Die westlichen Sanktionen wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine haben den Rubel auf ein historisches Tief gegenüber dem US-Greenback gedrückt. Der Greenback stieg im Gegenzug am Montag um quick 42 Prozent auf ein Rekordhoch von 119 Rubel. Am Freitagabend waren es noch rund 84 Rubel gewesen. In Japan setzen einige On-line-Devisenhandelsplattformen, über die viele Privatanleger mit Währungen handeln, den Rubel-Yen-Handel bereits aus.
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Westliche Staaten haben russische Banken aus dem Swift-System ausgeschlossen, über das der globale Zahlungsverkehr abgewickelt wird. Außerdem wurden Guthaben der russischen Zentralbank eingefroren, die mehr als 600 Milliarden Greenback als Reserven hält. Das behindert Stützungskäufe, die den Rubelkurs stabilisieren könnten.
Der Barwert der Aktiva der russischen Zentralbank besteht aus zwei Komponenten, erklärt Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann:
- Die Fähigkeit der Zentralbank, nahezu kostenfrei eine Währung zu begeben, die als Geld funktioniert und somit werthaltig ist.
- Ihren Devisenreserven.
„Mit der Entscheidung des Westens, Devisenreserven der russischen Zentralbank einzufrieren, ist somit ein Teil der Property, die den Wert des Rubels darstellen, infrage gestellt“, erklärt Leuchtmann. „Und mit dem Risiko, dass Finanz- und Außenhandels-Sanktionen der Kaufkraft des Rubels erheblich zusetzen könnten, ist die andere Komponente eh schon angekratzt.“
Gefragt struggle stattdessen der Greenback als „sicherer Hafen“. Im Gegenzug geriet der Euro zum Wochenstart unter Druck. Im frühen Handel sackte der Kurs unter die Marke von 1,12 Greenback. Damit näherte er sich wieder dem Mehrmonatstief vom Donnerstag, als er infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine bis auf 1,1106 Greenback und damit dem tiefsten Stand seit Mitte vergangenen Jahres gefallen struggle. Am Freitag hatte sich der Euro wieder etwas erholt.
„Die geopolitischen Entwicklungen sind sehr im Fluss und haben das Potenzial, kurzfristig hohe Volatilität an den Finanzmärkten herbeizuführen“, warnte Ebrahim Rahbari, Währungsstratege der Citigroup am Sonntag. Wie lange diese sogenannte „Threat-Off“-Part anhalten könnte, hänge von den politischen Entwicklungen ab.
Kryptowährungen gaben nach. Marktführer Bitcoin lag 1,7 Prozent im Minus und kostete 37.782 Greenback. Ether, die zweitgrößte Kryptowährung notierte 3,6 Prozent schwächer, bei 2.625 Greenback.
Aktien: Asien uneinheitlich, Wall Road vorbörslich im Minus
Moskau hat seinen Börsenstart verschoben, der Devisen- und Repo-Handel soll um 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit geöffnet werden. In Bezug auf andere Märkte werde eine spätere Eröffnung geprüft, hieß es. Zuvor hatte Russlands Zentralbank Wertpapierhändlern untersagt, russische Wertpapiere im Besitz von Ausländern zu verkaufen.
In Asien reagierten die Börsen „beeindruckend resilient“, wie Jeffrey Halley, Asien-Analyst beim On-line-Devisenhändler Oanda meint. Einen Grund sieht er darin, dass die Sanktionen des Westens eine Tür für Öl- und Gaslieferungen offenlassen.
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Der japanische Leitindex Nikkei lag während des Morgenhandels zeitweise sogar im Plus und ging schließlich mit 26.393 Punkten und 0,3 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag in die Mittagspause. Der breiter gewichtete Topix-Index notierte unverändert, Südkoreas Kospi-Index lag sogar 0,2 Prozent im Plus.
Stärker von China abhängige Märkte drehten nach verhaltenem Beginn stärker ins Minus. Der Shanghai Composite Index lag im Verlauf 0,1 Prozent im Minus, der Hongkonger Hangseng-Index 0,8 Prozent tiefer und der singapurische Straits-Occasions-Index ein Prozent.
Marktteilnehmer sehen in den verhaltenen Reaktionen der Börsen in Tokio und Seoul allerdings keine Wende, sondern lediglich eine Lauerstellung. Er wolle abwarten, wohin die Gespräche zwischen den Kriegsparteien führen, erklärte Hiroyuki Fukunaga, CEO von Investlast, einem Anbieter eines Trustfonds, in der japanischen Zeitung Nikkei. Am Montagmorgen sollen Gespräche zwischen Vertretern Russland und der Ukraine an der weißrussischen Grenze stattfinden.
In den USA reagierten die Märkte deutlicher auf die beispiellosen Sanktionen gegen das russische Finanzsystem: Die Futures auf den S&P 500 fielen um 2,4 Prozent, die der Technologiebörse Nasdaq gaben um 2,7 Prozent nach. Auch der deutsche Leitindex Dax liegt vorbörslich rund drei Prozent im Minus.
Rohstoffmärkte: „Krisen-Währung“ Gold erneut gefragt
Wegen des Ukraine-Kriegs suchen immer mehr Anleger Schutz im „sicheren Hafen“ Gold. Das Edelmetall steuert mit einem Plus von 2,2 Prozent auf 1928,32 Greenback je Feinunze auf den größten Tagesgewinn seit etwa einem Jahr zu. Gleichzeitig verteuert sich Palladium um knapp acht Prozent auf 2551,50 Greenback je Feinunze. Russland ist ein wichtiger Exporteur dieses Edelmetalls.
Die wachsende Furcht vor Lieferausfällen trieb den Ölpreis erneut an. Die Sorte Brent aus der Nordsee steuerte mit einem Plus 7,3 Prozent auf 105,07 Greenback je Barrel auf den größten Tagesgewinn seit quick eineinhalb Jahren zu. Am Freitag waren die Preise wegen der vagen Hoffnung auf Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine etwas unter Druck geraten.
Der Krieg „wird die Energiepreise vermutlich deutlich steigen lassen, was zu sofortigen inflationären Effekten führt und die Weltwirtschaft ausbremsen wird“, schrieb Silvia Dall’Angelo, Ökonomin beim Vermögensverwalter Federated Hermes. Das erhöhe das Risiko „dass den Notenbanken Fehler unterlaufen.“
Mit Agenturmaterial
Mehr: Es wäre ein beispielloser Schritt: Die Regierungen in den USA und Europa wollen die internationalen Reserven der russischen Notenbank einfrieren – mit drastischen Folgen für die Wirtschaft.