Der einstige Erfolg von Borussia Mönchengladbach und seinem Sponsor Flatex beginnt zu verblassen. Für beide brechen Zeiten an, in denen Kreativität gefragt ist.
Manchmal gibt es Parallelen, die erst auf den zweiten Blick auffallen. In der Fußballsaison 2020/21 feierte die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach ihren wohl größten Triumph seit etlichen Jahren. In der Champions League behauptete sich der Verein gegen Hochkaräter wie Real Madrid und gelangte bis ins Achtfinale. Im DFB-Pokal wurde es das Viertelfinale. Nahezu zeitgleich erklomm ihr Trikotsponsor und größter Werbepartner Flatex sein Aktienrekordhoch. Doch im März 2021 begann ein schleichender Abstieg.
Der Aktienprofi
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen Daniel auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
Erfolgsjahre verblassen
In den ersten Corona-Monaten 2020 flüchteten nicht wenige neue Anleger und auch mutige Trader in den Aktienmarkt und probierten auch mangels anderer Beschäftigungsmöglichkeiten den Finanzmarkt als Betätigungsfeld aus.
Dieser Elfmeter fiel Flatex genauso wie Smartbroker aus Berlin oder eToro im CFD-Bereich geradezu vor die Füße. Folglich kletterte der Kurs der Flatex-Aktie von 5,50 Euro im März 2020 bis auf 29 Euro zum Bundesliga-Saisonende im Juni 2021. Der Kapitalmarkt war heiß auf Brokeraktien, und Flatex kam auf eine Bewertung von rund drei Milliarden Euro.
Parallelen im Geschäft
Doch ähnlich wie der gesponserte Fußballklub ruhte sich der Broker auf den Erfolgen aus. Gladbach brachte nur wenig kreative Transfers zustande und fiel bis zur Rückrunde 2023/24 in die Niederungen der Bundesligatabelle zurück. Europäisch war nichts mehr zu holen, was auch für Flatex auf der Brust der Borussia wenig hilfreich war.
Die Parallele liegt jedoch in der mangelnden Phantasie und Kreativität. Ähnlich wie bei der Borussia zogen an Flatex die Konkurrenten vorbei – in jenem Fall vor allem Trade Republic. Das ehemalige Start-up hatte mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit erkannt, was junge Investoren heute suchen.
Diesen geht es nicht in erster Linie um tolle Auswahltools, ihnen geht es weniger um Komplexität und Vergleichbarkeit bis in die letzte Ebene, sondern um Einfachheit und vor allem um eine einfache Haptik. Hinzu kommt, dass gerade junge Trader auch Kryptowährungen als Einsatzmöglichkeit neben Aktien und Hebelpapieren wünschen.
Mängel gut kaschiert
Dass die Ausführung bei Trade Republic häufig gar nicht so günstig ist, wie es auf den ersten Blick scheint, stört die Kundschaft nicht. Und dass die als Kreditkarte beworbene Trade-Republic-Karte genau genommen eine Debitkarte ist – das merken manche Nutzer womöglich erst dann, wenn sie diese Karte am Schalter für den Mietwagen im Ausland einsetzen möchten und erfolglos zurückbleiben.
Trade Republic bedient vielmehr den Wunsch der neuen Kunden nach einigermaßen schicker Optik und gutem Handling. All dies könnten Flatex oder Smartbroker auch liefern. Smartbroker hat seinen Relaunch schon längst begonnen und macht sich nach einer komplizierten Phase der Kundentransformation auf den Weg, Trade Republic ein wenig Konkurrenz zu machen.
Für den großen Wurf wird das Berliner Unternehmen aber auf die nächste Gelegenheit warten müssen, wenn die Volatilität am Markt wieder sehr hoch ist und Kunden „auf Teufel komm raus“ handeln wollen. Dies ist trotz der Dax-Rekorde im ersten Quartal nicht unbedingt der Fall, wenngleich hohe Tradezahlen bei Nvidia, Rheinmetall oder Meta das Grundinteresse unterstreichen und zum Beispiel die Börse München mit Gettex von einem sehr positiven Jahr 2024 berichten kann.