Baumgart-Abgang und CAS-Urteil: Der 1. FC Köln versucht nach dem schwarzen Donnerstag die Wende in der Krise. Die FC-Bosse zeigen sich zwar kämpferisch, jedoch ohne Selbstkritik.
Als die Pressekonferenz am Geißbockheim am Freitagmittag beginnen sollte, wurde es noch einmal hektisch. Wenige Minuten vor 12 Uhr wurde ein Dokument geleakt, eine handschriftliche Notiz von Christian Keller. Es war das Angebot, das der FC dem slowenischen Club Olimpija Ljubljana im letzten Moment noch unterbreitet hatte, um eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen und ein Urteil vor dem CAS (Internationaler Sportgerichtshof) zu vermeiden.
Letztlich kam es zu dieser Einigung nicht. Der Vorwurf der Slowenen, der FC hätte versucht, damit zu bestechen, führt jedoch ins Leere. Dennoch herrschte unter den FC-Verantwortlichen noch einmal Unruhe, und diese konnten die Bosse in der darauffolgenden Stunde nicht vertreiben.
Überraschender Optimismus nach dem Tiefschlag
Sport-Geschäftsführer Christian Keller, Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff und Präsident Werner Wolf standen insgesamt 58 Minuten den Journalisten Rede und Antwort. Sie mussten sich zur Entlassung von Steffen Baumgart äußern und die einjährige Transfersperre erklären, die der CAS bestätigt hatte. Doch die größte Frage war: Wie geht es mit dem angeschlagenen Club weiter?
Das Trio versuchte sich im Optimismus. In jeder Herausforderung liege eine Chance, sagte Keller. Das Fundament sei solide, der FC eigentlich auf einem guten Weg, sagte Wolf. Die finanzielle Sanierung gehe gut voran, sagte Türoff. Worte, die Zuversicht ausstrahlen sollten. Jedoch Worte, die vor allem eines vermissen ließen: Selbstkritik.
Weder Selbstkritik noch eine Entschuldigung
Denn die gab es von den Verantwortlichen praktisch nicht zu hören. Am nächsten kam Keller einem Eingeständnis, dass auch er zu Baumgarts Scheitern beitragen hätte. Doch er beließ es bei dem Hinweis, dass ein Trainer nie allein verantwortlich sei. Türoff wiederum gestand, dass man in den vergangenen Monaten diverse interne Prozesse und Strukturen im Club verändert habe, nachdem der Transfer von Jaka Cuber Potocnik die FIFA und dann den CAS auf den Plan gerufen hatte.
Doch weder Keller noch Wolf sahen Gründe, sich und die eigene Position zu hinterfragen. Beide schlossen Rücktritte kategorisch aus. Außerdem fehlte das, was sich so mancher Fan gewünscht hatte – immerhin sahen in der Spitze bis zu 10.000 Anhänger die Pressekonferenz live auf YouTube: eine Entschuldigung. Dabei hätte wohl genau ein solches Signal der Demut so manchen Fan besänftigt und gezeigt, dass die Verantwortlichen sehr wohl wissen, wem der FC am Ende gehört: den über 130.000 Mitgliedern.
Kellers emotionaler Moment
Am nächsten kam einem solchen Zeichen der Sportchef. Keller, fasste sich am Ende der Pressekonferenz ein Herz. „Ich habe eine Überschrift gelesen: ‚pokalypse beim FC!‘ Vielleicht ist heute aber auch Tag eins beim FC. Ob Apokalypse oder Tag eins, entscheidet unsere Haltung. Unser Blick geht nach vorne. Wenn wir jetzt denken, es ist die Apokalypse, und wir arbeiten so, dann ist es auch so. Wenn wir aber darin eine Chance sehen, dann kann es auch gelingen. Diese Haltung wird den FC in den nächsten Monaten tragen.“
Und weiter sagte Keller: „Diesen Appell will ich an die Fans richten. Ihr könnt Euch darauf verlassen: Wenn die Mannschaft am 2. Januar hier aufläuft, wird die Mannschaft daran glauben, dass es möglich ist. Und dann wird die Mannschaft auch so agieren. Und wir würden uns freuen, wenn möglichst viele auch dieser Überzeugung sind, dass es gelingen kann, damit wir mit diesem Blick in die restliche Rückserie gehen können. Dann können wir es schaffen.“
Und so wird Keller nun über Weihnachten den neuen Trainer suchen. Nach neuen Spielern braucht er sich nicht umzuschauen, die darf er erst wieder ab Januar 2025 verpflichten. Bis dahin hat der FC nur noch eine personelle Stellschraube im sportlichen Bereich: Und die ist die Nachfolge von Steffen Baumgart.