Andrea Heilmaier will offenbar den 600 Jahre alten Gemüsemarkt vom Hauptmarkt weg verlegen. Im Stadtrat hat sie sich deshalb unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.
Der Gemüsemarkt soll vom Hauptmarkt wegziehen, dazu soll auf der Fläche der „guten Stube“ der Stadt ein Pop-up-Biergarten entstehen – noch diesen Sommer. Mit diesen Plänen ist Nürnbergs Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier (CSU) an die Öffentlichkeit gegangen. Die Folge: eine hitzige Debatte im Rat am Mittwochabend. Doch sind die Pläne der Referentin damit vom Tisch?
Schon vor der Sitzung war klar, dass es ein unangenehmer Abend für die Referentin werden dürfte. Weil Heilmaier ihre Pläne vorab weder mit dem Stadtrat, den Anwohnern in der Altstadt noch mit den Händlern auf dem Hauptmarkt abgestimmt hatte, stieß sie viele damit vor den Kopf. Christine Kayser, die Fraktionsvorsitzende der SPD, sagte t-online, dass der Referentin der Blick fürs große Ganze abhandengekommen sei. Natürlich könne ein Bierdorf den Hauptmarkt belegen, es brauche in einer Großstadt aber Plätze mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten.
So gebe es auf der Insel Schütt mit dem Stadtstrand bereits einen Ort, wo in diesem Jahr den ganzen Sommer lang Alkohol ausgeschenkt werde. Deshalb sei es wichtig, dass der Hauptmarkt ein Platz bleibe, wo man sich auch ohne Alkohol und Konsum hinsetzen und Nürnbergs Altstadt genießen könne, so die Sozialdemokratin.
Gemüsemarkt findet seit mehr als 600 Jahren auf dem Hauptmarkt statt
Zudem sagt Kayser: „Klar ist, wenn man Überlegungen hat, muss man die zunächst in den Stadtrat tragen“. Das habe man Heilmaier in der Sitzung am Mittwoch deutlich gemacht. Auch Achim Mletzko, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, spricht von einer „sehr, sehr harten Debatte“. Nicht nur das ungeschickte Vorgehen der Wirtschaftsreferentin im Vorfeld habe die Gemüter erhitzt, „auch ihr mündlicher Vortrag während der Stadtratssitzung hat es nicht besser gemacht“.
Im Gespräch mit t-online sagt Mletzko, dass gerade, wenn es um den Hauptmarkt gehe, Sensibilität gefragt sei. „Das ist nicht irgendein Platz“, so der Grüne. Auch Kayser betont, dass der Gemüsemarkt seit 600 Jahren auf dem Hauptmarkt stattfinde. Man könne den Markt daher nicht einfach leichtfertig verlegen.
Wirtschaftsreferentin hält an Biergarten auf dem Hauptmarkt fest
Heilmaier sagte t-online indes, dass sie die Kritik an einer dauerhaften Verlegung des Gemüsemarktes nachvollziehen könne. „Hier gibt es gute Argumente pro und contra“, so die Referentin. Sie betont aber, dass sie nur eine Idee ins Spiel gebracht habe. Eine konkrete Planung oder gar eine tatsächliche Verlegung stünden nicht bevor.
Ihre Pläne scheinen aber trotz der Kritik nicht gänzlich vom Tisch zu sein. Heilmaier sagt: „Die weitere Gestaltung des Wochenmarktes muss mit allen Aspekten – gegebenenfalls inklusive dem einer Verlegung – auch zukünftig diskutiert werden.“ Die Verwaltung wolle sich deshalb mit „allen relevanten Akteuren“ abstimmen und dem Stadtrat anschließend entsprechende Vorschläge unterbreiten.
Gewiss kommen soll aber laut Heilmaier die Pop-up-Gastronomie auf dem Hauptmarkt. Ein entsprechender Antrag auf Genehmigung liege der Stadt vor und werde bearbeitet. „Die Kritik an den Plänen für die Gastro kann ich nicht nachvollziehen“, sagt die Referentin. Der Biergarten solle in den Wochenmarkt integriert werden und steigere dessen Aktivität, argumentiert sie weiter.
Gut möglich, dass das wieder zu Ärger im Stadtrat führt – weil sich sowohl SPD als auch Grüne gegen den Biergarten ausgesprochen hatten. Mletzko von den Grünen betonte noch am Donnerstag, dass nach der Debatte „die weitere Entwicklung des Nürnberger Hauptmarktes nicht mehr am grünen Tisch im Wirtschaftsrathaus entschieden wird, sondern wieder in der Mitte des Rates und der Bürgerschaft – wo das Thema auch hingehört.“