Der Europäische Gerichtshof hat den Weg für eine Super League grundsätzlich geebnet. Was aber noch nicht heißt, dass sie auch kommt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Im Streit um eine von europäischen Topklubs organisierte Super League haben die großen Fußballverbände Uefa und Fifa vor dem Europäischen Gerichtshof eine Niederlage kassiert. Was hinter dem Urteil steckt, ob eine solche Liga nun tatsächlich zustande kommt und wie die Position der deutschen Klubs ist.
Was hat das Gericht entschieden?
Der Europäische Gerichtshof (EuGh) hat in seinem Urteil die Monopolstellung der Uefa und der Fifa als nicht vereinbar mit europäischem Wettbewerbsrecht eingestuft. Der EuGH stellte einen „Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung“ durch die beiden Verbände fest. Damit wäre nach 17-monatigem Verfahren der Weg für den Start der umstrittenen Super League grundsätzlich frei. Aber: Das Urteil bedeutet nicht, „dass ein Wettbewerb wie das Super-League-Projekt unbedingt genehmigt werden muss“, heißt es wörtlich.
Der Richterspruch steht im Gegensatz zum Schlussantrag des EuGH-Generalanwalts Athanasios Rantos vor fast genau einem Jahr. Dieser hatte beinhaltet, dass die Super League zwar ihren eigenen Spielbetrieb aufnehmen dürfe, die Super-League-Teams aber nicht gleichzeitig die Teilnahme an den Uefa- und Fifa-Wettbewerben verlangen könnten. Uefa und Fifa hätten dem erst zustimmen müssen.
Diesen zweiten Teil kippten die 15 Richter der höchsten europäischen Instanz am Donnerstag. Demnach dürfen Uefa und Fifa Vereinen und Spielern grundsätzlich nicht verbieten, an anderen Wettbewerben teilzunehmen und sie dafür auch nicht sanktionieren – beispielsweise mit dem Ausschluss von ihren Wettbewerben (etwa Champions, Europa oder Conference League sowie der Klub-WM).
Wer steckt hinter der Klage?
Ursprünglich hatten im April 2021 zwölf europäische Topklubs geplant, eine Super League zu gründen. Deutsche Vereine waren dabei nicht vertreten. Es handelte sich um sechs Klubs aus England (Manchester City, Manchester United, Liverpool FC, Chelsea FC, Tottenham Hotspur, Arsenal FC), drei Klubs aus Spanien (Real Madrid, Atlético Madrid, FC Barcelona) sowie drei Klubs aus Italien (Juventus Turin, Inter Mailand, AC Mailand).
Nachdem sowohl die Uefa als auch in Teilen die nationalen Ligen mit Sanktionen gedroht hatten, traten neun der Vereine wieder aus. In der Super League waren nur noch Real Madrid, Juventus Turin und der FC Barcelona vertreten. Die drei Klubs klagten gegen die Androhung eben jener Strafen und wurden dabei von der Vermarktungsagentur A22 unterstützt. Nun bekamen sie vom Europäischen Gerichtshof recht.
Kommt jetzt die Super League?
Das ist, wie oben erwähnt, mit dem Urteil nicht gesagt. Die Organisation einer solchen Liga würde zudem einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Für die Treiber der Super League bedeutet das Urteil jedoch neue Hoffnung.
Real-Präsident Florentino Pérez betonte, der europäische Klubfußball werde „nie wieder ein Monopol sein. Wir werden weiterhin für ein modernes Projekt eintreten, das voll und ganz mit den nationalen Wettbewerben vereinbar ist. Das ist ein großer Tag für die Geschichte des Fußballs und die Geschichte des Sports.“
Barcelonas Präsident Laporta äußerte: „Es ist an der Zeit, dass die Klubs, vor allem die mitgliedergeführten Klubs, mehr Kontrolle über ihre Zukunft und Nachhaltigkeit haben.“ Im Januar, noch weit vor dem Urteil, brachte er einen Start der Liga im Jahr 2025 ins Spiel. Damals ging er aber noch von einer Urteilsfällung im Frühjahr 2023 aus.
Ob das jetzt noch realistisches Szenario ist, bleibt abzuwarten. Zumal der Widerstand von Nationalverbänden und auch der Fans bestehen bleibt.
Die Deutsche Fußball Liga positionierte sich gegen die Super League: „Die DFL stützt das europäische Sportmodell explizit und lehnt Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab.“