Der 1. FC Köln wirft der Stadt Köln schwere Versäumnisse vor und beendet die Gespräche über einen Umzug nach Marsdorf. Bleibt die Frage: Was nun?
Seit mehr als zehn Jahren kämpft der 1. FC Köln um einen Ausbau des Geißbockheims. Weil das amtierende Ratsbündnis unter der Führung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker diesem Vorhaben einen politischen Riegel vorgeschoben hat, führten Verein und Stadt zuletzt Verhandlungen über einen möglichen Umzug nach Marsdorf. Doch nun hat der FC die Reißleine gezogen.
Wie die „Geißböcke“ am Mittwoch bekannt gaben, habe man „nach intensiven, mehrjährigen Verhandlungen mit der Stadt Köln und nach zähen juristischen Prüfungen diverser Lösungsvarianten“ entschieden, dass Marsdorf als neuer Standort für den FC nicht infrage komme und „die Heimat des 1. FC Köln auch in Zukunft das Geißbockheim bleibt“.
FC sucht drei Fußballplätze
In einer scharf formulierten Pressemitteilung erklärte der Klub, dass die Stadt nicht bereit gewesen sei, nach der Blockadepolitik der vergangenen Jahre einen Umzug nach Marsdorf wirtschaftlich möglich zu machen. „Das Investitionsvolumen für den kompletten Neubau eines sogenannten FC Campus wurde bei den aktuellen Baupreisen auf mindestens 120 Millionen Euro geschätzt“, hieß es in der Mitteilung. „Die Stadt Köln war jedoch nicht bereit, dieses Investitionsvolumen zu gleichen Teilen gemeinsam mit dem FC zu tragen, gleichwohl dies rechtlich auf Basis mehrerer unabhängiger Gutachten möglich gewesen wäre.“
Der Hintergrund: Die Stadt hätte den FC für die bestehenden Gebäude und Plätze im Grüngürtel finanziell entschädigen müssen. Dazu war sie aber nicht in der nötigen Höhe bereit. Somit wäre für den Klub eine Finanzierung des Neubaus in Marsdorf unmöglich gewesen. Der FC bleibt also am traditionellen, aber modernisierungsbedürftigen Standort im Grüngürtel. Das Geißbockheim soll eigentlich um ein Leistungszentrum sowie um drei Kunstrasenplätze auf den Gleueler Wiesen erweitert werden. Nun aber plant der Klub erst einmal nur mit dem Bau des Gebäudes. Darüber hinaus sucht man nach drei Fußballplätzen im näheren Umfeld des Geißbockheims, die vom FC dauerhaft genutzt werden können.
Zehn Millionen Euro bereits investiert
„Bringen wir es auf den Punkt: Am Ende scheitert es oft am Finanziellen und am Willen, sich zu bewegen“, sagte FC-Geschäftsführer Philipp Türoff. „Wir wären zu einem großen Kompromiss bereit gewesen, um eine wettbewerbsfähige Zukunft des FC sicherzustellen. Selbst nachdem wir mehrfach im Prozess zeitlich zurückgeworfen und mit neuen rechtlichen Bedenken konfrontiert wurden, haben wir unter erheblichem Ressourceneinsatz konstruktiv immer wieder Lösungsmöglichkeiten entwickelt, um endlich ans Ziel zu kommen. Am Ende waren die rechtlichen Hindernisse ausgeräumt, die finanziellen Vorstellungen der Stadt aber für den FC schlicht und einfach nicht machbar.“
Ein Problem stellt sich für den FC nun allerdings: Solange die Politik nicht bereit ist, den Ausbau zu genehmigen, kann der Klub nur kleinere Modernisierungen am Geißbockheim vornehmen. Für diese kosmetischen Korrekturen hat der FC bereits rund zehn Millionen Euro investiert. Weiteres Geld soll in die Hand genommen werden. Jedoch haben diese Investitionen ihre Grenzen – nämlich im vorhandenen Platz. Solange kein neues Gebäude und keine neuen Fußballplätze gebaut werden dürfen, bleiben den „Geißböcken“ die Hände gebunden.
FC appelliert an die Politik
„Für eine nachhaltige Weiterentwicklung brauchen wir die politische Unterstützung der Stadt Köln“, gab daher auch Sport-Geschäftsführer Christian Keller zu. „Was bisher modernisiert wurde, war genehmigungsfrei. Für die nun anstehenden Maßnahmen brauchen wir aber baurechtliche Genehmigungen. Diese absolut dringenden Aufgaben müssen jetzt schnellstmöglich gelöst werden. Wir laden jeden dazu ein, uns dabei zu unterstützen.“
FC-Präsident Werner Wolf forderte „alle Protagonisten der Stadt Köln“ auf, Farbe zu bekennen. „Es geht um nicht weniger als die Zukunft des FC. Wir brauchen dringend die entsprechenden Genehmigungen der Stadt, um das Geißbockheim weiterentwickeln zu können.“ Dabei hat der FC nun aber alle Gespräche zu Alternativen beendet, ohne konkrete Lösungen für den vorhandenen Standort in der Hand zu haben. Solange sich die Politik also nicht bewegt, bleibt er handlungsunfähig.