In Dortmund laufen die Vorbereitungen für die EM 2024 auf Hochtouren. EM-Beauftragter Martin Sauer sagt im t-online-Interview, wie der Stand der Dinge ist und warum es keine Wiederholung des Sommermärchens 2006 geben werde.
In 93 Tagen startet die EM 2024. Dortmund ist eine der neun Gastgeberstädte in Deutschland. Martin Sauer ist hier EM-Beauftragter. Der Ex-Profisportler leitet die Projekte rund um die Eventorganisation. Noch könne er schlafen, doch so langsam steige die Nervosität. Im t-online Interview spricht er über den Stand der Vorbereitungen, über einen grünen Teppich durch die City und über Pop-Up-Camping.
Keine 100 Tage mehr, die Zeit rennt. Wie laufen denn die Vorbereitungen?
Wir haben zu Beginn des Jahres die Planungsphase abgeschlossen und befinden uns jetzt in der Umsetzungsphase. Jetzt müssen all die Planungen, die hier seit Jahren vonstattengehen, in kürzester Zeit auf die Straße gebracht werden. Kopfschmerzen bereiten einem dabei ein bisschen die Preise, die in letzter Zeit erheblich angezogen haben. Aber: die Menschen können kommen, wir werden bereit sein, die Besucherinnen und Besucher in Dortmund zu empfangen. Wie immer gilt bei so großen Events: Es wird nie alles perfekt sein.
Die Fanzone wird 2024 in Dortmund zweigeteilt. Was hat es damit auf sich?
Der Hauptplatz der Fanzone wird der Friedensplatz sein, an dem wirklich alle Spiele der Euro gezeigt werden. Er wird permanent geöffnet sein, die Leute können ständig hingehen und Fußball gucken.
Das Interesse wird dann wahrscheinlich so groß sein, dass der Friedensplatz mit einer Kapazität von etwa 6.000 Menschen nicht ausreicht. Hier kommt dann der Westfalenpark mit zusätzlichem klassischen Public Viewing ins Spiel. Große Leinwand, viele Menschen.
Auf dem Friedensplatz wollen wir für eine regelrechte Sportsbar-Atmosphäre sorgen. Bei der Planung ist uns schnell aufgefallen, dass die Friedenssäule inmitten des Platzes zum Sichtproblem werden könnte. Also haben wir entschieden, einen Videowürfel um die Säule herum zu bauen. Man kann also von allen Seiten gucken, sich auch mal hinsetzen, an Stehtischen verweilen, sein Bier in Ruhe trinken, das Spiel gucken.
Was wird das Bier in der Fanzone kosten?
In Dortmund soll das Bier nicht über vier Euro kosten. Wir hoffen, dass dies am Ende funktionieren wird.
Und dann soll es diesmal einen grünen Teppich durch die Innenstadt geben…
Besucher sollen mit ihm Orientierung finden und ihre Laufwege zeitlich planen können. Der grüne Teppich ist im Wesentlichen erst mal die Idee, die es 2006 ja auch schon gab – nur dass hier ein roter Teppich die Stadt zierte. Wir verzichten aber auf die Farbe Rot, weil es damals auch Verwirrung gab. Fans aus dem Ausland verwechselten den Weg teilweise mit Radwegen. Damit sie sich nicht verlaufen, wird er diesmal grün. Passt ja auch besser zum Fußball.
Die Übernachtungsangebote in Dortmund werden knapp. Viele Hotels sind bereits ausgebucht. Eine Alternative könnte der anvisierte Pop-up-Campingplatz sein, also ein Zeltplatz auf Zeit. Steht bereits fest, wo der Platz errichtet werden soll?
Wir haben eine Fläche gefunden, die aus unserer Sicht sehr gut funktioniert. Wir müssen nun noch ein paar Einzelheiten regeln, die rein vertraglicher Natur sind. Was wir jetzt schon sagen können: Der Campingplatz wird anders als bei der EM 2006 näher am Geschehen sein. Neben dem Campingplatz wird es im Revierpark Wischlingen ein Angebot für Caravan-Stellplätze geben.
Viele Fans sehnen sich nach der Stimmung des Sommermärchens 2006? Gibt es eine Chance auf eine Wiederbelebung des Gefühls in Dortmund?
Dieser Wunsch ist in meinen Augen Nostalgie. Es wird keine Wiederholung geben, da lege ich mich so ein bisschen fest. Das heißt aber nicht, dass es schlecht wird. Es wird schon allein aus dem Grund nicht das Sommermärchen 2.0, weil wir nicht wissen, ob es drei Wochen durchregnet. Dass wir selbst, wie 2006, mit dem Gefühl da rausgehen, ’so, jetzt ist hier eine ganz andere Zeit angebrochen als vorher‘ ist auch deswegen unwahrscheinlich, weil die neuen Zeiten längst angebrochen sind. Wir haben den Krieg in der Ukraine, wir hatten Corona, wir haben den Konflikt in Israel und auch die Wirtschaft schwächelt ein wenig. Das beschäftigt die Leute deutlich mehr als vorher.