Selbst eine Zwei-Tore-Führung bei einem Aufsteiger reicht dem FC Bayern nicht mehr zu einem Sieg. Kurz vor dem wichtigsten Saisonspiel ist die Mannschaft endgültig am Ende.
Niederlagen gab es für den FC Bayern in dieser Bundesligasaison einige. Ein 1:5 in Frankfurt war dabei, ein 0:1 zu Hause gegen Werder Bremen oder gar ein 2:3 beim Abstiegskandidaten VfL Bochum. So blamabel wie die jüngste war aber wohl keine der vorausgegangenen Pleiten des deutschen Rekordmeisters.
Mit 2:0 führten die Münchner bereits beim, zugegeben in dieser Saison stark aufspielenden, Aufsteiger 1. FC Heidenheim. Doch die Mannschaft ließ sich in der zweiten Hälfte vom Außenseiter in einer Art und Weise die Butter vom Brot nehmen, die trotz der Vielzahl an schwachen Auftritten in dieser Saison erneut stutzig macht – und verdeutlicht, wie sehr dieses Team wenige Tage vor dem Viertelfinale in der Champions League am Ende ist.
Die Spieler haben es nicht verstanden
2:3 verloren die Bayern letztlich in Heidenheim. Innerhalb von 90 Sekunden glich Heidenheim den Zwei-Tore-Rückstand aus, drehte das Spiel zehn Minuten vor dem Ende endgültig. Eine lethargische Münchner Mannschaft ergab sich in der Folge ihrem Schicksal, ließ die sechste Saisonniederlage einfach über sich ergehen. Trainer Thomas Tuchel musste wieder einmal hilflos mit ansehen, wie sein Team ihn im Stich ließ.
Man kann den am Saisonende scheidenden 50-Jährigen in dieser Spielzeit für eine Menge Dinge kritisieren, nicht aber für die Arroganz seiner Spieler in einer Partie gegen einen Aufsteiger. Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Während eines Spiels sind einem Trainer weitestgehend die Hände gebunden. In der Bringschuld sind letztlich die Akteure auf dem Platz – und die scheinen beim FC Bayern trotz all der pomadigen Auftritte und Parolen in letzter Zeit noch immer nicht begriffen zu haben: Sie haben kollektiv versagt.
Dass der Klub in seiner größten sportlichen Krise seit mehr als zehn Jahren steckt, ist eine Konsequenz der fehlenden Bereitschaft, auf dem Spielfeld endgültig an die Grenzen zu gehen. Sportvorstand Max Eberl gab nach Schlusspfiff unumwunden zu, dass die Mannschaft mit einer Einstellung spiele, als würde es schon irgendwie klappen, nahm sogar Thomas Tuchel in Schutz: „Es ist nicht immer nur ein Trainerproblem“, so Eberl bei Sky.
In der Champions League ist nichts mehr zu holen
Genau das zeigt, wie dringend dieser Kader eine Rundumkur benötigt. Neben einigen Spielern, deren Leistung qualitativ nicht ausreicht, wirken zu viele der überbezahlten Stars auf dem Platz zudem satt, verkörpern nicht mehr das Bayern-Gen, dem Erfolg des Teams alles unterzuordnen und noch einmal den Extra-Meter für die Mannschaftskameraden zu gehen. Für das Selbstverständnis und die Ziele des Klubs ist diese Laissez-Faire-Einstellung der Spieler langfristig tödlich.
Die Meisterschaft ist Leverkusen in dieser Saison kaum noch zu nehmen, der DFB-Pokal aller Voraussicht nach auch nicht. Gebetsmühlenartig klammert man sich beim FC Bayern in diesen Tagen noch an den letzten Strohhalm eines möglichen Titels: die Champions League. Doch mit diesen Spielern ist in der Königsklasse gegen den aktuell in bestechender Form auftretenden FC Arsenal nichts zu holen. In dieser Verfassung ist die Mannschaft hoffnungslos verloren.