Prostatakrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Für Hochrisikopatienten gibt es jetzt ein neues Verfahren, um den Krebs und mögliche Metastasen frühzeitig aufzuspüren.
Prostatakrebs tritt hierzulande jährlich bei rund 68.000 Männern neu auf, überwiegend im höheren Lebensalter: Das Durchschnittsalter aller Betroffenen liegt bei über 70 Jahren. Selten entwickelt sich aber auch bei jungen Männern ein Tumor der Prostata.
Das Gefährliche: Gerade im Frühstadium spüren Betroffene kaum Symptome. Doch schreite der Krebs unbemerkt voran, könne er sich im gesamten Körper ausbreiten, erklärt der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V (BDN). „Bei ungefähr jedem dritten Patienten befindet er sich dann schon in einem fortgeschrittenen oder sogar metastasierten Stadium“, sagt Professor Dr. med. Detlef Moka, Vorsitzender des BDN, in einer Pressemitteilung.
Wichtig zu wissen
Männern wird eine jährliche Prostatakrebs-Früherkennung beim Urologen – auch als Vorsorge bezeichnet – empfohlen. Ab dem 45. Lebensjahr übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Leistung.
Prostatakrebs: Neue Diagnostik für Hochrisikopatienten
Auf genau diese Fälle bezieht sich nun eine neue Regelung des Gemeinsamen Bundesausschusses G-BA. Bei Verdacht auf fortgeschrittenen Prostatakrebs (Prostatakarzinom) steht Kassenpatienten ab sofort die sogenannte PSMA-Diagnostik zu. Dahinter verbirgt sich eine hochsensitive Untersuchungsmethode, die auch kleinste Tumorabsiedlungen im Körper aufspüren kann.
Das Kürzel PSMA steht für „Prostata-spezifisches Membran-Antigen“, ein Oberflächenmarker, der auf gesunden Prostatazellen nur in geringen Mengen vorkommt. „Auf Prostata-Krebszellen ist PSMA dagegen in deutlich größeren Mengen vorhanden“, erklärt Moka. Je aggressiver der Tumor wachse und Metastasen bilde, desto höher seien auch die PSMA-Werte. „Der Marker ist daher hervorragend dafür geeignet, Tumorherde sowohl in der Prostata selbst als auch in Lymphknoten oder an anderen Stellen des Körpers ausfindig zu machen.“
Das auch als PSMA-PET/CT bezeichnete Verfahren habe somit wesentlichen Einfluss auf wichtige Therapieentscheidungen, so der BDN. Es mehr Patienten mit Prostatakrebs anbieten zu können, sei ein großer Fortschritt in der Behandlung dieses häufigen Tumors.
Das Verfahren eigne sich für Hochrisikopatienten mit
- einem Gleason Score von 8 bis 10,
- einem T-Staging von T3 oder T4 oder
- einem PSA-Wert im Blutserum oberhalb von 20 ng/ml.
Eine solche Tumoreinstufung nimmt der Urologe nach Blutuntersuchung und Biopsie vor. „Bei diesen Werten ist das Risiko für Metastasen sehr hoch, weshalb den Patienten jetzt gleich zu Beginn eine PSMA-PET/CT-Ausbreitungsdiagnostik zusteht“, erläutert Moka.
Die PSMA-Diagnostik kann allerdings nur im Rahmen der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) erfolgen. Das bedeutet: Patienten, die aufgrund der ersten Untersuchungsergebnisse infrage kommen, müssen zu diesen speziellen Einrichtungen überwiesen werden. ASV-Teams stehen in den meisten größeren Städten zur Verfügung. Bei der ASV-Servicestelle finden Sie unter dem Menüpunkt „Für Patienten“ das „ASV-Verzeichnis“. Dort können Sie nach einer Einrichtung in Ihrer Region suchen.