Auf einmal waren sie da, die gelben und großen Kästen. Viele Anwohner in Bremerhaven waren irritiert – doch es gibt eine Erklärung.
Anwohner in Bremerhaven waren dieser Tage etwas verwirrt, als sie einen Schritt vor die Haustür machten. Statt wie gewohnt Parkplätze vorzufinden, standen dort diese großen gelben Metallkästen vor einigen Haustüren. Verdutzt sahen sie sich die Konstrukte an – doch wirklich verstanden dürften den Hintergrund der Aktion nur die wenigsten Anwohner haben.
Die Bänke, auch Parklets genannt, sind mit einem Pflanzkübel versehen und sollen über das Projekt „Reset – Renaturierung einer Hafenstadt“ aufklären. Dort, wie die Metallkästen zurzeit aufgestellt sind, sollen in der kommenden Zeit sogenannte Klimabäume gepflanzt werden. Das Problem: Die Stadt wollte die Bänke eigentlich mit Infotafeln versehen, um Anwohner entsprechend aufzuklären, doch aufgrund des schlechten Wetters der vergangenen Tage habe sich die Maßnahme verzögert, erklärte ein Sprecher der Stadt Bremerhaven auf Anfrage von t-online.
Bremerhaven will insgesamt 269 Klimabäume pflanzen
Zurzeit stehen die Bänke an der Heinrichstraße in Lehe und an der Buchtstraße in Geestemünde. In beiden Straßen sollen perspektivisch jeweils sechs dieser Bäume gepflanzt werden, bis Ende 2024 im Stadtgebiet sogar insgesamt 269 solcher Klimabäume. Weitere 17 Bäume werden in bestehenden Grünflächen an den Straßen gepflanzt. Das Ziel: Bremerhaven wolle „grüner, kühler und klimafreundlicher“ werden, teilte die Stadt im Januar dieses Jahres mit.
Nach und nach sollen die Parklets von Straße zu Straße wandern und dort ebenfalls darauf aufmerksam machen, dass dort bald Bäume in den Boden gesetzt werden. Noch bis Ende der Woche, so der Sprecher, sollen die Infotafeln angebracht werden. Dass dies noch nicht geschehen sei, sei „insofern sehr bedauerlich, da die Infotafeln frühzeitig über den Sinn und Zweck der Parklets vor Ort aufgeklärt hätten.“
So herrschte zwischenzeitlich große Verwunderung bei den Bremerhavenerinnen und Bremerhavenern. In den sozialen Netzwerken machte sich zudem Spott über die Maßnahme breit. Einige User bezeichneten die Parklets als „potthässliche gelbe Dinger“ oder „potthässliche Kästen“, andere kritisieren schon jetzt den damit verbundenen „Parkplatz-Klau“.
Bäume sollen Schatten spenden und Lebensraum bieten
Doch die Maßnahme sei der Stadt zufolge notwendig, da sich der Klimawandel immer mehr auch auf die urbanen Gebiete ausweite. Zwar stünden in der Seestadt rund 8.700 Straßenbäume, doch gebe es immer wieder Straßen, die über gar keine Bäume verfügten. „Die Lufttemperatur in diesen Straßen ist im Sommer höher als in baumbestandenen Straßen, Wind entwickelt hier eine höhere Dynamik, CO2 und Staub können nicht gebunden werden, für Vögel und Insekten gibt es keinen Lebensraum“, so Torsten Neuhoff, Dezernent für das Stadtplanungsamt. „Auch aus gestalterischer Sicht ist die Aufenthaltsqualität niedrig“, ergänzte er.
Für beide Parklets wurden 50.000 Euro investiert. Für das Gesamtprojekt „Reset“, das im Rahmen der Strategie „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ verwirklicht werden soll, werden insgesamt 4,5 Millionen Euro fällig. Rund 500.000 Euro schießt die Stadt Bremerhaven zu.