Einige Jugendliche lieben den kurzen Rausch durch Lachgas. Ihren Eltern wird angesichts der konsumierten Mengen Angst und Bange. Einige haben sich nun beim Bundesgesundheitsminister beschwert. Alle Fakten zur Debatte.
Wer „Lachgas“ auf der bei Jugendlichen beliebten Plattform TikTok als Suchbegriff eingibt, bekommt eine Ahnung, warum Jugendliche an dieser bisher legalen Droge interessiert sind: Es gibt dort zwar auch Aufklärungs-Videos, aber viel mehr Beiträge drehen sich um „Lachgas-Challenges“. Das heißt, Jugendliche filmen sich beim Konsum von Lachgas aus Kartuschen oder Ballons. Andere Videos zeigen bei Jugendlichen prominente Konsumenten wie YouTuber, Influencer oder Popsänger. Und wenn Rapper Haftbefehl selbst angibt, süchtig nach Lachgas gewesen zu sein, kommt bei den Jugendlichen nicht die Warnung vor der Droge an, die der Rapper heute ausspricht. Stattdessen wird er für den exzessiven Konsum von bis zu 50 Flaschen Lachgas am Tag gefeiert. Wenn das geht, ist die Droge dann vielleicht ganz harmlos, scheinen die Clips zu sagen.
Warum ist Lachgas gerade ein Diskussionsthema?
Lachgas ist ein Rausch- und Betäubungsmittel, das aber nicht als Droge gilt und deshalb legal in Deutschland verkauft wird. War es bisher über den Einzelhandel oder Spätkäuf-Läden zu beziehen, platzte Eltern in Gifhorn der Kragen, als es auch völlig unkontrolliert in einem Verkaufsautomaten vor einem Laden in Verden angeboten wurde. Der Elternstadtrat formulierte es in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach so: „Wir müssen uns fragen, warum der Verkauf von solch gefährlichen Substanzen in der Nähe von Kindern und Jugendlichen zulässig ist und fordern eine Überprüfung und Verschärfung der diesbezüglichen Regelungen“, sagte Christoph Fink von dem Gremium. Die Gifhorner Eltern sind mit ihren Sorgen nicht allein. In den Niederlanden ist Lachgas etwa seit Anfang 2023 verboten, nachdem es die meistkonsumierte Droge unter Schülern geworden war.
Was ist Lachgas, wie wirkt es, wann ist es gefährlich?
Bei Lachgas handelt sich um Distickstoffmonoxid (N2O), das vor über 200 Jahren als Narkosemittel bei Operationen eingesetzt wurde. Damit wurde erstmals schmerzfreies Operieren möglich, denn in hohen Dosen wirkt das Mittel betäubend. Es wird inhaliert. Heute spielt es in Operationssälen kaum noch eine Rolle, da dort andere Mittel zum Einsatz kommen, verwendet wird es allerdings zunehmend wieder in der Zahnmedizin. Wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie berichtet, bietet das Mittel zahlreiche Vorteile: „Die Substanz ist schmerzfrei anzuwenden (Inhalation statt Injektion), reduziert Anspannung, Angst und Schmerz, ist auch für längere Behandlungen geeignet und kann sogar schon bei Kindern eingesetzt werden.“
Als Droge ist Lachgas beliebt, weil es Gefühle der Euphorie und angenehme traumartige Zustände erzeugt, die aber nur wenige Minuten anhalten. Danach ist der Mensch wieder verkehrsfähig. In Nordrhein-Westfalen verzeichnete das Landeskriminalamt im vergangenen Jahr eine Verdreifachung der Fälle. Konsumiert wird es überwiegend aus Ballons, die mit dem Gas befüllt werden, das dann inhaliert wird. Gefährlich wird es durch Überdosierung. Mehr dazu lesen Sie hier. Die Spätfolgen gehen bis zu Nervenschäden. Mehr dazu lesen Sie hier.
Lachgas ist bisher vollkommen legal
Jugendliche nutzen Lachgas als Partydroge. Es verschafft ihnen ein kurzes High und ist zudem leicht zu erwerben. Ursprünglich als medizinisches Betäubungsmittel genutzt, wird Lachgas mittlerweile auch zur Leistungssteigerung von Verbrennungsmotoren in der Automobilindustrie und in Sprühflaschen etwa für Schlagsahne eingesetzt. Doch seit einiger Zeit ist Lachgas, der landläufige Name für Distickstoffmonoxid (N2O), zudem eine beliebte Partydroge unter Jugendlichen. Lachgas ist vollkommen legal, denn es ist nicht als Droge nach dem Betäubungsmittelgesetz eingestuft. Dadurch ist es selbst für Kinder und Jugendliche leicht erhältlich. Kapseln und Kartuschen gibt es an Kiosken, in Drogerien und Shisha-Läden. Mehr dazu lesen Sie hier.
Parteien und Ärzte fordern ein Verbot
Die Union im Bundestag fordert nach einem Medienbericht ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige. „Narkosemittel aus der Medizin haben bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren“, sagte der Gesundheitsexperte Tino Sorge (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Mehr dazu lesen Sie hier.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnte kürzlich vor dem Konsum von Lachgas, also Distickstoffmonoxid (N2O). Es sei ein Trugschluss, dass es als risikoarm gelte. Den Ärzten zufolge besteht die Gefahr von Langzeitschäden. Sie reichten von Bewusstlosigkeit durch Verdrängung des Sauerstoffs in der Lunge über Lähmungserscheinungen bis hin zu Hirnschäden.