Jugendliche Mutproben entwickeln sich in den sozialen Netzwerken oft zu viralen „Challenges“. Das sind die gefährlichsten Trends im Internet.
Mutproben gibt es unter Jugendlichen schon sehr lange – auch solche, die potenziell gefährlich sein könnten. Doch in Zeiten von Social Media werden daraus schnell „Challenges“, die dann etliche User weltweit nachmachen und auf die entsprechende Plattform stellen.
Das kann tragisch enden. In Hessen hat sich eine 13-Jährige kürzlich im Rahmen der sogenannten Blackout-Challenge selbst erwürgt. Und es ist nicht der erste oder einzige tödliche Vorfall durch Mutproben in den sozialen Medien. Das sind die fünf gefährlichsten Trends auf der Plattform.
„Blackout-Challenge“
Schon vor dem Tod der 13-Jährigen führte die „Blackout-Challenge“ zu massiver Kritik an TikTok und der Umgangsweise mit solchen Videos. Bei der „Blackout-Challenge“ strangulieren sich User teils bis zur Bewusstlosigkeit. Neben Fällen, bei denen Jugendliche ins Koma fielen, wurden auch schon zuvor einige Todesfälle in Verbindung mit der Challenge gebracht.
„Hot Chip Challenge“
Bei der „Hot Chip Challenge“, machmal auch als „One Chip Challenge“ bezeichnet, geht es darum, einen extrem scharfen Tortilla-Chip zu essen. Auf TikTok gibt es unzählige Videos von Nutzern, die nach dem Verzehr unter extremen Nebenwirkungen leiden – von Bauchkrämpfen und Erbrechen bis hin zu Kreislaufzusammenbrüchen. Die Challenge hat nicht nur eins, sondern mehrere Todesopfer gefordert. Erst vergangene Woche starb ein 14-jähriger Schüler aus den USA.
„National Rape Day“
Der 24. April ist der „National Rape Day“ (Deutsch: nationaler Vergewaltigungstag) – diese gefährliche Falschinformation wurde kürzlich auf TikTok vielfach geteilt. Angeblich seien an diesem Tag sexuelle Übergriffe auf Mädchen legal, wie es in zahlreichen Videos hieß – was allerdings nicht der Wahrheit entspricht. Auch wenn viele der Clips wieder gelöscht wurden, hat sich der „Trend“ bereits weit verbreitet.
„Deo-Challenge“
Im vergangenen Jahr ging die Deo-Challenge viral. Bei diesem Trend wird Deo so lange auf eine Stelle auf der Haut gesprüht, bis es zu Schmerzen oder im Extremfall sogar Erfrierungen kommt. Sogar das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte vor der Challenge. Eine noch extremere Version beinhaltet das Einatmen der Aerosole des Deo-Sprays, was Hirnschädigungen oder sogar zum Tod führen kann.
„Dry-Scooping“/“Cinnamon-Challenge“
Beim „Dry-Scooping“ und der „Cinnamon-Challenge“ droht Erstickungsgefahr – denn hier versuchen User, große Mengen Pulver ohne Wasser zu schlucken. Das „Dry-Scooping“, bei dem vor dem Sport ein Löffel Proteinpulver zu sich genommen wird, soll angeblich mehr Energie beim Sport liefern. Bei der „Cinnamon-Challenge“ geht es vor allem um Klicks und Belustigung – doch beide Challenges können extrem gefährlich sein. Auf TikTok gibt es zahlreiche Videos, in denen Nutzer Atemnot bekommen. Eine TikTokerin musste wegen eines Herzinfarktes behandelt werden, nachdem sie einen Löffel trockenen Koffeinpulvers zu sich genommen hatte.
TikTok im Visier von Verbraucherschützern und der EU
Dass die TikTok Challenges gefährlich für Kinder und Jugendliche sind, bleibt auch bei Verbraucherschützern und Behörden nicht unbemerkt. Bereits 2021 hatte der europäische Verbraucherverband Beuc eine Beschwerde über das Videoportal bei der EU-Kommission und dem Netzwerk nationaler Verbraucherschutzbehörden eingereicht.
Tiktok lasse seine Nutzer im Stich, indem es ihre Rechte massenhaft verletze, hieß es damals. Konkret bemängelten die Verbraucherschützer, dass Kinder und Jugendliche nicht ausreichend vor potenziell schädlichen Inhalten geschützt würden.
Mehrmals eröffnete die Europäische Kommission ein Verfahren gegen die Online-Plattform – zuletzt vor wenigen Wochen. Es sollte geprüft werden, ob der chinesische Konzern ByteDance mit seiner App „TikTok Lite“ die psychische Gesundheit von Minderjährigen gefährdet und damit gegen EU-Regeln verstößt.
Was TikTok unternimmt
Tiktok betonte immer wieder, man nehme die Sicherheit der Nutzer und die Einhaltung von Gesetzen sehr ernst. „Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitglieder unserer TikTok-Community haben für uns oberste Priorität“, steht in den Richtlinien des Konzerns.
Dort steht auch: „Wir erlauben es TikTok-Community-Mitgliedern […] nicht, Inhalte zu teilen, in denen sie an gefährlichen Aktivitäten teilnehmen oder andere dazu ermutigen, die zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen können.“
Warum ByteDance seine Richtlinien nicht genauer befolgt und es immer wieder zu Unfällen und Todesopfer durch gefährliche Challenges kommt, äußert sich das Unternehmen jedoch nicht.