Gegen Algerien gelang dem DHB-Team ein erfolgreicher Auftakt in die Olympia-Quali. Dabei zeigte ein Jungstar, dass die Zukunft des Teams rosig sein könnte.
„Renars? Uscins! Renars? Uscins! Renars? Uscins!“: Gleich mehrmals rief der Stadionsprecher in der ZAG-Arena von Hannover den Vornamen ihres Handball-Helden dem Publikum entgegen, das prompt mit seinem Nachnamen antwortete.
Als der erst 21-jährige Lokalmatador von Bundesligist TSV Hannover-Burgdorf den Ball zum insgesamt zehnten Mal für die Deutsche Handball-Nationalmannschaft in die Maschen hämmerte, hielt es kaum noch einen der 10.099 Zuschauerinnen und Zuschauer in der ausverkauften Halle auf den Sitzen. Beim 41:29-Auftaktsieg in der Olympia-Qualifikation gegen Algerien war Renars Uscins der überragende Mann – und zeigte damit, dass schon die nahe Zukunft des DHB-Teams rosig sein könnte.
DHB-Team hat Ausfälle zu beklagen
In die Olympia-Qualifikation war die deutsche Auswahl von Bundestrainer Alfred Gíslason durchaus mit Personalsorgen gestartet. Mit Justus Fischer, Martin Hanne und Kai Häfner fallen aktuell gleich drei Spieler aus dem EM-Kader vom Januar verletzt aus. Gerade mit dem Ausfall von Häfner geht der Mannschaft damit wieder einmal viel Erfahrung verloren.
Denn nachdem mit Patrick Groetzki bereits vor der EM der erfahrenste Spieler im Kader verletzt ausgefallen war und immer noch fehlt, hatte Häfner die Rolle des Seniors übernommen – und kann sie nun ebenfalls nicht mehr ausfüllen.
Junge Spieler? Kromer sieht kein Problem
Angesichts des immer jünger werdenden Teams zeigte sich DHB-Sportvorstand Axel Kromer aber bereits vor der Algerien-Partie wenig besorgt. „Wir haben jetzt gerade ein Turnier gehabt in eigener Halle, wo wir auch ganz viele Erfahrungen gesammelt haben“, sagte er am Mittwoch auf t-online-Nachfrage mit Blick auf die gerade erst absolvierte Heim-EM.
„Wir arbeiten im Prinzip seit eineinhalb Jahren konsequent mit jungen Leuten, die dann auch trotz des jungen Alters mittlerweile schon viele Länderspiele auf dem Buckel haben“, fügte er an. Deshalb seien nur wenige wirklich unerfahrene Spieler dabei, die es aber auch brauche. „Wer sich in der Bundesliga durchsetzt und da Erfahrung gesammelt hat, braucht sich auch nicht vor einem Länderspiel gegen Algerien verstecken“, so Kromer.
U21-Weltmeister etablieren sich bei den Herren
Uscins selbst feierte erst im April 2023 sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Danach führte er die U21-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft als Kapitän an – und zum Titel. Nur gut ein halbes Jahr später ist Uscins zusammen mit seinen Weltmeister-Kollegen Nils Lichtlein, David Späth und Justus Fischer schon fester Bestandteil von Gíslasons Kader.
Auch Lichtlein, Späth und Fischer konnten in der Vergangenheit immer wieder ihr Talent zeigen und holten sich gelegentlich ein Lob von Bundestrainer Alfred Gíslason ab. So konnte etwa Lichtlein beim Spiel in Hannover in seiner kurzen Spielzeit überzeugen und einen Treffer erzielen. Er habe sich über Lichtleins Leistung „besonders gefreut“, sagte Gíslason im Anschluss.
Uscins sticht heraus
Doch während sich Torwart Späth, Kreisläufer Fischer und Spielmacher Lichtlein zurzeit noch hinter ihren erfahreneren Positionskollegen Andi Wolff, Johannes Golla und Juri Knorr anstellen müssen und bislang noch ein Versprechen auf die Zukunft bleiben, spielt sich Uscins schon jetzt immer mehr in die erste Reihe.
Schon bei der Europameisterschaft bekam Uscins von den Jungstars mit die meiste Spielzeit. Auch bei den deutschen Niederlagen gegen Dänemark im Halbfinale und Schweden im Spiel um Platz drei konnte Uscins mit fünf und acht Toren gute individuelle Leistungen zeigen.
Gíslason: „Er ist ein unheimlich talentierter Spieler“
Gegen Algerien setzte er diese Entwicklung fort. „Natürlich hat er sehr gut gespielt“, lobte Gíslason seinen Schützling nach dem Spiel. „Er hat auch die letzten beiden Spiele bei der EM super gespielt gegen große Nationen mit Schweden und Dänemark. Er ist ein sehr junger und unheimlich talentierter Spieler, der ein sehr kompletter Spieler wird.“
Ganz frei von Kritik blieb aber auch Uscins nicht. Gegen Ende der ersten Halbzeit hatte er – wie das gesamte deutsche Team – einen Leistungseinbruch zu verzeichnen. „Er hatte natürlich eine Phase zwischen der 20. und 30. Minute, wo er sehr viele Fehler machte“, bemängelte auch Gíslason. Trotzdem habe er ihn weiterspielen lassen wollen.
Sein Gespür gab Gislason recht: Uscins befreite sich und damit auch die deutsche Mannschaft aus dem Zwischentief und wurde deshalb nicht umsonst zum Spieler des Spiels ausgezeichnet. Der erst 21-Jährige sendete eine klare Botschaft: Er ist zwar jung, aber er kann schon jetzt wichtige Spiele an sich reißen. Oder wie Kapitän Johannes Golla es ausdrückte: „Er bestätigt, dass er ein sehr guter Handballer ist, der auch Verantwortung übernimmt, obwohl er noch jung ist.“ Zumindest für ihn gilt also: Die Zukunft ist jetzt.