Am Samstagabend hat die Hauptbühne bei Rock im Park den Jungs aus Chemnitz gehört. Eine Sache hat die Menge zum Jubeln gebracht – eine andere zum Schmunzeln.
Es ist Punkt 19 Uhr – als Kraftklub die Bühne bei Rock im Park betreten. Die Jungs um Frontmann Felix Brummer brauchen keine Minute, um die Menge in Nürnberg auf Betriebstemperatur zu bringen. Dort halten sie ihre Fans auch für die nächsten anderthalb Stunden fast durchgängig – nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit einer kuriosen Bitte und einer ernsten Botschaft.
Mit „Songs für Liam“ starten Kraftklub mit einem ihrer älteren Lieder in den Abend. Den Fans gefällt es offenbar – sie bedanken sich mit großzügigem Applaus. Doch auch die Band um Felix Brummer und seinen Bruder Till scheint schnell ihren Gefallen an dem Auftritt auf der Utopia Stage – der größten Bühne bei Rock im Park – zu finden.
„Es ist schon 7 Jahre her, dass wir das letzte Mal da waren“, lässt Felix Brummer die Menge wissen. Um direkt hinterherzuschieben: „Wir haben uns hier durch wirklich jeden Floor gespielt, bis wir heute endlich auf der Main Stage gelandet sind.“
Kurz teilen sich Kraftklub die größte Bühne des Festivals dann noch einmal mit Wanda für einen gemeinsamen Song – die Österreicher hatten ihren Auftritt direkt davor. Mit den Worten „es kam gerade jemand von Backstage auf der Bühne, jetzt wollen wir das umdrehen und runter zu euch gehen“, verabschiedet Brummer Wanda und macht sich mit seiner Band tatsächlich auf den Weg Richtung Menge.
Noch bevor er mit „Kein Liebeslied“ den nächsten Song anstimmt, überrascht er seine Fans mit einer Bitte. „Nehmt euch mal etwas Me-Time und kniet euch hin, damit die weiter hinten uns auch sehen“, rief der Frontmann dem Publikum zu. Das folgt auch brav, danach geht es erst einmal ruhiger zu.
Nachdem Kraftklub – schon wieder zurück auf der Bühne – mit „Ich will nicht nach Berlin“ Rock im Park wieder zum Tanzen brachte, ergreift Felix Brummer abermals das Mikrofon – um ernstere Töne anzuschlagen. „Wisst ihr eigentlich, wo wir herkommen? Aus dem Osten. Da gibt es eine Menge Faschos“, so der Sänger.
Man wolle niemanden vorschreiben, was er zu denken habe. „Aber da drüben war einmal ein Hakenkreuz“, sagt Brummer und zeigt auf die Zeppelintribüne – die direkt neben dem Festivalgelände steht. „Kraftklub ist gegen Rassismus, Faschismus, Homophobie und gegen die verfickte AfD“, brüllt der Sänger. Er erntet dafür den lautesten Applaus, seit er auf der Bühne steht.
Einen Song später muss Brummer einräumen, dass er wohl doch nicht ortskundig in Nürnberg ist und fragt: „Ich habe jetzt den ganzen Song lang überlegt, das war doch da drüben, wo die das Hakenkreuz in die Luft gesprengt haben?“ Geschenkt – das Publikum nimmt es ihm nicht übel, die Nürnberger schmunzeln.
Kurz vor 20.30 Uhr ist dann auch schon wieder Schluss. „Ich hoffe, es dauert keine sieben Jahre, bis wir wieder kommen“, sagt Brummer, kurz bevor die Jungs die Bühne für den Hauptact des Abends räumen – Måneskin aus Italien. „Ihr wisst ja, ein Slot steht uns noch bevor. Irgendwann werden wir auf dieser Bühne spielen, wenn es dunkel ist.“