Es geht nicht immer ums Besser-Sein
Wer den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, die UN-Vollversammlung und auch Bundeskanzler Olaf Scholz dafür kritisiert, dem Iran nach dem tödlichen Helikopterabsturz kondoliert zu haben, hat die Grundzüge von Politik und Diplomatie nicht verstanden.
Es geht in diesen Disziplinen nicht immer nur um die Stimme des Herzens, die möglicherweise schweigen möchte, weil es sich bei den Toten um ranghohe Mitglieder eines menschenverachtenden Regimes handelt, das selbst viele, viele Tote zu verantworten hat. Es geht nicht immer nur um das Besser-Sein und moralische Überlegenheit und das Ausleben von beidem.
Es geht darum, dass auch mit Ländern wie dem Iran (der von harten Sanktionen des Westens zu Recht betroffen ist, die vielleicht sogar zu dem fliegenden Schrott dieses Helikopters geführt haben) immer noch ein Gesprächskanal offen bleiben muss, wenn man strategisch etwas erreichen möchte. Der Iran spielt in der neuen Achse aus Russland und China die Rolle eines Scharniers, und alles ist klug und weise, das hilft, diese Achse zu stören. Oder jedenfalls nicht immer noch starrer und stabiler werden zu lassen.
Und ja, der Iran steckt hinter der Hamas, die die Lage im Nahen Osten aufs Fürchterlichste hat eskalieren lassen. Aber das bedeutet gerade nicht, dass man jede kommunikative Brücke abreißt. Eine kühle und sachliche Kondolenz ist daher nicht nur vertretbar. Sondern geboten.