Alexander Zverev muss sich vor Gericht verantworten. Seine Ex-Partnerin wirft ihm Gewalt vor. Zum Auftakt lässt die Verteidigung kein gutes Haar am mutmaßlichen Opfer.
Immer höher, schneller, weiter. So beschreibt Zverev-Anwalt Alfred Dierlamm die Ansprüche von Brenda Patea, der Ex-Freundin des Tennisstars. Sportliche Leistungen meint der Anwalt aber nicht. Er will das Bild von einer berechnenden Frau zeichnen, der nur Followerzahlen, Luxus und Glamour wichtig sind. Die die Beziehung zum Tennisstar ausgenutzt haben soll, um genau das zu erreichen. Und das Bild einer Frau, die lügt, um das zu bekommen, was sie will. Sie habe sich die Vorwürfe ausgedacht, um im Streit um Unterhalt und das Sorgerecht für das gemeinsame Kind Vorteile zu erhalten, behauptet die Zverev-Seite.
Patea wirft Zverev vor, sie im Jahr 2020 in einer Wohnung in Berlin im Streit an die Wand gedrückt und gewürgt zu haben. Zverev streitet das ab. 2023 verhängte das Amtsgericht Tiergarten einen Strafbefehl gegen Zverev, wegen Körperverletzung sollte er 450.000 Euro bezahlen. Weil der Hamburger dagegen Widerspruch einlegte, kommt es nun zum Prozess.
Die Strategie der Verteidigung machen Zverevs Anwälte zu Beginn des ersten Verhandlungstags gleich klar: Frontalangriff. In einer mehrseitigen Erklärung trägt Anwalt Dierlamm vor, was die Verteidigung im Prozess alles vorbringen will. Kreditkartendaten von Zverev sollen verlesen werden, die zeigen würden, wie verschwenderisch Patea mit seinem Geld umgegangen sei. Bereits kurz nach dem angeblichen Übergriff im Jahr 2020 habe sie online Luxusartikel geshoppt.
Man wolle Zeugen vernehmen, die darlegen würden, dass Patea in ihrer Vernehmung gelogen habe, sagte Dierlamm. Etwa über einen Streit zwischen ihr und Zverev auf einer Fahrt nach Hamburg, wenige Tage nach dem angeblichen Angriff. Patea habe behauptet, nur einen Tag später aus Hamburg abgereist zu sein. Eine Zeugin, „die Tagebuch geführt“ habe, könne das widerlegen, behauptet der Anwalt.
Außerdem will die Verteidigung gleich mehrere Gutachten in die Verhandlung einbringen. Der Rechtsmediziner Michael Tsokos etwa soll Zverev entlasten. Dieser hatte die Vorwürfe Pateas bereits in einer von der Zverev-Seite herausgegebenen Pressemitteilung im Oktober 2023 als „rechtsmedizinisch nicht nachvollziehbar“ bezeichnet. Eine Stimmanalyse von Auftritten Pateas nach dem angeblichen Übergriff solle beweisen, dass sie weder heiser gewesen sei noch Schluckbeschwerden gehabt habe, wie es durch das Würgen hervorgerufen worden wäre.
Und die Verteidiger gehen noch weiter. Patea ist nämlich nicht die erste Ex-Partnerin von Alexander Zverev, die ihm Gewalt vorwirft. 2020 behauptete Olga Scharypowa auf Instagram, dass Zverev sie gewürgt habe. Zverev wies das entschieden zurück und erwirkte vor Gericht eine einstweilige Verfügung gegen Scharypowa. Sie darf die Vorwürfe nicht mehr äußern.
Diesen Fall will die Verteidigung jetzt zu ihrem Vorteil nutzen. Dierlamm kündigte an, das Gutachten eines Sprachprofilers in den Prozess einzubringen. Dieses werde zeigen, dass Patea ihre Vorwürfe von Scharypowa kopiert habe, „von Wording bis Medienstrategie“, so der Anwalt.
Ob Patea sich öffentlich gegen diese harten Vorwürfe wehren kann, ist derzeit fraglich. Die Zverev-Anwälte haben am Freitag beantragt, dass die Aussage des mutmaßlichen Opfers unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Sie begründeten das unter anderem mit der Intimsphäre Zverevs und der Tochter des Paares. Die Verhandlung wurde daraufhin unterbrochen. Am kommenden Montag geht es weiter.