New York Die Deutsche Financial institution muss sich erneut mit dem US-Justizministerium auseinandersetzen. Die Behörde hat das Frankfurter Finanzinstitut darüber informiert, dass es eine aufgeschobene Anklagevereinbarung verletzt haben könnte. Dabei geht es um die Greenwashing-Vorwürfe bei der Tochter DWS. Dort hatte die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler direkt nach ihrer Kündigung schwere Anschuldigungen erhoben.
Diese hatte sie in einer Electronic mail an DWS-Aufsichtsratschef Karl von Rohr in einem fünf seitigen Dokument zusammengefasst und es ihm am 17. März geemailt. Rohr ist auch Vorstand bei der Deutschen Financial institution. In Kopie der Mail, die das Handelsblatt einsehen konnte, stand auch der Presse- und Nachhaltigkeitschef der Financial institution, Jörg Eigendorf.
Die Deutsche Financial institution hatte die DWS, ihre Vermögensverwaltungssparte, vor drei Jahren an die Börse gebracht, hält jedoch noch die Mehrheit der Anteile. Die Financial institution hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Ärger mit den Regulierungsbehörden in den USA. Im Januar zahlte sie 130 Millionen Greenback Strafe und ging eine aufgeschobene Anklagevereinbarung ein. Bei diesen Vereinbarungen, im Englischen Deferred Prosecution Settlement (DPA) genannt, erklären sich Unternehmen bereit, auf weiteres Fehlverhalten zu verzichten und mögliche Compliance-Probleme sofort bei den Aufsehern zu melden. Im Gegenzug wird auf eine Anklage verzichtet.
Das Justizministerium prüft nun, ob die Deutsche Financial institution die Behörde sofort über diese Electronic mail einer hochrangingen Managerin hätte informieren müssen und hat dies der Financial institution mitgeteilt. Darüber hatte zuerst das „Wall Avenue Journal“ berichtet. Fixler hatte der Zeitung im August ein Interview gegeben und ihre Vorwürfe darin zum ersten Mal öffentlich gemacht.
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So erfuhr auch das Justizministerium über den Vorfall. Wenig später eröffneten sowohl das Justizministerium als auch die US-Börsenaufsicht SEC Untersuchungen. Das ließ den Aktienkurs der DWS damals um zeitweise 14 Prozent einbrechen. Das Papier hat sich noch immer nicht davon erholt. Die Deutsche Financial institution und das Justizministerium wollten sich nicht zu den aktuellen Überlegungen äußern.
Sollte die Behörde zu dem Schluss kommen, dass die Deutsche Financial institution das DPA gebrochen hat, dann könnte ihr entweder eine Anklage drohen oder sie könnte zusätzliche Strafen zahlen müssen. Die DWS hatte die Vorwürfe von Fixler stets zurückgewiesen und hat die renommierte US-Kanzlei Sullivan & Cromwell angeheuert, um sie zu vertreten.
DWS stellte sich führend bei ESG-Investments dar
DWS-Chef Asoka Wöhrmann sagte bei der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen, dass der Vorfall keine „substanziellen Folgen“ für sein Haus habe. Zu allen institutionellen Kunden bestünden langfristige Geschäftsbeziehungen, erklärte er. Diesen seien die Aktivitäten, der Investmentprozess und die Produkte der DWS vertraut. Die DWS hatte sich wiederholt öffentlich als führend bei ESG-Investments dargestellt. Wöhrmann hatte immer wieder betont, „Nachhaltigkeit zum Kern des Handelns der DWS“ zu machen.
ESG steht für Anlageentscheidungen, die nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien getroffen werden. Der Bereich boomt, warfare jedoch lange Zeit wenig reguliert, was Spielraum für aggressives Advertising and marketing lies. Auch der frühere Blackrock-Supervisor Tariq Fancy wirft der Branche systematisches Greenwashing vor.
Interne Dokumente, die das Handelsblatt einsehen konnte, zeigen, dass es bei der DWS große Diskrepanzen zwischen den wohlklingenden Slogans und der internen Wahrnehmung gab. Die DWS hatte in ihrem Geschäftsbericht angegeben, dass 459 Milliarden Greenback, mehr als die Hälfte der verwalteten Belongings, mit dem sogenannten ESG-Integrationsansatz verwaltet würden. Fixler hält das für problematisch. Zum einen sei der Begriff irreführend. Zum anderen habe die DWS gar kein System gehabt, um dies zu messen, sagte sie im September im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Branchenkenner gehen davon aus, dass es künftig noch weitere Greenwashing-Fälle geben würde. Die SEC hat eine groß angelegte Initiative gestartet, um solche Fälle aufzuspüren. Das Justizministerium indes will strenger gegen Verstöße gegen aufgeschobene Anklagevereinbarungen vorgehen. „Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen einen größeren Fokus darauf legen, um sicherzustellen, dass Unternehmen ihre Vereinbarungen einhalten“, sagte die stellvertretende Justizministerin Lisa Monaco Anfang der Woche auf einer Konferenz.
Mehr: Der Vermögensverwalter legt gute Quartalszahlen vor. Doch die Greenwashing-Vorwürfen stehen weiter im Raum. Derzeit arbeitet ein ganzes Group an einer Lösung.