Die neuen Abnehm-Wirkstoffe werden nur bestimmten Patientengruppen verordnet. Nun warnt die AOK vor Rezeptfälschungen.
Der Hype um die neuen Abnehmspritzen lässt nicht nach. Nachdem Promis wie Elon Musk und Kim Kardashian berichtet hatten, dass sie mit den neuen Präparaten abgenommen hätten, gibt es einen Run auf die Produkte.
Ursprünglich entwickelt wurden sie für Diabetes-Patienten. Da sie einen enormen Erfolg bei der Gewichtsreduktion zeigten, werden sie inzwischen auch adipösen, also stark übergewichtigen Menschen verordnet. Sie werden von den Ärzten allerdings nur unter sehr eingeschränkten Voraussetzungen verschrieben:
- Body-Mass-Index über 30
- Body-Mass-Index ab 27, mit einer Vorerkrankung, die durch das Medikament eingedämmt werden könnte (z. B. Bluthochdruck, erhöhte Entzündungsmarker)
Wie Sie Ihren Body-Mass-Index berechnen können, lesen Sie hier.
Nun häufen sich offenbar Rezeptfälschungen, damit auch (vermutlich vor allem junge) Menschen, die keins der Kriterien erfüllen, an das Medikament kommen.
Die AOK Nordost warnt vor einer Häufung gefälschter Papierrezepte, wie die „Ärzte Zeitung“ berichtet. Es geht um die Medikamente Ozempic, Trulicity und Mounjaro und auch Tilidin – letzteres ist ein sehr starkes Schmerzmittel, das zur Gruppe der Opioide gehört und auch in der Statistik auftaucht.
- Opiode gehören zu der Gruppe der Medikamente, die sehr schnell abhängig machen können. Mehr dazu lesen Sie hier.
Alle sind für den Einsatz in engen Grenzen zugelassene Medikamente, die ersten drei nur für die Gewichtsreduktion. Nun teilt die AOK Nordost mit, mindestens jedes zehnte Rezept, das im ersten Quartal 2024 für eines dieser Produkte in Apotheken vorgelegt wurde, sei gefälscht gewesen. Die Apotheken seien aufgefordert, „entsprechende Verordnungen besonders sorgfältig zu prüfen“. Sollten sie „fahrlässig offensichtlich gefälschte Rezepte abrechnen“, so die AOK weiter, behalte man sich vor, „diese Rezepte zu retaxieren“ (die Krankenkasse erstattet dann die Kosten nicht).
Schaden könnte in die Millionen gehen
Es heißt weiter: „Hinsichtlich der genannten Produkte hätten die Betrügereien mittlerweile bei der AOK Nordost ‚zu einem sechsstelligen finanziellen Schaden geführt‘. Auf das Jahr hochgerechnet könnte allein diese eine Ortskrankenkasse um einen Millionenbetrag geprellt werden.
Das gab es noch nie
Die „Ärzte Zeitung“ berichtet weiter: Nach Angaben des Fehlverhaltensbeauftragten der AOK Nordost, Ralf Selle, ist das derzeit zu beobachtende Aufkommen gefälschter Rezepte sowohl nach Menge als auch finanziellem Schaden „außergewöhnlich“. Gefakte Verordnungen habe es immer mal gegeben, etwa um an Anabolika oder Tilidin heranzukommen. Doch so viele falsche Rezepte über hochpreisige Produkte habe man in so kurzer Zeit noch nie gesehen.
Dabei müsse auch von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, so Selle weiter. „Die gut gemachten Rezeptfälschungen erkennt man oft gar nicht“.