Heike Drechsler konnte in ihrer Karriere zweimal Gold bei Olympia gewinnen. 2000 in Sydney unter besonderen Voraussetzungen.
Als Heike Drechsler bei den Olympischen Spielen in Sydney wusste, dass ihre 6,99 Meter für den Sieg reichten, schlug sie die Hände vor dem Gesicht zusammen. Danach nahm sie strahlend die Glückwünsche ihrer Konkurrentinnen entgegen. Die damals 35-jährige deutsche Weitspringerin hatte es der Welt noch einmal gezeigt.
Nach ihrer Goldmedaille 1992 in Barcelona und einer Sehnenverletzung, die 1996 die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Atlanta verhindert hatte, präsentierte sich Drechsler in Australien noch einmal in Topform. Bis heute ist Drechsler die einzige deutsche Weitspringerin, die zweimal olympisches Gold gewonnen hat. Die zweifache Olympiasiegerin erzählt t-online: „Es ist nicht unbedingt das Gold, was mich stolz macht, vielmehr der Weg auf das Treppchen.“
Drechsler erklärt weiter: „1992 Barcelona bedeutete, Gesamtdeutschland zu zeigen, ich bin noch da und nicht in einer DDR-Schublade verschwunden. Es war ein Sieg für mein Team und mich. Anders als Barcelona erlebte ich das olympische Jahr 2000 in Sydney mit vielen Höhen und Tiefen. Ich hatte nichts zu verlieren. Alles war schon ein Sieg, mich zu qualifizieren und das Finale. Der Gewinn der Goldmedaille mit 35 Jahren war mehr, als ich erhofft hatte.“
„Ich war so stolz, die Hymne auf dem Siegerpodest zu hören“
Drechsler ist bis heute die einzige deutsche Weitspringerin, die zweimal Gold bei Olympia holen konnte. Und das, obwohl acht Jahre nach ihrem ersten Triumph in Barcelona die wenigsten Leichtathletik-Anhänger auf Drechsler als Siegerin in Sydney getippt hätten. Auch, weil die damals bereits erfahrene Athletin aus einer Verletzung kam.
Ihre US-amerikanische Konkurrentin Marion Jones – die später ein Dopinggeständnis machte – wollte zudem fünf Goldmedaillen in Australien holen. Doch am Ende triumphierte Drechsler. Sie fasst diesen Karrierehöhepunkt so zusammen: „Ich war so stolz, die Hymne auf dem Siegerpodest zu hören und bei der Abschlussveranstaltung der Spiele die Deutschlandfahne zu tragen. Mehr als 23 Wettkampfjahre waren für mich Leidenschaft, Liebe und harte Arbeit.“
Wenn Drechsler an Sydney denkt, wird sie noch immer emotional: „Ich kriege immer noch Gänsehaut. Dieser Moment hat mich sehr beflügelt.“
„Hat mir Kraft gegeben, weiterzumachen“
Und er hat laut dem Weitsprung-Ass womöglich auch etwas mit der Verletzung von 1996 zu tun. Für Drechsler war diese ein Wendepunkt in ihrer Karriere und eine Basis für den späteren Erfolg. „Ich bin durch die Verletzung aus dem Hamsterrad gekommen und konnte sehen, wie ich all die Jahre funktioniert hatte. Das war wichtig und hat mir die Kraft gegeben, weiterzumachen“, so Drechlser.
Neben der Zeit für ihre Familie veränderte sie auch ihr Training mit Erfolg, wie der Olympiasieg 2000 beweist. Dass sich mit Malaika Mihambo eine weitere deutsche Athletin nach ihr diesen Traum erfüllen durfte, freut Drechsler sehr.
„Ich bin Fan von Malaika Mihambo. Sie ist auch als Mensch bodenständig und klar in ihrer Vision“, sagt die 59-Jährige und freut sich, dass ihre Sportart so wieder an Prominenz in der Leichtathletik gewinnt: „Durch Malaika wird der Weitsprung wieder mehr übertragen, das Interesse für die Disziplin ist plötzlich wieder da.“
Drechsler über Mihambo: „Wünsche es ihr von Herzen“
Und Malaika Mihambo könnte bei den Spielen in Paris im Sommer mit Drechsler gleichziehen, sollte sie ihren Titel von 2021 in Paris nun verteidigen können. Drechsler würde sich darüber freuen: „Ich wünsche es ihr von ganzem Herzen und ich hoffe, sie vertraut ihren Erfahrungen und trifft den richtigen Absprung in Paris bei den Spielen. Auf dem Weg dorthin wünsche ich ihr viel Gesundheit und die nötige Kraft, Leidenschaft und Freude.“
Laut Drechsler muss Mihambo den Fans in Deutschland und weltweit nichts mehr beweisen: „Sie hat ihre eigene olympische Geschichte schon geschrieben und ich hoffe, es gelingt ihr in Paris.“ Drechsler sagt daher: „Nur das Brett treffen. Die Daumen sind gedrückt.“