Nach einer Umbenennung mischt das koreanische Unternehmen KGM im wachsenden Markt der elektrischen Geländewagen mit. Der Torres EVX ist der erste.
Koreanische Elektroautos gibt es mittlerweile reichlich, und alle paar Wochen kommt ein neues dazu. Im Mai rollt der Torres EVX an die Ladesäule zu einem Schätzpreis im mittleren fünfstelligen Euro-Bereich (vermutlich rund um die 40.000er-Marke). Der elektrische Geländewagen kommt von der kleinsten, aber zugleich ältesten Automarke Koreas – und die war bislang als Ssangyong bekannt.
Doch nachdem Ssangyong pleite war, hat der Stahlkocher KG das Unternehmen übernommen, noch ein M für Mobility ans Kürzel gehängt und die Marke fit für den Neuanfang gemacht.
Den Aufbruch signalisiert der Torres, der als Geländewagen von 4,72 Metern in der Mittelklasse antritt – und nach den Verbrennern nun erstmals auch mit Elektroantrieb angeboten wird.
Ecken und Kanten, die auffallen
Zwar blicken die Koreaner damit hoffnungsfroh in die Zukunft, sind beim Design aber erfreulich rückständig. Denn während die allermeisten elektrischen Geländewagen mit Rücksicht auf die Reichweite zu Stromlinien-SUV im Raumschiff-Look geworden sind, leistet sich der Torres weiter Ecken und Kanten und damit Charakter.
Ja, auch er hat eine LED-Leiste im Kühlergrill, mit der auf modern macht. Doch lassen sich die Designer vom sauberen Antrieb nicht die Abenteuerlust austreiben. Stattdessen haben sie ihm eine Front gezeichnet, die rustikaler wirkt als etwa bei Land Rover Defender oder Mercedes G-Klasse. Sie leisten sich sogar Haltegriffe auf der Haube, wie man sie sonst nur beim Ford Bronco findet.
Zudem gibt es am Heck zumindest als Blechwulst die Andeutung eines außen angeschlagenen Ersatzrades, selbst wenn der Torres damit von hinten weniger gelungen aussieht als von vorn, weil die Täuschung eben auf den ersten Blick auffällt.
Groß, bunt und digital: So sieht es innen aus
So hartgesotten und abenteuerlustig der nach einem Nationalpark in Chile benannte Geländewagen außen auch auftreten mag, so modern und zivil geht es innen zu. Der Torres bietet bei 2,68 Metern Radstand auch ohne die bei reinen Elektroautos übliche Skateboard-Plattform nicht nur ausreichend Platz für Kind und Kegel. Zudem lässt sich der Kofferraum mit 703 bis 1.662 Litern als vergleichsweise groß bezeichnen.
Und obendrein findet sich eine überraschend vornehme sowie bisweilen erstaunlich farbenfrohe Materialauswahl. Das Digitalcockpit ist schlank samt großem Touchscreen, mit kabellosen Ladeschalen und jeder Menge bisweilen etwas aufdringlicher Assistenzsysteme.
Unterwegs mit Strom: Was der Akku kann
Der Antrieb des Torres EVX allerdings kann mit der suggerierten Abenteuerlust nur schwerlich mithalten. Während es das mit einem 120 kW/163 PS starken Benziner ausgestattete Grundmodell selbstverständlich auch als Allradler gibt, fährt die E-Version allein mit Frontantrieb. So kommt man abseits des Asphalts nicht sonderlich weit. Dabei mangelt es ihr mit einem 152 kW/207 PS und 339 Nm starken E-Motor nicht an der nötigen Kraft für eine Flucht in die Freizeit.
Immerhin beschleunigt der mit 1,9 Tonnen vergleichsweise leichte Torres EVX in 8,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und danach weiter bis 175 km/h. Und auch der Aktionsradius wäre mit 462 Kilometern durchaus angemessen.
Dafür montieren die Koreaner einen kostengünstigen und mit zehn Jahren oder eine Million Kilometern Garantie bewährten Lithium-Eisen-Phosphat-Akku mit einer Kapazität von 73,4 kWh. Und wenn der leer ist, soll der Torres angeblich sogar mit bis zu 300 kW nachladen können. Allerdings braucht er trotzdem 37 Minuten für die ersten 80 Prozent und lädt Wechselstrom nur mit 11 statt möglichen 22 kW.
Perfekt für die Stadt, nicht fürs Gelände
Nein, auch wenn er nach Safari aussieht, ist der elektrische Torres eher für die Stadt gemacht als für die Savanne. Aber dort schlägt er sich tapfer: Das Fahrwerk arbeitet komfortabel auch auf Kopfsteinpflaster und üblen Asphaltverwerfungen.