Wochenlang stritten Tierschützer und Landwirte um die Zukunft von „Gloria“ – nun ist entschieden: Das Tier soll sterben. Der BUND will nun klagen.
Nun ist es offiziell: Der Kreis Wesel hat am Mittwoch eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss von Wölfin „Gloria“ erteilt. Damit ist die Wölfin das erste Tier ihrer Art, das nach der Rückkehr der Wölfe nach Nordrhein-Westfalen abgeschossen werden darf.
Die streng geschützte Tierart darf eigentlich nicht bejagt werden. Trotzdem soll nun zeitnah eine „sachkundige Person“ beauftragt werden, die den Abschuss Entnahme von Gloria vornehmen soll. Die Allgemeinverfügung tritt bereits am Donnerstag in Kraft und ist bis zum 15. Februar 2024 gültig.
Darüber hinaus regelt sie auch den Fall, dass versehentlich ein anderer Wolf getötet wird, weil „Gloria“ keine auffälligen äußerlichen Erkennungsmerkmale aufweist: In diesem Fall darf ein weiterer Wolf geschossen werden. Bisher geht man allerdings davon aus, dass sich lediglich nur noch ein weiterer Artgenosse in dem Gebiet aufhält.
Kreis erwartet weiteren Rechtsstreit um „Gloria“
Der Kreis geht davon aus, dass die Verfügung noch vor einem Gericht angefochten wird. Der BUND etwa teilte am Donnerstagnachmittag mit, dass aus seiner Sicht die Verfügung des Kreises in mehreren Punkten fehlerhaft ist und er gegen den Wolfsabschuss klagen wird.
Holger Sticht, Vorsitzender des BUND NRW, sagt: „Solange sich Tierhalter weiterhin weigern, den notwendigen und öffentlich geförderten Herdenschutz, zu welchem auch unzweifelhaft Herdenschutzhunde zählen, in Anspruch zu nehmen, wird es auch weiterhin Nutztierrisse geben, egal durch welchen Wolf. Wer die Wölfin jetzt einer lautstarken Minderheit als ‚Bauernopfer‘ präsentieren will, verstößt nicht nur gegen Artenschutzrecht, sondern verweigert sich auch allen nachhaltigen Konfliktlösungen.“
Gloria lebt mit einem Rudel in den Wäldern bei Schermbeck
Wölfin „Gloria“ hatte am Niederrhein wiederholt hohe Zäune überwunden und Tiere gerissen. Daraufhin hatte das Land ein Verfahren zum Abschuss des verhaltensauffälligen Tieres eingeleitet. „Gloria“ lebt mit einem Rudel im 2018 ausgerufenen NRW-Wolfsschutzgebiet Schermbeck. Schäfer und Anwohner beklagen seit Jahren, dass die Wölfe bereits zahlreiche Tiere, vor allem Schafe, gerissen hätten und auch die Schutzzäune überwinden.
Nachdem die Wölfin für längere Zeit unauffällig geblieben war, waren dem Tier allein im Zeitraum vom 27. September bis 24. Oktober sechs Vorfälle nachgewiesen worden. 2021 war ein Vorstoß eines Schäfers für einen Abschuss der Wölfin vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf noch gescheitert.