Wer eine Nickelallergie hat, bekommt die Symptome lebenslang bei jedem Kontakt mit Nickel zu spüren. Vermeiden lässt sich das kaum. Was also tun?
Das Wichtigste im Überblick
Die Nickelallergie gehört zu den Kontaktallergien. Bei solchen Allergien führt der direkte Kontakt der Haut mit dem jeweiligen Allergieauslöser zu einer Entzündungsreaktion im Gewebe: Es entsteht ein sichtbares allergisches Kontaktekzem – auch allergische Kontaktdermatitis genannt (derma = Haut, -itis = Entzündung).
Das allergische Kontaktekzem zeigt sich allerdings deutlich verzögert: nämlich erst rund 24 bis 48 (teils auch bis zu 72) Stunden nach Kontakt mit dem Allergieauslöser. Daher zählen Kontaktallergien wie die Nickelallergie zu den Allergien vom Spättyp (bzw. Typ-IV-Allergien).
Mehr wissen
Das Besondere an Allergien vom Spättyp ist, dass bestimmte weiße Blutkörperchen die allergische Reaktion auslösen: T-Lymphozyten bzw. T-Zellen. Antikörper spielen hier – anders als bei den anderen Allergietypen – keine Rolle.
Die Nickelallergie ist die häufigste Kontaktallergie überhaupt: Fast 17 Prozent der Erwachsenen in Deutschland reagieren allergisch auf Nickel. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Allergie ist oft sehr belastend, da sie sowohl im Privat- als auch im Berufsleben deutliche Einschränkungen mit sich bringt.
Auslöser der Nickelallergie: Wo ist Nickel enthalten?
Wer bereits eine Nickelallergie hat, weiß meist nur zu gut: Es gibt kaum einen Bereich, wo Nickel nicht zu finden ist. Das silbrig-weiß glänzende Metall kann in allen metallenen Gegenständen stecken, sofern diese nicht aus völlig reinem Edelmetall bestehen. Häufig nickelhaltig sind zum Beispiel:
- Modeschmuck
- Piercings
- Uhren
- Hosenknöpfe, Nieten
- Reißverschlüsse
- Büstenhalter
- Korsetts
- Brillengestelle
- Schuh- und Gürtelschnallen
- Münzgeld (etwa 1- und 2-Euro-Münzen)
- Mobiltelefone
- Zahnprothesen
- Gelenkprothesen
- medizinische Klammern und Nägel
- Konservendosen
- Flaschenverschlüsse
- Stanniolpapier („Silberpapier“)
- Kochtöpfe
Doch nicht überall, wo Nickel enthalten ist, löst direkter Kontakt gleich eine Nickelallergie aus. Vielmehr kommt es darauf an, ob das Material bei Hautkontakt Nickel freisetzt – und wenn ja, wie viel. Daher gilt zum Schutz vor der Nickelallergie: Schmuck (wie Ohrringe), Uhren und alle anderen Gegenstände, die üblicherweise längeren Hautkontakt haben, dürfen nur eine gesetzlich festgelegte Nickelmenge abgeben.
Wichtiger Hinweis
Gesetzliche Grenzwerte für Nickel sind noch keine Garantie dafür, dass alle erhältlichen Produkte sie wirklich einhalten. Und auch nickelfreie Beschichtungen – etwa auf Brillengestellen – brauchen eine erhöhte Nickelfreisetzung nur zwei Jahre lang zu verhindern. Ist eine solche Beschichtung abgenutzt oder beschädigt, kann sich die Nickelallergie wieder bemerkbar machen.
Ein weiteres mögliches Problem für Menschen mit Nickelallergie: Selbst dort, wo scheinbar kein Metall drin ist, kann Nickel enthalten sein. Beispiele sind:
- Tätowierfarben
- Gesichts- und Rasierwasser
- Lidschatten und Wimperntusche
- Haarpflegemittel
- Waschmittel
- Tabak und Tabakrauch
- einige Lebensmittel
Manche Lebensmittel enthalten von Natur aus Nickel, da das Metall im Boden vorkommt. Daneben kann Nickel in Nahrungsmittel gelangen, indem es sich aus deren Verpackung löst – etwa aus beschädigten Konservendosen. Allerdings sind bei den meisten Menschen mit Nickelallergie Lebensmittel als Auslöser allergischer Beschwerden unbedeutend. Einen nennenswerten Nickelgehalt haben zum Beispiel:
- Spinat, Grünkohl, Lauch, Kopfsalat
- Tomaten, Zwiebeln, Karotten
- Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen, Erdnüsse, auch alle Sojaprodukte)
- Äpfel, Zitrusfrüchte, Feigen, Ananas, Himbeeren, Backpflaumen
- Mais, Hafer (auch Haferflocken und andere Haferprodukte)
- Buchweizen, Hirse, Weizenkleie
- Kakao (auch Schokolade)
- Mandeln, Haselnüsse, Leinsamen, Lakritze, Sonnenblumenkerne
- Meeresfrüchte (wie Shrimps und Muscheln)
- Heringe, Makrelen, Thunfisch
- Innereien
- Tee
- Bier, Wein (besonders Rotwein)
Schon gewusst?
Viele Menschen kommen berufsbedingt ständig mit nickelhaltigen Gegenständen oder Stoffen in Kontakt. Daher zählt die Nickelallergie zu den häufigsten Berufskrankheiten überhaupt.
Entzündete Haut: Wie sieht eine Nickelallergie aus?
Bei einer Nickelallergie sieht die betroffene Haut gerötet und geschwollen aus. Zudem können sich kleine flüssigkeitsgefüllte Bläschen bilden, teils auch Blasen und offene Hautstellen. Die Haut nässt und juckt. Später verkrustet das allergische Kontaktekzem und die Haut beginnt zu schuppen.
Wo sich eine Nickelallergie bemerkbar macht, hängt davon ab, welcher Körperteil mit Nickel in Berührung kommt. Wer beispielsweise berufsbedingt viel mit nickelhaltigen Stoffen oder Gegenständen hantiert, hat meist Kontaktekzeme an den Händen.
Zunächst sind die Symptome der Nickelallergie auf den Bereich der Haut begrenzt, der direkten Kontakt zu Nickel hatte. Die Begrenzung sieht meist unscharf aus. Später kommt es häufig zur Streureaktion: Dann zeigen sich die allergischen Hautveränderungen auch an anderen – nahen oder weiter entfernten – Stellen. Manchmal breitet sich die allergische Kontaktdermatitis sogar über den ganzen Körper aus.
Gut zu wissen
Bei einer Nickelallergie kann zudem ein sogenanntes hämatogenes Kontaktekzem auftreten: Das ist eine von innen ausgelöste allergische Hautveränderung. Ein hämatogenes Kontaktekzem sieht so ähnlich aus wie diejenigen, die durch Hautkontakt mit Nickel entstehen. Doch meist breitet es sich großflächiger aus, ohne dass ein Ausgangspunkt – wie nach Hautkontakt üblich – erkennbar ist.
Wer trotz Nickelallergie ständig wiederholten Kontakt mit Nickel hat, kann ein chronisches allergisches Kontaktekzem entwickeln: Dann sieht die Haut flächenhaft verdickt und stark verhornt aus, ist meist trocken und juckt. Zudem sind eine vergröberte Hautstruktur und oft auch Einrisse in der Haut zu sehen.
Nickelallergie-Symptome: Sind innerlich auch welche spürbar?
Die Schleimhaut kann sich ebenso wie die Haut nach Kontakt mit Nickel entzündlich verändern. Dementsprechend können bei einer Nickelallergie Symptome auch innerlich auftreten – etwa im Mund. Dort macht sich die allergische Reaktion allerdings eher durch eine schlecht heilende Wunde bemerkbar statt durch ein Ekzem.
Vor allem wenn Nickel in größeren Mengen in den Darm gelangt, kann es zudem passieren, dass eine Nickelallergie weitere Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden auslöst. Ein solches sogenanntes systemisches Nickelallergiesyndrom (SNAS) ist allerdings eher selten. Selbst wenn Betroffene ihre Nickelallergie für innerlich spürbare Beschwerden verantwortlich machen, lässt sich dieser Zusammenhang durch ärztliche Untersuchungen oft nicht belegen.
Nickelallergie behandeln: Was hilft?
Heilbar sind Kontaktallergien wie die Nickelallergie nicht. Das Einzige, was Betroffene tun können, ist: Allergieauslöser möglichst vermeiden und Symptome lindern, wenn es doch zu einer allergischen Reaktion kommt.