Düsseldorf Sie sind bunt, verkörpern ein Lebensgefühl und versprechen ein Abenteuer auf vier Rädern: Campervans. Die Firma Roadsurfer aus München verleiht die Fahrzeuge seit sechs Jahren und hat sich inzwischen zum größten Campervan-Verleiher Europas entwickelt. Nun wagt das Begin-up den Schritt in das Heimatland des Roadtrips – die USA.
Genau dort hat Markus Dickhardt vor intestine 15 Jahren studiert. Im kalifornischen San Diego hat er das Caravaning lieben gelernt. Er ist einer von fünf Gründern, die sich in Marburg kennengelernt haben.
Die Idee für einen Verleih ist 2016 bei einem gemeinsamen Tenting-Ausflug mit seinen heutigen Geschäftspartnern entstanden. Während das befreundete Ehepaar bereits im Besitz eines Bullis battle, wollten er und seine Frau einen Bus mieten. „Am Ende haben wir dazu quick zwei Monate gebraucht“, erinnert sich der 38-Jährige. Auf einem Campingplatz in der Nähe von Bordeaux beschließen die Freunde deshalb, es besser zu machen. Sie gründen ihren eigenen Campervan-Verleih.
Aus den anfangs 25 Vans soll noch in diesem Jahr eine 5000 Fahrzeuge starke Flotte werden. Dabei plant das Unternehmen, in diesem Geschäftsjahr mehr als 100 Millionen Euro umzusetzen und damit den Umsatz aus dem Vorjahr quick zu verdoppeln. Etwa 750 Leute arbeiten für die Firma, viele davon in der Zentrale in München. Im vergangenen Jahr sammelte das Unternehmen 28,5 Millionen Euro von Investoren ein. Unter ihnen sind Branchengrößen wie der Tier-Mobility-Gründer Lawrence Leuschner sowie die Trivago- und Flaschenpost-Macher.
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Die Nachfrage sei von Anfang an riesig gewesen, berichtet Dickhardt: „Wir haben da ein Lebensgefühl getroffen“, meint der Unternehmer, der sich die Geschäftsführung mit seiner Frau Susanne und Mitgründer Christoph Niemann teilt. Eigenen Angaben zufolge sei die Firma bereits nach dem ersten Jahr profitabel gewesen.
Erster US-Standort in Los Angeles
Die Zahlen einer GfK-Studie zur Entwicklung des Caravaning-Markts unterstreichen die Einschätzung Dickhardts. Dem Marktforschungsinstitut zufolge können sich über 14 Millionen Deutsche über 18 Jahre vorstellen, in den kommenden Jahren Urlaub mit einem Campingvan zu machen. Das ist rund ein Viertel aller Erwachsenen in Deutschland. Etwa fünf Millionen können sich dabei vorstellen, einen Campervan zu mieten.
„Gestartet sind wir in einer vermeintlichen Nische, die sich aber als großer Pattern entpuppt hat“, sagt Dickhardt. Auch die Pandemie habe den Pattern um etwa sechs bis sieben Jahre beschleunigt, schätzt er. Als kurzfristiger Gewinner von Corona sieht er Roadsurfer trotzdem nicht. Weil in Europa nahezu alle Tenting-Plätze geschlossen waren, brachen in dieser Zeit große Umsätze weg.
„Wir haben extrem viel in unsere Infrastruktur investiert, die wir dann monatelang nicht nutzen konnten“, sagt Dickhardt. Nach überstandener Krise hält Roadsurfer nun am Expansionskurs fest. In zwölf europäischen Ländern können Kunden die Busse mittlerweile leihen. Nun will Roadsurfer als einer der ersten europäischen Anbieter den Verleih auch in den USA anbieten.
Das Land mit den unzähligen Nationalparks ist traditionell äußerst beliebt bei Abenteurern und Campern. Im Juni eröffnet das Unternehmen den ersten Standort in Los Angeles, bis zu 50 Fahrzeuge plant es ein.
Zunächst wolle man dort Campervans an europäische Touristen verleihen, später auch an Amerikaner. Hinzu sollen noch einige weitere Standorte kommen. „Wenn schon USA, dann richtig“, unterstreicht Dickhardt.
Auch in den USA will das Unternehmen an seiner Strategie festhalten, möglichst kleine Tenting-Cellular anzubieten. Dazu gehören unter anderem verschiedene Modelle des VW California, des Mercedes Marco Polo oder des Ford Transits. Die günstigsten Busse sind für 65 Euro, die teureren Modelle für bis zu 200 Euro professional Nacht zu mieten. Kleinere Wohnmobile will Roadsurfer noch anschaffen.
Campervan-Kunden sind meist wohlhabend
Große, klassische Wohnmobile führt das Begin-up bislang nicht in der Flotte. Hier sind Anbieter wie Hire straightforward, das zum Caravanbauer Hymer Group gehört, und die Vermittlungs-Plattform CamperDays führend. Auch der ADAC bietet beispielsweise mit Pincamp eine Plattform für Stellplätze und Tenting-Möglichkeiten. Das Begin-up Paul Camper aus Berlin vermittelt Camper, Bullis und Wohnwagen zur Miete von Privatleuten.
Alle Camper von Roadsurfer sind in knalligen Farbtönen wie Türkis, Orange oder Rot lackiert. Hinzu kommt das wellenartige Unternehmenslogo an den Fahrzeugtüren. Auf Instagram finden sich unzählige Fotos von Pärchen, Familien oder Abi-Kumpeln, die gemeinsam vor ihren geliehenen Bussen posieren.
Tim Ellrich hat vergangenen Sommer zum ersten Mal einen Campervan gemietet. Der 32-Jährige hat mit Freundin und Kleinkind den ersten Familienurlaub gemacht. In einem Fiat Ducato verbrachte die junge Familie 15 Tage in Kroatien. Bewusst habe er sich gegen das klassische Resort-Resort und für einen Urlaub in der Natur entschieden. Vor allem die Flexibilität habe der jungen Familie gefallen. „Heute Nationalpark, morgen Städtetrip und abends auf dem Campingplatz – die Mischung fanden wir tremendous“, sagt Ellrich.
Günstig sind solche Urlaube jedoch nicht. Zu den durchschnittlich 120 Euro Leihgebühr kommen Kosten für Verpflegung, Tenting-Platz-Gebühren sowie Sprit und Maut-Abgaben. Bei einer zweiwöchigen Reise kann da schnell eine mittlere vierstellige Summe zusammenkommen.
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Dass Caravaning-Urlauber überdurchschnittlich kaufkräftig und konsumfreudig sind, zeigt auch eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr. Etwa 40 Prozent der Personen, die Caravaning als Urlaubsoption erwägen, verfügen über ein Nettoeinkommen von über 3000 Euro, zeigt die Studie. „Am Ende ist das kein günstiger Urlaub“, sagt auch Dickhardt. Dennoch sei seine Kundschaft sehr heterogen. Von jungen Familien bis zu Rentnern, die mit dem Bus an die Nordsee fahren. „Den Drang nach Reduktion und Freiheit können wir in allen Altersgruppen beobachten.“
Neben dem Kerngeschäft des Verleihs verdient das Unternehmen auch Geld, indem es die Busse verkauft. Eigenen Angaben zufolge ist Roadsurfer in diesem Bereich der größte Gebrauchtwagenhändler. Viele Kunden gefalle der Urlaub mit den Vans so intestine, dass sie sich einen Bus anschaffen wollen. Das ist über die Seite von Roadsurfer, aber auch über Portale wie Cellular.de möglich.
Seit 2021 baut sich Roadsurfer ein weiteres Standbein auf: eine Vermittlungsplattform für Stellplätze von privaten Anbietern für Tenting-Followers. „Viele unserer Kunden erträumen sich Übernachtungsplätze an tollen Orten wie einem Weingut oder in einsamer Natur“, beobachtet Dickhardt. Statt Massencampingplätzen können Kunden einen Stellplatz an jenen Orten buchen. Anbieter können ihre freien Flächen auf der Seite von Roadsurfer offerieren und gegen Gebühr vermieten. Die Münchener kassieren eine Vermittlungsgebühr.
So soll eine Artwork Airbnb für Outside-Übernachtungen entstehen. Ähnliche Angebote gibt es bereits von homecamper.de oder auf der Plattform Hinterland. In Zukunft will das Unternehmen auch einen Routenplaner aufbauen. „Wir wollen mit unserer Marke eine Plattform für alles rund ums Outdoorreisen bauen“, sagt Dickhardt.
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