München Er battle noch immer der Pate seiner Heimatstadt München, aber kaum einer wusste es. Die äußeren Insignien der Macht waren ja weg, die bekannten Unternehmen, die man mit August („Gustl“) von Finck junior verbunden hat: Zuvörderst die große Privatbank Merck Finck, den Braubetrieb Löwenbräu oder den Energieversorger Isar-Amperwerke.
Der Familienunternehmer, der hier in dritter Era wirkte und so vehement für Atomkraft plädierte, hat vor vielen Jahren alles verkauft. Erinnerung auch, dass Augusts Großvater einst Ende des 19. Jahrhunderts Mitgründer der Versicherungskonzerne Allianz und Münchener Rück battle, die lange Zeit als „siamesische Zwillinge“ der deutschen Wirtschaft galten.
Was dem Senior, der ein „Junior“ im Namen führte, aber blieb, battle umfangreichster Immobilienbesitz. Ganze Blöcke und Häuserreihen in bester Münchener Lage gehören seinem Verbund, der von einer Custodia Holding SE gesteuert wird. Die Dynastie hatte sich früh schon Wiesen, Wälder und Äcker gesichert, als Bayerns Landeshauptstadt ihr immenses Wachstum noch vor sich hatte.
Auffällig wurde der Unauffällige mit seinen Latifundien nur, als auf einem großflächigen Areal in der Nähe des Doms eine populäre Gaststätte Platz machen musste – für die „FC Bayern World“, den Merchandising-Tempel des örtlichen Fußballrekordmeisters. Auch muss demnächst im Von-Finck-Grundbesitz die traditionsreiche „Franziskaner“-Stube in der Residenzstraße Platz machen für Luxusläden. Fußball und Mode versprechen deutlich mehr Rendite und Wertsteigerung.
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Alles in allem aber battle August von Finck junior längst aus der Rolle eines bayerischen Wirtschaftsmagnaten herausgewachsen. Er battle jetzt ein internationaler Schatten-Tycoon, der in den Metropolen der Welt Shoppingmalls hochziehen ließ, mit Helikopter oder seinem eigenem Langstreckenflugzeug unterwegs battle, der mit seiner Frau Francine geschützt vor allzu schmerzhaften Steuerzugriffen im Schloss Weinfelden in der Ostschweiz residierte, wo Neugierige Schießscharten und Zugbrücke erwartet.
Er battle ein ökonomischer Kosmopolit mit Nationalgefühl, der überall auf der Welt seine Plätze hatte, beispielsweise in Uruguay, aber auch weiter in München natürlich, sowie in London, wo er am vorigen Sonntag, am 28. November, im Alter von 91 Jahren verstorben ist.
Finck herrschte nach alter Väter Sitte
Mit seiner patriarchalischen, erzkonservativen Artwork battle der groß gewachsene Baron, der so freundlich lächeln konnte, aus der Zeit gefallen. Heutige Standardformeln der Wirtschaftslenker wie Transparenz, „Range“ oder Nachhaltigkeit waren dem Dynasten völlig fremd. Von Interviews hielt er sich genauso fern wie vor Gastkommentaren oder irgendwelchen Fensterreden. Bloß keine Öffentlichkeit! Reputationsmanagement? Ein Schmarrn. Einen Chauffeur hatte er nicht, Taxi reichte. Pförtner oder Kellner aber wurden freundlich behandelt.
Finck herrschte ganz nach alter Väter Sitte mit einer Handvoll Getreuer, auch alle ein wenig in die Jahre gekommen (additionally in den Siebzigern). So wurde ein großes Reich bearbeitet, in dem die Sonne des Geldes nie unterging. Strategie- und Manöverarbeiten wurden in der Hauptverwaltung am Münchener Promenadeplatz im 1887 gebauten Parcus-Haus abgewickelt, mit Ernst Knut Stahl als einem der Hauptaktivisten, der schon Intimus von August von Finck senior gewesen battle.
Macht hat hier den Ruch des Klandestinen.
Intern juchzte man über die üblichen Vermögensschätzungen des US-Magazins „Forbes“, das mehr als sieben Milliarden Euro errechnet hat. Oder über die Rangreihung des „Supervisor Magazins“, wo man tatsächlich nur auf Platz 32 landete. Es sind in Wahrheit etliche Milliarden mehr, die da zusammenkommen.
Die Hausphilosophie vom zentralen Wert des Betongolds und der realen Goldbarren macht‘s möglich. So hat man mit innerer Logik Degussa Goldhandel erworben und bietet das Edelmetall in Großstadtshops feil. Auf seiner uruguayischen Ranch hatte Finck im Schlafzimmer sogar 17 Goldbarren und 1000 Krügerrand-Münzen offenbar zur Beruhigung gelagert, was nur bekannt wurde, weil die Diebesbande erwischt wurde, wenn auch ohne Beute.
August von Finck junior battle, wenn man so will, keine graue, sondern eine eisgraue Eminenz, der konservative Werte weiterlebte, ein wahres Unikum in Zeiten des „Something-goes“. Fühlte er sich verletzt, wehrte er sich mit allen Mitteln, auch mal mit einer Millionenklage gegen das „Handelsblatt“, die folgenlos blieb.
Hier handelte der Verfechter eines konsequenten Wirtschaftsliberalismus, ein Libertärer, der sich in der Custom der Ökonomen Friedrich August von Hayek und Ludwig von Mises sah, und dementsprechend auch das Mises-Institut großzügig unterstützte.
Spenden an die CSU und FDP
Hatte er nicht einst ein sehr enges Verhältnis zum CSU-Übervater Franz Josef Strauß gepflegt, dessen Partei er immer wieder – im Ringen um Freiheit oder Sozialismus – üppige Spenden zukommen ließ? Geblieben aus der Zeit ist eine enge Verbindung zum Christsozialen Peter Gauweiler, einem Anwalt höchster Spielklasse, von dem er sich zwischen 2008 bis 2015 für mehr als zwölf Millionen Euro beraten ließ. Zu den gemeinsamen Projekten gehörte der Feldzug vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Europapolitik der Bundesregierung, additionally gegen den so empfundenen Ausverkauf des Nationalstaats.
Auch die FDP bekam beispielsweise 2008 und 2009, dreifach gestückelt, eine Großspende über 1,1 Millionen Euro, was dann als „Mövenpick-Steuer“ in die Annalen einging. Schließlich hatten sich die Liberalen und die ebenfalls mit von-Finck-Geld intestine bedachte CSU 2009 in den Koalitionsverhandlungen erfolgreich für eine Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen eingesetzt.
Es profitierte – Zufälle gibt’s – die damals noch zum Finckschen Imperium gehörende Schweizer Mövenpick-Gruppe, deren Eating places 2014 und Accommodations 2018 dann vom geschäftstüchtigen Baron verkauft wurden.
Das Faible des Multimilliardärs für Marktradikales, aber auch für Rechtspopulisten und Nationalliberale, battle so groß, dass immer wieder Hilfsgelder flossen. Beispielsweise in den 1990er-Jahren für den Bund Freier Bürger des rechtsorientierten FDP-Dissidenten Manfred Brunner, auch er ein strammer Anti-Euro-Guerillero.
Oder 2000 im Umfeld des seinerzeitigen FPÖ-Heros Jörg Haider, wo eine Unternehmer-Initiative mit Geld gegen drohende EU-Sanktionen für Österreich stritt. Oder 2003 für den „Bürgerkonvent“ von Meinhard Miegel und Gerd Langguth, der etwa für Deregulierung und Privatisierung von Altersvorsorge und Gesundheitsschutz eintrat.
Dass aber der Aufbau der AfD finanziert worden sei, wie der „Spiegel“ und das Konrad-Adenauer-Institut der CDU nahegelegt haben, wird intern im Finck-Imperium strikt dementiert. Richtig sein dürfte, dass sich Fincks Getreue im Vor- und Umfeld der Partei mit milden Gaben eingebracht haben.
Keinen direkten Nachfolger aufgebaut
Einen direkten Nachfolger hat August von Finck erkennbar nicht aufgebaut. Das Vermögen dürfte unter den vier Kindern geteilt werden, die dementsprechend platziert sind. Der älteste Sohn August François kümmert sich um den Schweizer Maschinenbaukonzern Von Roll sowie um die drumherum entstandene Züricher Financial institution Von Roll und um die Staatliche Mineralbrunnen AG aus dem unterfränkischen Dangerous Brückenau. Der jüngste Sohn Luitpold Ferdinand wiederum agiert beim eidgenössischen Warenprüfkonzern SGS, wo man Anteile hält, während Maximilian Rudolf und Maria Theresia in den hauseigenen Immobilienfirmen fuhrwerken.
Ob sich aus dem Quartett einer durchsetzt, wie es einst dem jetzt verstorbenen Vater gelang, der ja eigentlich Landwirt werden wollte, aber dann doch Banker lernen musste?
August von Finck junior battle zunächst zusammen mit seinen Brüdern Wilhelm, Gerhard und Helmut testamentarisch als „alleinige Erben zu gleichen Teilen“ eingesetzt worden. Aber wie das so ist bei Vermögen dieser Größe: Zwist ist unausweichlich, und dass Blut dicker ist als Wasser, wie das Bonmot lautet, heißt hier nur, dass man sich eben bis aufs Blut streitet.
Der radikal autoritäre Ahnherr August von Finck senior (1898-1980), der im „Dritten Reich“ Adolf Hitler intestine sponsorte und von der Arisierung jüdischer Banken profitierte, enterbte zwei Jahre vor seinem Tod noch den Filius Gerhard. Ihrem Halbbruder Helmut kauften Wilhelm (1927-2003) und August schließlich 1985 für gerade mal 65 Millionen D-Mark alle Vermögenswerte ab, vor allem das Nutzungsrecht am Vorerbe.
Der damalige Bhagwan-Anhänger, der zu dem Zeitpunkt in den USA lebte, klagt seit Jahren gegen den Deal, weil er sich übertölpelt sieht. Drogen setzte ihm genauso zu wie „Bild“-Tales über seinen Lebenswandel. Seine Anwälte argumentieren, dem heutigen Pferdezüchter, längst clear und seriös, hätte eigentlich eine mittlere dreistellige Millionen-Euro-Summe zugestanden. Im Laufe des Prozesses, den Helmut vor dem Landgericht erst einmal verlor, erfuhr die Weltöffentlichkeit immerhin von einer Passage im Testomony von August senior, wonach seine Erben auf jeden Fall am Bankhaus Merck Finck festhalten sollten.
Von solchen Sentimentalitäten jedoch battle der jüngst verstorbene August junior frei. Sein Geld hat er eben auch mit dem schwungvollen Verkauf von Beteiligungen gemacht. Er verhökerte das familieneigene Geldinstitut 1990 an den britischen Bankkonzern Barclays, heute ist Merck Finck in katarischem Besitz. Überhaupt hat der Nachkomme nichts unversucht gelassen, um dem Eindruck entgegenzuwirken, er habe als Kaufmann nicht das Expertise des Vaters geerbt.
So verkaufte der Junior 2007 ein 25-Prozent-Paket am Essener Baukonzern Hochtief dem spanischen Baugiganten ACS, der so gegen den Widerstand von Mitarbeitern und auch der Politik die Kontrolle übernahm. Der Deal erbrachte Finck junior stattliche 571 Millionen Euro Gewinn, wovon der Fiskus nach internen Transaktionen jedoch wie gewohnt wenig sah.
Wo die Gesetze des Kapitalismus wirken, hat Vaterlandsliebe keinen Platz. Auch diese Lektion hat der Mann, den sie „Gustl“ nannten, gelernt.