Geht es für Steffen Baumgart im letzten Bundesligaspiel des Jahres um seinen Job? Der Trainer des 1. FC Köln lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
Für Steffen Baumgart steht am Mittwochabend ein besonderes Spiel an. Sein 1. FC Köln reist zu Union Berlin. Der 51-jährige Baumgart ist sogar Vereinsmitglied der Köpenicker, spielt bis heute in der Traditionself der Eisernen. Doch für den FC-Trainer geht es nicht nur um das Spiel gegen Union. Es geht auch um seinen Job.
Diesen Eindruck zumindest vermittelte Kölns Sportchef Christian Keller am Sonntag, als er nach der Niederlage beim SC Freiburg ein Bekenntnis zu Baumgart vermied. Tags darauf wollte der 45-Jährige davon schon nichts mehr wissen. Es hieß, er sei lediglich von der Frage genervt gewesen.
Baumgart: „Ich bin Realist“
Keller jedoch gilt als kühler Kopf, der öffentlich sehr bewusst darauf achtet, was er sagt. Er hätte also wissen müssen, welche Folgen seine Äußerung haben würde. Die Frage war daher, wie Baumgart auf die fehlende Rückendeckung seines Sport-Geschäftsführers reagieren würde.
Zunächst äußerte sich Baumgart beim Geissblog – und schon da zeigte sich, dass der 51-Jährige seine Situation realistisch betrachtete. „Wenn Sie mich fragen, ob ich in drei oder zehn Wochen noch Trainer bin – in unserer Situation, da bin ich Realist, kann ich das schon einschätzen“, sagte Baumgart angesichts der schwachen Ausbeute von zehn Punkten aus 15 Bundesliga-Spielen.
Keller will eigentlich Kontinuität
Es sei in der Kölner Situation „ganz normal, dass die Trainerfrage gestellt wird“. Dafür müsse Baumgart „kein Hellseher sein“. Vor allem aber deutete der Chefcoach an, dass intern längst so offen gesprochen werde. „Ich habe ein super Verhältnis zu allen. Wir reden vernünftig, sind klar im Austausch und hinterfragen alles. So stelle ich mir die Arbeit vor – egal, ob man bleibt oder geht.“
Keller wünscht sich eigentlich Kontinuität. Der Sportchef hatte unlängst mehrfach betont, dass ein Grund für die Kölner Fahrstuhlbewegungen der letzten zweieinhalb Jahrzehnte auch sei, dass man ständig dieselben Fehler mache und ständig das Personal austausche, ohne die grundlegenderen Probleme anzugehen. Keller will also eigentlich zeigen, dass es auch anders geht.
Baumgart mit Plädoyer für Verantwortliche
Das Kuriose: In Köln steht Baumgart keinesfalls stark in der Kritik. Anders als viele Vorgänger, die über Monate angezählt, von den Fans ausgepfiffen und von den Medien schließlich fallen gelassen wurden, sitzt der 51-Jährige trotz der bislang drittschlechtesten Saison der Vereinsgeschichte vergleichsweise fest im Sattel. Keller hätte also gar keinen Grund gehabt, am Sonntag eine Antwort zu verweigern. Hätte er erklärt, es gebe keine Trainerdiskussion, hätte der FC nun eine solche auch nicht.
Am Dienstag auf der Pressekonferenz musste Baumgart trotzdem wieder die Fragen nach seiner Zukunft beantworten. Und so ging er in seinen Äußerungen noch weiter. Der gebürtige Rostocker erklärte: „Eines möchte ich hier klar sagen: Es geht hier nicht um Personen, sondern um den FC. Wer beim FC arbeitet, der weiß, dass dieser FC einem ganz schnell ans Herz wächst. Da tust du alles, dass es dem Verein gut geht. Das tun alle Verantwortlichen. Dazu gehören Christian und ich, dazu gehören Thomas Kessler und alle, die in der sportlichen Leitung sind. Dass wir alles richtig machen, bezweifele ich. Aber stehen wir trotzdem in der Verantwortung.“
Baumgart ohne Angst vor Entlassung
Es war also nicht nur ein Plädoyer für seine eigene Arbeit, sondern auch für jene der anderen Verantwortlichen. Entsprechend zeigte sich Baumgart vor der Aufgabe am Mittwochabend bei Union Berlin unerschrocken. „Ich kann mir nicht jeden Tag Sorgen um meinen Job machen, sondern muss klar bleiben und meine Energie darauf richten, was Erfolg bringen kann. Das mache ich und das ist das Einzige, was zählt.“ Und so könnte ein FC-Sieg vor Weihnachten alle Diskussionen wieder beenden, die es womöglich gar nicht gebraucht hätte.