Frankfurt HSBC will offenbar Ärger mit Moskau vermeiden: Die britische Großbank soll mehrere Publikationen geändert haben, um Formulierungen zum Ukrainekrieg abzuschwächen. Das berichtet die „Monetary Instances“ (FT) unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Demnach soll ein HSBC-Ausschuss, der alle Analysen und Kundenmitteilungen der Financial institution freigibt, in Berichten etwa das Wort „Krieg“ durch „Konflikt“ ersetzt haben.
Seit Anfang März ist es Medien in Russland verboten, in der Berichterstattung über den Krieg Begriffe wie „Angriff“, „Invasion“ und „Kriegserklärung“ zu verwenden. Sonst drohen hohe Geldstrafen und bis zu 15 Jahre Haft. Russland will so die Verbreitung angeblicher Falschinformationen über die russischen Streitkräfte verhindern. Moskau bezeichnet den Krieg als „militärische Sonderoperation“.
Auf Anfrage des Handelsblatts lehnte eine HSBC-Sprecherin einen Kommentar zu dem Bericht ab – und verwies auf ein früheres Assertion der Financial institution. In dem heißt es: „Unsere Gedanken sind bei allen, die von dem anhaltenden Konflikt in der Ukraine betroffen sind.“ Der Fokus aller Beteiligten liege weiterhin auf der Unterstützung der humanitären Hilfe. Die sprachlichen Änderungen haben laut dem Medienbericht interne Debatten und heftige Beschwerden einiger Mitarbeiter ausgelöst.
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HSBC hat in Russland laut eigenen Angaben keine Niederlassung und auch kein Privatkundengeschäft. Zudem akzeptiert die Financial institution keine Neukunden mehr. Vielmehr konzentriert sich HSBC auf Dienstleistungen für multinationale Unternehmen. „Wir haben die Aufgabe, unsere internationalen Kunden bei ihren Entscheidungen über ihre Geschäftstätigkeit in Russland in den kommenden Wochen zu unterstützen“, heißt es in einem Assertion der Financial institution.
Die Russlandtochter macht jedoch nur einen sehr geringen Anteil am Gesamtergebnis der Gruppe aus und verwaltete Stand Juni des vergangenen Jahres Vermögenswerte von umgerechnet etwa 900 Millionen US-Greenback. Insgesamt beschäftigt die Financial institution laut „FT“ etwa 200 Mitarbeiter in Russland.
RBI und Unicredit erwägen Rückzug
Die Strategie der britischen Großbank überrascht durchaus: Zahlreiche westliche Banken haben wegen des Ukrainekriegs bereits ihren Rückzug aus Russland beschlossen oder erwägen einen solchen.
So teilte der Chef der Raiffeisenbank Worldwide (RBI), Johann Strobl, bereits vor etwa zwei Wochen mit, alle strategischen Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank in Russland bis hin zu einem „sorgfältig gesteuerten Ausstieg“ aus der Raiffeisenbank in Russland zu prüfen.
Dabei ist die Abhängigkeit der RBI vom Russlandgeschäft im Vergleich zur HSBC deutlich größer: Nach Berechnungen der Ratingagentur Moody’s erzielt die RBI rund 40 Prozent ihrer Gewinne in Russland und der Ukraine. Diese Abhängigkeit macht das Institut nach Einschätzung der Analysten der DZ Financial institution zum westlichen Geldhaus mit dem größten Russlandrisiko.
Auch Italiens zweitgrößte Financial institution Unicredit unterzieht ihr Russlandgeschäft einer Überprüfung, wie Bankchef Andrea Orcel Mitte März bekannt gab. Bei der italienischen Großbank trug ihr Russlandableger 2021 rund 180 Millionen Euro zum Gewinn der Gruppe bei. Das entsprach rund elf Prozent des gesamten Ergebnisses.
Amerikanische Banken haben ebenfalls bereits auf den anhaltenden Krieg reagiert. So teilte die US-Großbank Citigroup mit, sich noch stärker als bislang geplant aus Russland zurückzuziehen.
Das Geldhaus hatte bereits im vergangenen Jahr im April bekannt gegeben, aus dem dortigen Verbrauchergeschäft aussteigen zu wollen. „Wir haben nun entschieden, das Ausmaß dieses Ausstiegsprozesses zu vergrößern und weitere Geschäftslinien hinzuzunehmen“, teilte die Financial institution mit. Der noch verbleibende Geschäftsbetrieb in Russland und das Engagement in dem Land würden weiter reduziert.
Das Gesamtengagement der Citigroup in Russland perception sich Ende 2021 auf quick zehn Milliarden Greenback. Damit ist das Geldhaus die von allen US-Banken am stärksten in Russland engagierte Financial institution. Die Financial institution hatte bereits gewarnt, es könne im schlimmsten Szenario annähernd die Hälfte davon verlieren. Bereits zuvor teilten die US-Großbanken JP Morgan und Goldman Sachs mit, sich aus Russland zurückzuziehen.
Warum HSBC trotz des Kriegs an ihrem Russlandgeschäft festhält, bleibt unklar. Auch Abgeordnete des britischen Parlaments hatten bereits den Druck auf die Financial institution erhöht und gefordert, HSBC solle dem Beispiel der anderen Banken folgen. Ohne Erfolg. Die britische Großbank beteuert, sich an alle geltenden Sanktionen zu halten.
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