Julian Nagelsmann wird nicht zurückrudern
Manuel Neuer hat sich wieder verletzt. Die erste Reaktion: Aufregung. So kurz vor der Heim-EM eine Katastrophe. Durchatmen. Die Antwort ist nämlich klar: Neuer wird die EM spielen. Als Nummer eins. Seine Verletzung jetzt? Ein Muskelfaserriss. In der Welt eines Fußballprofis ist das in der Regel eine Lappalie. Auch für den inzwischen 37-jährigen Neuer, der in seiner Karriere schon deutlich schlimmere Verletzungen wegstecken musste.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat sich Anfang der Woche festgelegt und Neuer nach 15-monatiger Abstinenz bei seiner Rückkehr zur Nummer eins gemacht. Daran wird auch die aktuelle Verletzung nichts ändern. Nagelsmann wird nicht zurückrudern.
Und das hat einfache Gründe: Neuers Erfahrung ist Gold wert, gerade im Verlaufe eines solchen Turniers. Trotz seines fortgeschrittenen Alters hat die Sturmweltelite der anderen Teams den größten Respekt vor dem mehrmaligen Welttorhüter. Da zuckt man auch als Kylian Mbappé zusammen, wenn er vor ihm steht. Neuer fiel nach seinem Beinbruch lange aus, wer allerdings gedacht hatte, dass er länger für die Rückkehr bräuchte: Fehlanzeige. Vom ersten Spiel seit seiner Verletzung an war er voll fokussiert, zeigte Paraden wie zu seinen besten Zeiten. Und zu guter Letzt: Es wird wohl Manuel Neuers letztes Turnier im DFB-Trikot sein, dazu noch im eigenen Land – er wird bis in die Haarspitzen motiviert sein und ein letztes Mal alles geben wollen. Das alles weiß auch Nagelsmann.
Die Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande sind die letzten Härtetests vor der EM und der Kadernominierung – stimmt. Aber die braucht Neuer mit seiner Klasse und Erfahrung auch nicht spielen. Zumal es mit Marc-André ter Stegen einen guten Ersatz gibt.
Bleibt Neuer verletzungsfrei, wird er die letzten Testspiele gegen Griechenland und die Ukraine dann mitmachen. Das reicht. Vor der WM 2022 in Katar war der Bayern-Kapitän auch schwer verletzt. Langes Bangen. Den letzten Test gegen Oman spielte er aber. Im ersten WM-Spiel stand er im Tor. So wird es auch im Sommer im ersten EM-Spiel gegen Schottland sein.