Platz zum Wohnen bedeutet: sich aus dem Weg gehen zu können, Raum zur Entfaltung zu haben. In Hamburg sind Wohnungen eng – und für viele zu teuer.
Den Traum von hohen und weiten Räumen, von Lebensqualität und Großzügigkeit im eigenen Rückzugsbereich, können in Hamburg nur wenige leben. Der Preis für einen Platz in der pulsierenden Stadt ist vielfach Enge.
Wirklich überraschend ist das nicht, ein Blick auf die Daten bringt dennoch Interessantes zutage: Er verrät, in welchen Umlandkreisen die Menschen besonders viel Quadratmeter für sich allein beanspruchen können. Und er offenbart die Dimension eines bundesweiten Großstadtproblems.
53 Quadratmeter im Kreis Harburg, 40 in Hamburg
Die Unterschiede sind erheblich. Und die Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung weisen nicht nur ein Stadt-Umland-Gefälle aus, sondern auch eine interessante Nuancierung zwischen den niedersächsischen und den schleswig-holsteinischen Nachbarn. In den Kreisen Stade und Harburg haben die Bürger deutlich mehr Raum als die Bewohner der vier schleswig-holsteinischen Landkreisen Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg.
Die Harburger scheinen besonders großzügig zu wohnen. Jedem Einzelnen stehen dort durchschnittlich fast 53 Quadratmeter zur Verfügung. Das liegt weit über den 40 Quadratmetern, die die Hamburger im Schnitt pro Person haben.
Im Deutschlandvergleich ist das allerdings nicht außerordentlich viel. Bezieht man alle Stadt- und Landkreise der Republik mit ein, reicht es für Harburg bloß für einen ordentlichen Rang im oberen Mittelfeld: Platz 101 von 400.
Deutschlandranking: Hamburg auf Platz 386
Viel mehr Raum für sich haben einige Bürger im Südwesten des Landes. Die sechs Landkreise mit der größten verfügbaren Wohnfläche pro Person liegen allesamt in Rheinland-Pfalz: der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Kreis Vulkaneifel, der Kreis Cochem-Zell, der Kreis Südwestpfalz, der Kreis Kusel und schließlich mit Abstand an der Spitze der Landkreis Kaiserslautern mit 69,07 Quadratmetern pro Person.
Hamburg landet im Deutschlandranking auf Rang 386. Das klingt mies, wird aber beim Blick auf die Tabelle der 15 größten Städte Deutschlands etwas relativiert. Die Hansestadt steht immerhin vor München, Dresden, Duisburg, Berlin, Stuttgart und Frankfurt am Main. Und in Frankfurts Nachbarstadt Offenbach ist das Platzangebot noch einmal deutlich geringer. Mit 36,4 Quadratmetern pro Person ist Offenbach das Schlusslicht der Republik.
Für Hamburger interessant ist zudem auch der Vergleich mit anderen Großstädten im Norden. Bei der Interpretation der Daten ist hier allerdings Vorsicht geboten. Denn insbesondere der Vergleich mit Hannover hinkt: Die verfügbaren Zahlen für Hannover beziehen sich nämlich nicht nur auf die Stadt allein, sondern auf die ganze Region. Das schließt kleinere Umlandorte wie Burgwedel oder Barsinghausen mit ein – und ist in etwa so, als wenn Barmstedt und Buchholz zu Hamburg gerechnet würden.
„Notwendigkeit einer strukturellen Veränderung“
Tendenziell (und mit Ausnahme mehrerer Großstädte) haben die Deutschen in ihren Wohnungen immer mehr Platz. Das liegt Experten zufolge unter anderem an einem Trend zu Haushalten mit weniger Personen – und daran, dass Altersgruppen über 75 Jahren oftmals überdurchschnittlich große Wohnungen oder Häuser bewohnen. Dies häufig unfreiwillig: Einen Umzug in eine kleinere Wohnung können sich viele nicht leisten, weil die Angebotsmieten, die in Wohnungsinseraten verlangt werden, stark gestiegen sind, während Bestandsmieten noch vergleichsweise günstig sind.