Historische Vergleiche hinken, und Mystifizierungen von Politikern helfen zumeist auch nicht weiter. Doch gerade im Fall Wladimir Putin, der ein obsessives Verhältnis zur Geschichte hat, ergibt eine historische Herangehensweise durchaus Sinn.
Vor allem bei der Beantwortung der Frage, ob Putin im Ukrainekrieg einlenken und in näherer Zeit Friedensverhandlungen führen würde, kann die Geschichte Hinweise geben. Dabei ist Putin natürlich nicht die Reinkarnation nur einer historischen Figur.
Um es provokativ zu formulieren: Er ist ein Stalin, der unter Paranoia litt und sein Volk nach Belieben massakrierte. Und er ähnelt, was seine Verachtung anderer Nationen angeht, durchaus auch einem Hitler.
Putins Zorn gegen die Ukrainer ist so grenzenlos wie Hitlers Hass auf die „Slawen“, die er als Untermenschen klassifizierte. Wie Hitler, der den „Lebensraum im Osten“ für die überlegene arische Rasse sah, beansprucht Putin die Ukraine als Puffer gegen den Westen. Er spricht der Ukraine das Recht ab, „ein Staat zu sein“. Innenpolitisch lässt Putin wie Stalin sein Umfeld säubern. Kritiker nennt er „Abschaum und Verräter“.
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Putin scheint völlig beratungsresistent, manche sprechen von einer Führerbunkermentalität. Schon Putins KGB-Ausbilder attestierten ihm einen „Mangel an Risikoeinschätzung und Selbstkontrolle“.
Putin verfolgt einen größeren Plan
Das wird dazu führen, dass er im Ukrainekrieg immer die Eskalation suchen wird. Sein Mindestziel ist der Austausch der ukrainischen Führung durch eine Moskau-treue Marionettenregierung.
Warnende Hinweise, dass die Ukraine dauerhaft nur mit schwersten Verlusten zu unterjochen sei, wischt Putin weg mit dem Verweis auf Syrien und Tschetschenien: In der Levante hielt er Diktator Baschar al-Assad an der Macht – gegen die von reichen Golfstaaten unterstützten Rebellen, amerikanische und türkische Verbände.
Die abtrünnige Kaukasusrepublik unterwarf er, nachdem seine Truppen erst sehr verlustreich aufgerieben worden waren. Hier wie da brach er mit massiven Luftschlägen und einem Artillerieinferno den Widerstand. So dürfte es auch der Ukraine ergehen.
Und dabei wird es nicht bleiben. Denn Putin geht es längst nicht mehr nur um die Ukraine.
Wie seine historischen Vorbilder hat er einen größeren Plan: Er will die EU spalten, die USA aus Europa verdrängen und zur größten Macht auf dem Kontinent aufsteigen. Was sich größenwahnsinnig anhört, bereitet Putin seit Jahren gezielt vor.
Ukraine-Krieg schwächt den Westen
Da ist zunächst die Ukraineinvasion. Die vom Westen verhängten Sanktionen schwächen nicht nur Russland, sondern auch die EU-Staaten selbst.
Auch die Millionen ukrainischen Flüchtlinge muss Europa erst einmal verkraften. Während Putin parallel gezielt eine neue und noch größere Fluchtwelle vorbereitet: Die Ukraine schaltet er als großen Agrarexporteur aus, auch durch das Versenken von Frachtern mit ukrainischem Weizen im Schwarzen Meer.
Die dadurch entstehende Hungersnot wird eine weitere Flüchtlingswelle nie gekannten Ausmaßes nach Europa auslösen, wo die von Putin unterstützten nationalistischen und fremdenfeindlichen Parteien massiv Stimmung machen.
All das ist nur ein Szenario, aber kein unrealistisches. Bleibt die Hoffnung, dass die Ukraine zu Putins Stalingrad wird, um noch einmal eine historische Parallele zu bemühen.
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