Die Zahl der Insolvenzen ist in Europa im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Besonders schlecht sieht es in Westeuropa aus. Das sind die Gründe.
Wie bereits im Vorjahr haben hohe Kosten 2023 die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Europa deutlich steigen lassen. Wie die Auskunftei Creditreform am Dienstag mitteilte, waren es in Westeuropa 20,9 Prozent mehr als im Vorjahr, in Osteuropa war der Anstieg mit acht Prozent etwas moderater.
„Das Insolvenzgeschehen im vergangenen Jahr stand im Zeichen der Rezession“, sagte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. „Inflation, Zinsen, Energiekosten und auch die Nachwehen von Corona haben viele Unternehmen massiv belastet.“ Die Folgen davon seien nun sichtbar.
Creditreform betrachtete zum einen die 14 westlichen EU-Staaten plus Großbritannien, Norwegen und die Schweiz. Dort wurden 2023 genau 169.496 Insolvenzen registriert, nach 140.168 Fällen im Vorjahr. Der Wert übertraf damit erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau aus 2019. In Westeuropa ist es sogar der höchste Stand seit 2016.
Zurückhaltung beim Konsum und hohes Zinsniveau sind Hauptfaktoren
Wie die Auskunftei weiter mitteilte, stieg die Zahl der Fälle in allen Hauptwirtschaftsbereichen zweistellig. Besonders stark war der Anstieg im Handel und im Bausektor. „Als Belastung für die Unternehmen erwiesen sich die Konsumzurückhaltung infolge der Inflation und das hohe Zinsniveau“, erklärte Gerhard Weinhofer von Creditreform.
Während der Anstieg der Firmenpleiten in Osteuropa 2022 mit 53,5 Prozent massiv war, war die Zahl in diesem Jahr deutlich niedriger. Allein Ungarn ist laut der Auskunftei weitgehend für den Anstieg von acht Prozent verantwortlich sein. Insgesamt wurden 2023 im östlichen Europa fast 65.000 Unternehmensinsolvenzen registriert – im Vorjahr waren es gut 60.000 Fälle.
Experten erwarten weitere Zunahme von Insolvenzen in diesem Jahr
In sechs von zwölf untersuchten Ländern gingen die Fallzahlen zurück. Die größten Rückgänge gab es in Kroatien (minus 22,3 Prozent) und in Lettland (minus 21,2 Prozent). Einen Anstieg verzeichneten neben Ungarn auch Estland, die Slowakei, Serbien und Tschechien.
„2024 wird eine Fortsetzung der schlechten Wirtschaftslage des vergangenen Jahres, die zu einer weiteren Zunahme der Insolvenzen führen wird“, erklärte Creditreform. Zudem liefere die Finanzkrise 2009 einen Ausblick für die Insolvenzentwicklung der kommenden Jahre. Trotz wirtschaftlicher Erholung blieben die Zahlen damals für lange Zeit auf einem hohen Niveau.