Beim ersten Finalspiel der NBA taucht überraschend Pep Guardiola auf. Seine Anwesenheit inspiriert besonders ein Team – zum Leidwesen von Dirk Nowitzki.
Aus Boston berichtet Alexander Kohne
So sieht man Pep Guardiola nicht oft: Zum Auftakt der Finalspiele der nordamerikanischen Basketballliga NBA zwischen den Boston Celtics und den Dallas Mavericks präsentierte sich der Startrainer von Manchester City mit umgekehrt aufgesetztem Basecap, weißen Sneakern, Freizeithose – und legerem Kapuzenpulli mit „Boston“-Aufdruck.
Und das half: Die favorisierten Celtics führten Dirk Nowitzkis langjähriges Team aus Texas am Donnerstagabend (Ortszeit) zeitweise vor und gewannen im stimmungsvollen TD Garden von Boston klar mit 107:89.
Guardiola dürfte es gefreut haben. Er pflegt eine besondere Beziehung zu Joe Mazzulla, dem Coach der Celtics. Dieser ist ausgewiesener Bewunderer des Katalanen und bezeichnete Guardiola noch im Februar als „besten Trainer auf jedem Level, in jedem Sport“.
Einen Tag vor der Partie waren die beiden taktikversessenen Übungsleiter noch in ein ebenso intensives wie gestenreiches Fachgespräch vertieft.
Und Mazzulla scheint daraus einige Inspirationen gezogen zu haben. Denn die favorisierten Celtics, die die beste Bilanz der regulären NBA-Saison aufweisen, ließen von Beginn an keinen Zweifel daran, dass für sie in diesem Jahr einzig der Titel zählt. Nach knapp einer halben Minute unterstrich Routinier Al Horford dies mit einem kompromisslosen Dunking, den ersten Punkte der Partie.
Doch Dallas um Dirk Nowitzkis legitimen Nachfolger Luka Dončić, der sein Team mit famosen Auftritten überraschend in die Finalserie führte, hielt dagegen und zog nach knapp sechs Minuten auf 9:5 davon.
In der Folge wechselte die Führung mehrfach – bis nach knapp acht Minuten in der Halle im Bundesstaat Massachusetts im Nordosten der USA erstmals Jubelstimmung aufkam. Der Grund: Die Rückkehr des zuvor fünf Wochen verletzten Kristaps Porziņģis, hinter dessen gesundheitlicher Verfassung vor der Endspielserie ein großes Fragezeichen stand.
Und dieses beseitigte der Lette innerhalb weniger Minute. Bis zum Ende des ersten Viertels sammelte er allein elf Punkte und die Celtics zogen auf 37:20 davon. Dabei führten sie die in dieser Phase überforderten Texaner mit einigen teils surreal anmutenden Passstafetten regelrecht sogar vor.
Daran konnte auch Maxi Kleber nichts ändern. Der Mavs-Forward stammt wie Nowitzki aus Würzburg und besitzt nicht nur deshalb in der texanischen Millionenmetropole einen besonderen Stellenwert. Dabei verkörpert er als Spezialist für Distanzwürfe und Defensivarbeit einen ganz anderen Spielertyp.
Obwohl Kleber sich von der Bank ins Spiel kommend voll reinhaute, gelang ihm sein erster Korb erst kurz vor der Halbzeit. Nach zeitweise 29 Punkten Vorsprung ging es für das fein abgestimmte Kollektiv der Celtics um die Stars Jayson Tatum, Jaylen Brown und Derrick White mit 63:42 in die Pause. Während den Hausherren alles zu gelingen schien, taten sich die Mavs schwer.
In Hälfte zwei kam Dallas dann besser ins Spiel und reduzierte den Rückstand Punkt um Punkt. Besonders der bis dahin etwas unglücklich – irgendwo zwischen Geniepässen und leichtfertigen Ballverlusten – agierende Dončić zeigte ein anderes Gesicht und übernahm mehr Verantwortung. Mit einem Dreier verkürzte der hochbegabte Slowene viereinhalb Minuten vor Ende des dritten Viertels sogar auf 64:72.
Spätestens da zogen die Celtics allerdings die Zügel an und innerhalb von drei Minuten auf 86:64 davon – mit krachenden Dunkings, raffinierten Distanzwürfen und vor allem einer bissigen Verteidigung. Ins letzte Viertel ging es mit 86:66.