Die Kameras der iPhones: Zwei gelungene Softwareupdates
Bei den Kameras gibt es gleich eine Reihe von Verbesserungen. Alle neuen iPhones nutzen etwa Smart HDR 5. So nennt Apple den Prozess, der beim Betätigen des Auslösers im Hintergrund dafür sorgt, dass das iPhone mehrere Fotos mit unterschiedlicher Belichtung in schneller Folge macht und die Aufnahmen so miteinander verbindet, dass möglichst viel Bildinformation gespeichert und anschließend das Ergebnis noch weiter verbessert wird – indem das System etwa Hauttöne abstimmt, die Farben und den Kontrast optimiert und Objekte entsprechend in Szene setzt.
Das Ergebnis sind Bilder, die oft auch bei schwierigen Lichtverhältnissen erstaunlich gut belichtet und kontrastreich sind – und mit einer analogen Kamera so nie entstehen könnten.
Diese Form der Bildoptimierung macht heutzutage nahezu jedes Smartphone. Und teilweise sind die Einstellungen auch Geschmackssache. Apple tendiert bei der Abstimmung seiner Fotos zu einem realistischen, bisweilen leicht warmen Look. Dies lässt sich seit einigen iPhone-Generationen durch die fotografischen Stile – eine Art Farb- und Konstrastvorabstimmung – auch den eigenen Vorlieben anpassen.
Im Vergleich zu den Bildern vom iPhone 14 und iPhone 14 Pro mit Smart HDR 4 wirken die Bilder der neuen Geräte tatsächlich oft noch etwas kontrast- und farbreicher. Davon profitieren vor allem Alltagsnutzer. Profis können sich durch Aufnahmen im Raw-Format (nur Pro-Modelle) auch von diesen Abstimmungen lösen.
Eine weitere Softwareverbesserung betrifft den Porträt-Modus. Dieser sorgt bei Porträtaufnahmen dafür, dass der Bildhintergrund unscharf gerechnet wird, wie es bei großen Linsen mit weit offener Blende als optischer Effekt der Fall wäre. Das iPhone erkennt stattdessen die Tiefeninformationen eines Bildes und weiß deshalb, was der Vorder- und was der Hintergrund ist und rechnet letzteren unscharf.
Bislang musste dies vorher ausgewählt werden. Ab sofort zeichnen iPhone 15 und iPhone 15 Pro die Tiefeninformationen automatisch auf, sodass man viele Porträtaufnahmen von Menschen, Hunden oder Katzen nachträglich in ein Porträtbild mit Unschärfe verwandeln kann.
Es lässt sich außerdem nachträglich auch ändern, was scharf und was unscharf sein soll. Ob die Tiefeninformationen aufgezeichnet werden, erkennt man an einem kleinen Blendensymbol auf dem Sucherbild. Setzt man durch Tippen den Fokuspunkt manuell, gelingen entsprechende Aufnahmen auch mit beliebigen Objekten.
Darüber hinaus gelingen Porträtaufnahmen jetzt auch bei schlechtem Licht. Bislang führte das zu starken Bewegungsunschärfen, die neuen iPhones sind hier deutlich schneller und machen detailliertere Bilder.
Neue Hauptkamera des iPhone 15 überzeugt
Das seit langem erste wirklich große Kamera-Update gab es in diesem Jahr für das iPhone 15. Hier wurde die Hauptkamera mit einer Auflösung von 12 Megapixel (MP) durch die Kamera des iPhone 14 Pro aus dem vergangenen Jahr ersetzt. Dessen Sensor nimmt Bilder mit 48 MP auf, also der vierfachen Auflösung des Vorgängers. Standardmäßig werden die Fotos aber in Aufnahmen mit 24 MP umgerechnet.
Im direkten Vergleich sehen Fotos des iPhone 15 dank Smart HDR 5 meist leicht besser aus als die des iPhone 14 und bieten dabei bessere Details, sodass man Bilder im Nachhinein besser vergrößern oder beschneiden kann. Bei schlechtem Licht fällt auch der neue Sensor auf 12 MP Auflösung zurück und bietet dann keinen deutlichen Vorteil gegenüber dem iPhone 14.
Ein weiterer Vorteil des neuen Sensors ist, dass er einen Zweifach-Zoom ermöglicht, indem nur die zentralen 12 MP des Sensorbilds genutzt werden. Das bietet nun erstmals auch zumindest einen leichten Zoom. Unterm Strich ist die Kamera des iPhone 15 deutlich vielseitiger und merklich besser als die des Vorgängers.
iPhone 15 Pro – das Highlight gibts nur beim Max
Beim iPhone Pro steht stets auch die Kamera im Zentrum der Aufmerksamkeit. In diesem Jahr debütiert Apple erstmals mit einem Fünffach-Zoom – jedoch nur im größten iPhone-Modell 15 Pro Max. Damit steht Apple im Vergleich zu Top-Geräten aus dem Android-Lager eher im Mittelfeld. Samsung etwa bietet bereits einen optischen Zehnfach-Zoom.
Allerdings erwies sich beim Test im Alltag die fünffache Vergrößerung als eine sehr praktische Ergänzung zum Einfach- und Zweifach-Zoom – sie ist auch deutlich sinnvoller als das Dreifach-Zoomobjektiv, das im iPhone 15 Pro eingesetzt wird.
Zusätzlich zu den Wahlmöglichkeiten 0,5-fach-, 1-fach-, 2-fach- und 5-fach-Zoom erlaubt Apple auch die Wahl von bestimmten Brennweiten, die bei Fotografen beliebt sind. Zur Wahl stehen 13mm (0,5x), 24mm ( 1x), 28mm, 35mm, 48mm (2x) und beim Max-Modell 120mm (5x). Die Zwischengrößen 28mm und 35mm sollen dabei nicht einfach ein digitaler Zoom sein, sondern eine aufwendig angepasst Funktion, die den klassischen Objektivbrennweiten gleicht. Hier fehlten uns leider passende Objektive zum Vergleich.
Obwohl im iPhone 15 Pro als Hauptkamera weiterhin ein 48-MP-Sensor mit 1,78f-Blende steckt, handelt es sich um eine verbesserte Kamera, sagt Apple. Tatsächlich konnten wir vor allem bei schwachem Licht deutlich weniger Rauschen und ein insgesamt schärferes Bild erkennen. Auch das Fünffach-Objektiv hält qualitativ locker mit dem Dreifach-Objektiv mit, erwies sich bei schlechtem Licht sogar besser als das Zoom-Objektiv im iPhone 14 Pro.
Insgesamt bietet das iPhone 15 Pro im Vergleich zum Vorgänger ein leicht verbessertes, das iPhone 15 Pro Max sogar ein deutlich verbessertes Kamerasystem.
Fazit: Für wen sind die neuen iPhones richtig?
Insgesamt kann man sagen, dass die iPhone-15-Generation generell einen klar größeren Sprung zum Vorgänger darstellt als die Generationen davor.
Erstmals seit drei Jahren kann man auch ausschließlich aus ästhetischen Gründen wieder zu den neuen Geräten greifen. Die Anpassungen mögen dezent sein, unserer Meinung nach gab es aber seit Jahren keine so eleganten iPhones wie in diesem Jahr. Abstriche machen müssen all diejenigen, die sich knallige Farben wünschen – die gibt es in diesem Jahr weder beim iPhone 15 noch beim iPhone 15 Pro. Dennoch: Die Geräte sehen in dieser Generation wirklich gut aus und fühlen sich in der Hand auch ausgezeichnet an.
Wer sein Gerät ohnehin in eine Hülle steckt, dem mag das eher egal sein. Hier sei angemerkt: Apple hat alle Lederprodukte aus dem diesjährigen Zubehör verbannt. An die Stelle von Lederhüllen tritt nun ein Material namens Feingewebe: Die Rückseite der Handyhülle ist mit diesem Textil bezogen, der Rand besteht aus einem texturierten Kunststoff. Das Feintwill fühlt sich tatsächlich ein wenig wie Wildleder an. Zeigte sich in den wenigen Tagen unseres Tests aber auch empfindlicher als Leder.
Austattungstechnisch steht das iPhone 15 so stark wie seit Jahren nicht da: 48 MP Kamera, Dynamic Island, USB-C, ein helleres Display – innerhalb der Apple-Welt gibt es hier viel Gegenwert für den – um fünfzig Euro gesenkten – Preis von 949 Euro (6,1 Zoll) oder 1.099 Euro für das iPhone 15 Plus (6,7 Zoll). Unter Umständen ist das für Kunden so viel Wert, dass sie sogar ihr iPhone 14 in Zahlung geben. Das Upgrade von iPhone 13 und älter lohnt sich in jedem Fall.
Beim iPhone Pro hängt es etwas mehr von den eigenen Nutzungsvorlieben ab. Das iPhone 15 Pro Max hat die bessere Kamera und ist zusammen mit der Aktionstaste, dem Titangehäuse und dem leistungsstarken A17 Pro insgesamt eine runde Verbesserung – ein Upgrade vom iPhone 14 Pro muss man dennoch nicht unbedingt erwägen. Beim iPhone 15 Pro fällt die Verbesserung in Ermangelung der neuen Zoom-Kamera noch etwas kleiner aus. Nutzer können getrost auf das nächste Jahr warten.
Kameraseitig sieht es ähnlich aus: Ab iPhone 12 und älter ist die Verbesserung der Kamera auch für Gelegenheitsfotografen so augenfällig, dass sich ein Upgrade auf das iPhone 15 auf jeden Fall lohnt. Für Besitzer des iPhone 13 oder iPhone 14 liegen die Unterschiede mehr im Detail. Wer deutlich mehr will, sollte ins iPhone 15 Pro Max investieren.
Besitzer eines iPhone 14 Pro können kameraseitig das iPhone 15 Pro aussitzen und auf den Nachfolger warten. Auch hier steht erst ab dem iPhone 12 Pro eine klare Kaufempfehlung, für das iPhone 13 Pro rechtfertigt das Gesamtpaket den Kauf aber auf jeden Fall.
Zusammenfassend kann man sagen, iPhone 15 und iPhone 15 Pro sind mal wieder ein größerer Schritt nach vorn. Wer mit dem Kauf liebäugelt, macht kaum etwas falsch.
iPhone 15 (ab 949 Euro), iPhone 15 Plus (ab 1099 Euro), iPhone 15 Pro (ab 1199 Euro) und iPhone 15 Pro Max (ab 1449 Euro) können bereits vorbestellt werden und sind ab Freitag im Handel erhältlich.