An einer Universität in Prag hat ein Schütze zahlreiche Menschen getötet und verletzt. Studierende berichten, wie sie versuchten, sich in Sicherheit zu bringen.
Sie schoben Tische und Stühle vor die Türen oder flüchteten aus dem Fenster: Zahlreiche Studierende befanden sich am Donnerstagnachmittag im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät in der Prager Innenstadt, als ein 24-jähriger Student das Feuer an der Hochschule eröffnete. Dabei tötete er 14 Menschen und verletzte 25 weitere Personen, manche von ihnen lebensgefährlich. Doch viele Studierende konnten sich retten und dem Todesschützen entkommen.
Video | Tote und Verletzte nach Schüssen in Prag
Quelle: t-online
„Er ging durch jedes Klassenzimmer, um zu sehen, ob es jemanden gab, den er erschießen konnte“, berichtet Jakob Weizman, ein Journalist und Masterstudent an der Karls-Universität, der britischen Zeitung „The Guardian“. Für eine Prüfung sei er am Nachmittag an die Fakultät gekommen. „Und während der Prüfung hörte ich Schüsse und Schreie“, erinnert er sich. Außer ihm sei nur sein Professor im Raum gewesen. Hektisch hätten sie den Raum abgeschlossen, Stühle und Tische gegen die Tür geschoben. „Wir schlossen unsere Tür nur fünf Minuten, bevor er versuchte, sie zu öffnen“, so Weizman.
Etwa eine Stunde lang blieben er und sein Professor im Raum, während der Schütze durch die Gänge ging, an Türen rüttelte und immer wieder um sich schoss. „Ich habe nur versucht, den Leuten zu sagen, was passiert ist, meine Mutter anzurufen, meine Freundin anzurufen“, berichtet Weizman. Nach einer Weile sei es ruhig geworden in dem Gebäude, bevor er wieder Schreie und Schüsse hörte. „Ich glaube, der Schütze ist vom Inneren der Fakultät nach draußen zum Balkon gegangen, wo er von draußen auf Leute geschossen hat“, vermutet Weizman. Schließlich wurden die beiden von der Polizei evakuiert. „Als wir hinausgingen, war die ganze Fakultät voller Blut“, so der 25-Jährige.
Flucht aus dem Fenster
Auch andere Augenzeugen des Angriffs berichteten von dramatischen Szenen: „Wir hatten Unterricht, und auf einmal hörten wir ein merkwürdiges Knallen“, berichtete eine Überlebende im Krankenhaus. Dann habe plötzlich jemand durch die Tür geschossen. Erst hätten sie den Eingang mit Bänken verbarrikadiert. Als der Schütze zurückgekommen sei, seien sie aus dem Fenster geklettert, über den Dachsims balanciert und auf einen darunterliegenden Balkon gesprungen.
Bilder in den sozialen Medien zeigen, wie mehrere Studierende aufgereiht auf einem Gebäudevorsprung kauern, bedacht darauf, dass ihr Kopf für den Schützen im Haus nicht durch das Fenster zu sehen ist.
Paar auf Hochzeitreise erlebt Angriff
Auch Menschen in den umliegenden Gebäuden der Philosophischen Fakultät wurden Zeugen der Bluttat: „Ich sah einen jungen Menschen auf der Galerie, der eine Waffe in der Hand hatte, etwa eine automatische Waffe, und auf die Mánes-Brücke schoss“, berichtet Petr Nedoma, Direktor der Rudolfinum-Galerie. Videos in den sozialen Medien zeigten, wie zahlreiche Menschen über die Brücke vor den Schüssen des Täters flohen. Mehr zu der mutmaßlichen Waffe des Täters lesen Sie hier.
Ein junges Paar aus England, das sich in Prag auf Hochzeitsreise befindet, schilderte dem „The Guardian“, dass es gerade im nahe gelegenen Slivovitz-Museum war, als ein Polizist zur Tür hereinstürmte und etwas schrie. Um Übersetzung gebeten, habe der Beamte gesagt, dass es einen aktiven Schützen gebe. Sie sollten im Gebäude und auf dem Boden bleiben. „Das Personal war sehr ruhig, schaltete sehr schnell alle Lichter aus und forderte uns auf, ruhig zu bleiben“, berichtet das Paar. Mehr als eine Stunde verbrachten sie dann in dem Museum, lauschten dem Heulen der Alarmsirenen vor der Tür.