In Stuttgart feiern Anhänger des türkischen Klubs Galatasaray. Dabei soll es zu mehreren mutmaßlich strafbaren Vorfällen gekommen sein. Einer davon ist besonders brisant.
In Stuttgart ist es am Sonntagabend zu Festnahmen von 18 Fans des türkischen Erstligisten Galatasaray Istanbul gekommen. Nachdem die Anhänger des Vereins mit einem Autokorso durch die Stadt gefahren waren, versammelten sich Hunderte von ihnen auf dem Stuttgarter Schlossplatz, den 24. Ligatitel des türkischen Rekordmeisters zu feiern. Dabei wurden nach Polizeiangaben Böller und Pyrotechnik gezündet.
Auch soll es zu einer Schlägerei am Rande der Feierlichkeiten gekommen sein. Es würden nun Videoaufnahmen der Vorfälle ausgewertet, hieß es vonseiten der Ermittlungsbehörden.
Offenbar soll es bei den Feierlichkeiten, die die Polizei als „ausgelassen, aber friedlich“ bezeichnete, auch zu rassistischen Gesängen gekommen sein. Auf einem Video, das auf der Plattform X kursiert, ist zu sehen, wie einige Dutzend der Fußballfans „Ausländer raus“-Parolen skandieren. Wie die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet, prüft die Polizei nun die Echtheit des Videos.
Sollte das Video vom Stuttgarter Schlossplatz echt sein, stellt sich neben der Frage nach der juristischen Strafbarkeit auch jene, warum ausgerechnet die Fußballfans von Galatasaray die rassistische Parole skandierten. In Stuttgart lebt eine große Zahl türkischstämmiger Deutscher, viele der „Gala“-Anhänger haben Migrationshintergrund. Nutzer in sozialen Medien mutmaßen daher, dass die ausländerfeindlichen Gesänge als spöttischer Kommentar auf die Vorfälle in Sylt gemeint gewesen sein könnten.
Auch im Ruhrgebiet hatten Fans am Sonntagabend den Titel des türkischen Fußball-Erstligisten gefeiert. Im Duisburger Norden versammelten sich zahlreiche Anhänger vor dem Hamborner Amtsgericht. Dort kam es laut Polizei zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. In Gelsenkirchen sei bei ähnlichen Feierlichkeiten ebenfalls Pyrotechnik durch „Gala“-Fans gezündet worden, so die Behörden.
Galatasaray sicherte sich die Meisterschaft in der türkischen SüperLig am letzten Spieltag durch ein 3:1 gegen Konyaspor. Obwohl der ärgste Konkurrent Fenerbahce Istanbul sein Spiel ebenfalls mit 6:0 gewann, krönte sich Galatasaray mit der Rekordpunktzahl von 103 Punkten zum 24. Mail zum türkischen Meister. Der Klub aus der Bosporus-Metropole wird vom einflussreichen Geschäftsmann Dorsun Özbek geführt. Er steht der regierenden AK-Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan nahe.
Erst am Samstag war der 75-jährige Özbek bei der jährlichen Mitgliederversammlung von Galatasaray wiedergewählt worden – und zwar mit dem besten Stimmergebnis der Klubgeschichte. Einen Tag vor dem entscheidenden Saisonspiel hatte der mächtige Hotelier die Anhänger des Klubs bereits in Siegesgewissheit gewogen: „Jeder sollte seine Flaggen bereithalten. Am Sonntagabend werden wir alle Galatasaray-Fans in Freude versetzen.“
So kam es dann auch. Präsident Erdoğan rief Özbek noch am Sonntagabend an und gratulierte ihm zur Wiederwahl als Präsident und zur Meisterschaft, wie regierungsnahe Medien in der Türkei berichten.