztin oder der Arzt mithilfe einer Spritze aus dem Rückenmarkskanal entnehmen.
Auf die Antikörperbestimmung ist allerdings nur bedingt Verlass. Denn mitunter dauert es einige Wochen, bis sich bei einer Borreliose Antikörper nachweisen lassen. Zu Beginn der Borreliose kann der Test also trotz Infektion falsch-negativ ausfallen.