Wo vorher ein Pflaster klebte, taucht plötzlich ein Ausschlag auf? Das kann auf eine „Pflasterallergie“ hinweisen. Was Betroffene dann tun können.
Das Wichtigste im Überblick
Hat ein Pflaster einmal eine Allergie ausgelöst, begleitet diese Pflasterallergie die betroffene Person ein Leben lang. Ein besonderes Problem ist das für Menschen, die über längere Zeit oder sogar ständig Pflaster tragen müssen – etwa zum Fixieren von Kathetern oder Schläuchen.
Wie belastend eine Pflasterallergie sein kann, erleben beispielsweise zunehmend auch Menschen mit Typ-1-Diabetes, die ein Gerät zur regelmäßigen Blutzuckermessung verwenden: Unter dem dazu auf die Haut geklebten Glukosesensor können Hautveränderungen auftreten, die teils allergisch bedingt sind.
Hinzu kommt: Wer eine Allergie gegen Pflaster entwickelt, kann auch plötzlich auf viele andere alltägliche Dinge allergisch reagieren. Hier erfahren Sie, warum das so ist, wie sich eine Pflasterallergie bemerkbar macht und welche Behandlung dagegen hilft.
Pflasterallergie: Allergisch gegen Pflaster?
Die Pflasterallergie ist eine Kontaktallergie: Der direkte Kontakt der Haut mit dem Pflaster löst eine allergische Reaktion aus, die zu einer Entzündung der oberen Hautschicht führt. Fachleute bezeichnen diese Hautveränderung als allergische Kontaktdermatitis (von derma = Haut und -itis = Entzündung) oder allergisches Kontaktekzem.
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Ausführlichere Informationen zur Kontaktallergie finden Sie hier.
Typischerweise macht sich die Pflasterallergie verzögert bemerkbar: Zwischen dem Hautkontakt mit dem Pflaster und dem Auftreten der ersten Symptome vergehen 12 bis 72 Stunden. Der Grund: Kontaktallergien sind allergische Reaktionen vom Spättyp (bzw. Typ-IV-Allergien), bei denen das Immunsystem mit einiger Verspätung gegen den Allergieauslöser vorgeht.
Es gibt unzählige Stoffe, die beim Menschen eine Kontaktallergie auslösen können. Die Allergieauslöser sind an sich meist harmlos und stecken – als natürliche oder künstlich hergestellte Inhaltsstoffe – in vielen Alltagsprodukten. Auch für die Pflasterallergie kommen mehrere Allergieauslöser infrage.
Wer eine Pflasterallergie hat, ist meist allergisch gegen im Pflaster enthaltene Klebstoffe – genauer: gegen einen oder mehrere Bestandteile des Pflasterklebstoffs, wie Acrylate oder Kolophonium. Mitunter steckt auch eine Allergie gegen Latex hinter den Beschwerden.
Gut zu wissen
Die Latexallergie kann in zwei Formen auftreten: als Soforttyp (Typ I) und als Spättyp (Typ IV). Ist im Pflaster enthaltenes Latex Auslöser der Pflasterallergie, sind also – neben oder anstelle einer verzögerten Reaktion – auch bereits wenige Minuten nach Hautkontakt zum Pflaster allergische Hautveränderungen möglich.
Die möglichen Auslöser einer Pflasterallergie finden sich nicht nur in Pflastern, sondern auch in vielen anderen Dingen, mit denen Menschen privat und/oder beruflich tagtäglich in Kontakt kommen können. Wer allergisch gegen einen Stoff im Pflaster ist, kann die Auswirkungen der Allergie daher in allen möglichen Lebensbereichen zu spüren bekommen. Ein paar Beispiele:
- Acrylate sind unter anderem häufig in Nagellack sowie in Mitteln zum Befestigen und Aushärten künstlicher Fingernägel enthalten.
- Kolophonium – auch bekannt als Geigenharz – steckt natürlicherweise in Produkten aus Nadelhölzern (Möbel, Papier usw.) und ist zudem oft Bestandteil von Desinfektionsmitteln, Farben, Haarpflegemitteln, Kaugummi, Kitt, Korrosionsschutzmitteln, Kosmetika, Lacken, Lötzinn, Schmierstoffen, Seifen und Wachsen.
- Latex kann beispielsweise in Anti-Rutsch-Socken, Atem- und Beatmungsmasken, Babyflaschen, Babyschnullern, Einmachgummis, Gummibündchen, Gummitieren, Handschuhen, Kaugummi, Kondomen, Luftballons, Luftmatratzen, Ohrstöpseln, Radiergummis und Wärmflaschen stecken.
Symptome: Wie sieht eine Pflasterallergie aus?
Wie bei jeder Kontaktallergie sieht die Haut bei einer Pflasterallergie entzündet aus: Die betroffene Stelle ist gerötet, geschwollen und juckt. Bei einem schweren allergischen Kontaktekzem kann die Haut auch spannen und schmerzen.
Zudem können bei einer Pflasterallergie Bläschen, manchmal auch Blasen auf der Haut entstehen. Platzen diese, nässt die Haut, bildet Krusten und schuppt sich nachfolgend.
Betroffen sind anfangs meist nur die Hautstellen, die direkten Kontakt mit dem Pflaster hatten. Dabei grenzt sich das Kontaktekzem allerdings häufig nur unscharf von der umliegenden Haut ab. Im weiteren Verlauf kommt es oft zu einer Streureaktion: Dann zeigen sich die Symptome der Pflasterallergie auch an anderen Stellen. Mitunter breiten sie sich sogar über den gesamten Körper aus.
Es dauert allerdings eine Weile, bis die Haut nach Kontakt mit einem Pflaster bei einer Pflasterallergie so aussieht – in der Regel mindestens zwölf Stunden, teils auch bis zu drei Tage. Das Pflaster kann also schon längst entfernt worden sein, bevor die ersten Anzeichen der Allergie zu erkennen sind.
Menschen mit einer Latexallergie reagieren bei Kontakt zu einem latexhaltigen Pflaster möglicherweise schneller – und zwar direkt (bzw. wenige Minuten) nach Kontakt mit dem Pflaster. Neben einer Hautrötung verursacht eine solche Sofortreaktion bei einer Pflasterallergie juckende Quaddeln und/oder eine Schwellung durch Wassereinlagerungen (Ödem) – auch Nesselsucht oder fachsprachlich Urtikaria genannt.
Gut zu wissen
Wenn eine Pflasterallergie wegen Latex zu einer Kontakturtikaria vom Soforttyp führt, können die Betroffenen dennoch zusätzlich ein allergisches Kontaktekzem vom Spättyp entwickeln.
Wer trotz Pflasterallergie immer wieder die gleichen Pflaster verwendet, kann ein chronisches allergisches Kontaktekzem entwickeln. Die Haut ist dann flächenhaft verdickt, stark verhornt, meist trocken und juckt. Zudem sieht die Hautstruktur vergröbert aus und es bilden sich oft Einrisse in der Haut.