Jetzt aber: Mit dem kleinen LBX will Lexus die Herzen der Europäer erobern. Im Test hinterlässt der Crossover einen guten Eindruck.
Als Lexus 1989 ins Luxusgeschäft einstieg, war schiere Größe das Mittel zum Zweck. Das Flaggschiff LS 400 streckte sich auf über fünf Meter und hatte jedes nur erdenkliche Extra an Bord – nur leider kein Prestige. Eine staatstragende Erscheinung, die in den USA funktionierte, in Europa aber kaum mehr als eine Randnotiz wert war.
35 Jahre später backt Toyotas Luxusableger deutlich kleinere Brötchen. Mit dem nur 4,19 Meter langen LBX rollt am 15. März der kürzeste Lexus aller Zeiten zu den Händlern. Der kompakte Crossover soll vor allem in Europa die vergleichsweise homöopathischen Verkaufszahlen frisieren und auf Sicht das erfolgreichste Pony im Stall werden. Europaweit plant Lexus rund 24.000 Stück pro Jahr abzusetzen, 1.500 davon in Deutschland.
60 Kilo mehr für zusätzliche Dämmung
Seine Mission trägt der LBX bereits in den Namen gestanzt. Intern soll das „B“ für „Breakthrough” stehen, den langersehnten Durchbruch für die Marke im hart umkämpften europäischen Markt. Lexus will überwiegend Neukunden vom LBX überzeugen. Damit das gelingt, wurde reichlich in die Mitgift der kleinen Schmuckschatulle investiert.
Technisch ist der LBX nahezu identisch mit dem Toyota Yaris Cross und basiert auf der GA-B-Konzernplattform. Ansonsten ist vieles aufwändiger als beim bürgerlichen Bruder. So sollen von den rund 100 Kilogramm Mehrgewicht alleine 60 Kilo aufs Konto von zusätzlichem Dämmmaterial gehen, um sich von der vergleichsweise dünnhäutigen Yaris-Welt zu distanzieren.
Mindestens eine Liga höher
Optisch verbindet beide rein gar nichts. Mit einer sechs Zentimeter breiteren Spur sowie kürzeren Überhängen steht der LBX deutlich stämmiger und nicht so hochbeinig auf seinen mindestens 17 Zoll großen Rädern. Er wirkt dabei wertiger und moderner, mindestens schon eine Liga höher spielend. Vorne sehen wir das aktuelle Lexus-Gesicht mit dem neu interpretierten Diabolo-Grill, der gänzlich ohne Rahmen mit der Front verschmilzt. Darüber sitzen stylishe LED-Lichter, verbunden von einer quer spannenden Chromspange.
Die Fronthaube besteht aus gewichtssparendem Alu, rundum hat der LBX eine filigrane Beplankung an den Radkästen, die nicht so rustikal wie beim Yaris wirkt, am Heck das heute fast schon obligatorisch durchgehende Leuchtenband. Darunter in selbstbewussten großen Lettern der Markenname auf die Klappe geklebt.
Edler Innenraum, viele Assistenten
Auch die Abteilung für Inneres hat verstanden, dass auch ein Kurz-Lexus einen ordentlichen Schuss Noblesse an Bord haben sollte. So sind die Materialien entsprechend hochwertig, das Ambiente stilvoll und die Liste der Luxus-Extras extralang. Das Cockpit-Design ist schlicht und nicht überladen, mit wenigen Knöpfen zum Direktzugriff auf die wichtigsten Funktionen. Den 9,8-Zoll-Touchscreen platziert Lexus tiefer als beim Toyota-Bruder in der Mittelkonsole, was deutlich eleganter ausschaut.
Allerlei elektronische Helferlein fahren gratis oder gegen Aufpreis mit. Einige, die es bislang kaum ins B-Segment geschafft haben. Wie zum Beispiel ein vorausschauender Effizienz-Assistent, der über das Navisystem proaktiv den Verkehr analysiert und dem Hybrid-System beim Spritsparen hilft. Oder der digitale Fahrzeugschlüssel, mit dem man per Smartphone das Auto entriegeln und starten kann. Auch die elektromechanische Türöffnung E-Latch kommt von „oben“, sie verhindert unter anderem das Öffnen, wenn sich ein Radfahrer nähert.
Atmosphären statt Ausstattungen
Von Ausstattungslinien im klassischen Sinne will der kleine Lexus nichts mehr wissen – die heißen nun Atmosphären. Neben der Basis gibt es vier „Atmopheres“: Elegant und Relax, Emotion und Cool. Jede auf spezielle Zielgruppen abgestimmt, sagt Lexus. Bevor Kunden ihr Kreuzchen machen, sollten sie unbedingt probesitzen, denn für Fahrer über 1,90 Meter könnte es eng werden: Die bequemen Sitze lassen sich nicht weit genug zurückschieben. Im Fond bleibt den Passagieren dann ohnehin nur noch ein kleiner Spalt Knieraum. Zaubern kann eben auch Lexus nicht.