Happy End für Galeria am Rotkreuzplatz: Noch vor einer Woche stand der Fortbestand der Münchner Filiale auf Messers Schneide.
Wer sich bei den Beschäftigten der Galeria-Filiale am Rotkreuzplatz umhören will, wie denn nun die Stimmung ist, jetzt wo das Haus gerettet ist, der muss Geduld mitbringen. Nicht weil die Mitarbeiter etwa schüchtern wären – sie haben einfach viel zu tun. Das Kaufhaus am Rotkreuzplatz ist gut besucht. Verkäufer beraten, kassieren und verräumen Ware. Schwer vorzustellen, dass bis zur vergangenen Woche völlig unklar war, ob die Filiale überhaupt weitermachen darf.
Am vergangenen Samstagmorgen um 10 Uhr fand die entscheidende Betriebsversammlung statt. Galeria Kaufhof schließt 16 Filialen, das verkündete das neue Eigentümerkonglomerat. Unter anderem in Berlin, Köln und Augsburg. Die vier Standorte in München können dagegen alle weitermachen, hieß es. Für die Filialen am Olympia-Einkaufszentrum, am Marienplatz und an der Münchner Freiheit war das keine Überraschung, das Geschäft in Neuhausen stand dagegen auf der Kippe.
Galeria Kaufhof am Rotkreuzplatz: „Wir mussten zittern“
„Wir mussten zittern, das war eine riesige Anspannung“, sagt Christian Lüttin, Filialleiter am Rotkreuzplatz. Dass gerade seine Filiale nicht vor der Schließung sicher war, habe nicht am Umsatz gelegen, sagt Lüttin: „Das Geschäft hier ist immer gut gelaufen. Wir haben ein solides Umfeld und eine sehr gute Kundenstruktur hier.“
Anders als bei den anderen drei Münchner Filialen gehört das Gebäude am Rotkreuzplatz weiterhin der insolventen Signa-Gruppe. Und die hatte dem Vernehmen nach hohe Mieten verlangt. „Ich kenne die Zahlen nicht, aber ich vermute, dass sich da etwas getan hat.“ Wahrscheinlich hat eine deutliche Mietreduktion den Ausschlag für den Erhalt der Filiale in Neuhausen gegeben.
Knapp 120 Beschäftigte in der Lebensmittelabteilung wären von der Schließung betroffen gewesen. Eine von ihnen ist Brigitte Reit. Sie arbeitet seit fast 46 Jahren bei Galeria, immer in derselben Filiale. „Als wir noch nichts wussten, war die Stimmung hier sehr betrübt.“ Nachdem die gute Nachricht kam, habe es dann ein großes Hurra gegeben. Reit dachte allerdings auch an die Filialen, die nun schließen müssen: „Traurig ist das.“
Wir haben es mal wieder geschafft. Wir bleiben noch ein Weilchen.
brigitte reit, galeria-verkäuferin am rotkreuzplatz
Immer wieder in Schieflage geraten
Es ist nicht das erste Mal, dass deutschlandweit Galeria-Filialen um ihre Zukunft bangen mussten, immer wieder geriet der Konzern unter verschiedenen Eigentümern in Schieflage. Arno Gaida, zuständig für Schuhe und Lederwaren am Rotkreuzplatz, kennt das schon: Früher hat er in der Galeria-Filiale am Stachus gearbeitet, bis diese schließen musste. Seinen Job mag er trotzdem sehr gerne: „Für mich ist das hier wie ein kleines Familienunternehmen.“ Gaida arbeitet seit 49 Jahren bei Galeria, steht kurz vor der Rente. Die Schließung hätte ihn persönlich also nicht betroffen, für seine Kollegen freut er sich dafür umso mehr: „Das war eine große Erleichterung.“
Den Zusammenhalt bei Galeria auch in schwierigen Zeiten schätzt auch Brigitte Reit. Die Wochen vor der Entscheidung waren schwierig für sie. 80 Prozent Stammkunden hätten sie hier, mit vielen sei sie per Du. „Die fragen natürlich: ‚Was wird?‘ Und wenn das jeden Tag kommt, löst das ein bedrückendes Gefühl aus.“ Nach 46 Jahren bei Galeria hätte sie sich nach einer neuen Stelle umsehen müssen. „Ab einem gewissen Alter kommt halt nicht mehr jeder unter“, sagt sie. Das ist nun kein Problem mehr. „Wir haben es mal wieder geschafft. Wir bleiben noch ein Weilchen“, sagt die Verkäuferin mit einem Lachen.