So günstig war die Gelegenheit schon lange nicht mehr: Gesunkene Bauzinsen und ein Preissturz machen Immobilien wieder erschwinglicher. Doch wie lange noch?
Zinswende, Heizungstauschdebatte – nach einem jahrelangen Anstieg sind die Preise für Immobilien zuletzt stark gefallen. Gleichzeitig nimmt der Markt die erwartete Leitzinssenkung im Sommer schon vorweg, was auch die Lage bei den Bauzinsen entspannt hat. Bietet sich jetzt also eine gute Gelegenheit, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen?
Ja, sagen Stefan Hillbrand, Vorstand von Interhyp, Deutschlands größtem Baukreditvermittler, und Alexander Surminski, CEO von immocation, der größten Aus- und Weiterbildungsplattform für Immobilieninvestoren. Allerdings sollten sich Kaufwillige nicht allzu viel Zeit lassen.
Stefan Hillbrand: Es gibt jedenfalls keinen Grund, zu warten. Dass die Preise seit Anfang des Jahres wieder leicht anziehen, liegt an der gestiegenen Nachfrage. Und die wiederum ergibt sich aus den gesunkenen Zinsen, den hohen Mieten und den leicht gestiegenen Einkommen. Die hohe Nachfrage trifft aktuell noch auf ein ausreichend großes Angebot. Daher ist gerade ein sehr guter Zeitpunkt, sich mit einem Immobilienkauf zu beschäftigen.
Überstürzen sollte man eine so große Entscheidung aber auch nicht. Von welchen Immobilien sollte man lieber die Finger lassen?
Alexander Surminski: Was für manche Käufer herausfordernd sein kann, sind Immobilien in schlechtem energetischen Zustand. Gerade die sind derzeit aber besonders günstig zu haben. Für versierte Investoren ergeben sich da Chancen. Wer schon weiß, wie eine Sanierung abläuft, schnell Handwerker organisieren kann und Fördermittel nutzt, für den kann auch ein weniger energieeffizientes Gebäudes eine gute Wahl sein. Für unerfahrene Eigenheimkäufer kann es aber ein Fass ohne Boden werden.
Hillbrand: Und ganz unabhängig von der Art der Immobilie gilt natürlich, dass jeder seine finanzielle Situation im Detail durchrechnen sollte. Die meisten Banken verlangen, dass die Nebenkosten aus dem Eigenkapital gedeckt werden können. Je nach Bundesland sind das bis zu 15 Prozent des Kaufpreises. Wer zusätzliches Eigenkapital hat, verbessert seine Konditionen. Außerdem muss die Rate ins Haushaltsbudget passen. Aber auch da helfen die gesunkenen Zinsen, dass Baufinanzierungen wieder machbarer werden.
Gut zu wissen
Seit 2023 kooperieren Interhyp, Deutschlands größter Immobilienfinanzierer, und immocation, Deutschlands größtes Aus- und Weiterbildungsportal für Immobilieninvestoren, um Kaufinteressierte schneller an ihr Ziel zu bringen. „In unserem Ausbildungsprogramm ist die Finanzierung durchaus eine Hürde“, sagt immocation-CEO Alexander Surminski. „Gestandene Frauen und Männer haben Hemmungen, bei Banken in den finalen Gesprächen und das ohne Unterstützung aufzutreten.“
Macht es eigentlich einen Unterschied, ob ich eine Immobilie zum Selbstbewohnen kaufen will oder nach einer Kapitalanlage suche? Muss ich bei der Entscheidung auf andere Kriterien achten?
Hillbrand: Grundsätzlich muss in beiden Fällen die Kalkulation stimmen. Beim Eigenbedarf ist aber die emotionale Komponente stärker. Da geht es ums eigene Zuhause, um die Frage, wo meine Kinder aufwachsen sollen. Das ist oft eine Entscheidung fürs Leben, die gut überlegt sein will.
Wie lange können sich Kaufinteressierte denn Zeit lassen, bevor ihnen jemand anderes ein Haus oder eine Wohnung vor der Nase wegschnappt?
Surminski: Nicht mehr so lange, wie das zum Beispiel noch 2022 der Fall war. Im letzten Quartal 2023 dauerte es bei Häusern im Schnitt 32 Tage, bis ein Angebot wieder deaktiviert wurde, bei Wohnungen 43 Tage. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres konnte man sich mitunter bis zu drei Monate Zeit lassen. Vor der Energiekrise wiederum war es teilweise so, dass manche Immobilien noch am selben Tag wieder weg waren.
Hillbrand: Wobei das nicht bedeutete, dass sie dann schon verkauft waren. Die Verkäufer hatten bloß schon genug Anfragen erhalten. In den anschließenden Verhandlungen war es damals zudem häufig so, dass der Preis sogar noch gestiegen ist. Heute sehen wir exakt das Gegenteil. Kunden haben jetzt wieder die Chance, den Preis zu drücken.