Kalziumtabletten in hoher Dosierung können schwere gesundheitliche Folgen haben. Denn sie begünstigen die Bildung von Nierensteinen und Arterienverkalkung.
Kalzium spielt für den Knochenaufbau eine wichtige Rolle. Doch für Menschen, die kein deutlich erhöhtes Risiko für Knochenbrüche haben und den Mineralstoff in ausreichender Menge über die Ernährung aufnehmen, sind Kalziumpräparate mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nützlich. Das belegen Studien. Anders sieht es bei Menschen aus, die unter Osteoporose (Knochenschwund) leiden. Doch auch hier gelten strenge Regeln, was die Dosierung angeht.
Kalziumbedarf besser über die Ernährung decken
Da viele Osteoporose-Patienten mehrere Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, ist eine versehentliche Überdosierung möglich. Keine schädlichen Obergrenzen gibt es jedoch bei kalziumreichen Lebensmitteln. Deshalb sollte der Mineralstoff im Normalfall bevorzugt über die Ernährung eingenommen werden, sagt Privatdozent Dr. med. Stephan Scharla, Sprecher der Sektion Knochen- und Mineralstoffwechsel der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie e. V. (DGE). Bei kalziumreichen Lebensmitteln gebe es keine schädliche Obergrenze.
Wie viel Kalzium am Tag sollte es sein?
Grundsätzlich gilt: „Gesunde Menschen mit einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung, die auch Milchprodukte enthält, benötigen keine medikamentöse Kalziumergänzung“, sagt Scharla. „Eine Ausnahme bilden jene, die wenig oder keine Milchprodukte verzehren (können) und Patienten mit einer sogenannten Malabsorption – etwa nach einer Magen-Bypass-OP bei Adipositas. Sie haben ein hohes Risiko für einen ernährungsbedingten Kalziummangel“, so der Experte.
Kalzium ein lebenswichtiger Mineralstoff
Etwa 98 Prozent des Kalziums ist in Knochen und Zähnen enthalten und hält sie stabil. Das mengenmäßig wichtigste Mineral im menschlichen Körper ist darüber hinaus ein wichtiger Faktor bei der Blutgerinnung. Auch ist es an zahlreichen Funktionen wie der Weiterleitung von Reizen im Nervensystem beteiligt. Die häufigste Folge von Kalziummangel ist Osteoporose. Mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen, von den Frauen über 50 Jahre jede vierte.
Optimal ist nach Ansicht von Experten eine Kalziumzufuhr von 1.000 mg am Tag. Davon können bis zu 500 mg/Tag unbedenklich über Kalzium-Ergänzungspräparate eingenommen werden. „Am wirkungsvollsten ist dann eine Einnahme zu den Mahlzeiten“, rät Scharla. Höhere Dosierungen ab 1.000 bis 1.500 mg können jedoch unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Dies gelte gleichermaßen für die frei verkäuflichen Präparate wie für Medikamente, da die Inhaltsstoffe im Prinzip gleich seien.
Milch, Gemüse und Mineralwässer
Auch bei Vorliegen einer Osteoporose sollte die Kalziumzufuhr bevorzugt durch die Ernährung erfolgen, betont der Endokrinologe. Einen Überschuss des Knochenminerals scheidet der Körper aus. „Milchprodukte sind eine gute Kalziumquelle, ebenso grünes Gemüse wie Broccoli oder Grünkohl sowie Mineralwässer mit einem hohen Kalziumgehalt.“ Menschen mit einer Laktose-Intoleranz oder einer Abneigung gegen Milchprodukte könnten deshalb auf andere Kalziumquellen ausweichen. Mittlerweile gebe es im Lebensmittelhandel auch viele laktosefreie Milchprodukte.
Studien zeigen, dass die Bioverfügbarkeit von Kalzium aus Mineralwasser ähnlich gut ist wie die von Milch. Enthält Mineralwasser mindestens 150 mg Kalzium pro Liter, darf es den Hinweis „kalziumhaltig“ tragen. Dieser wird auf dem Flaschenetikett angegeben.
Diese Lebensmittel sind Kalziumräuber
Die Kalziumaufnahme beeinträchtigen Wurstwaren mit hohem Phosphatgehalt, Kaffee und schwarzer Tee (bei Konsum großer Mengen), alkoholische Getränke, Softdrinks, Schmelzkäse sowie Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Oxalsäure wie etwa Spinat, Rhabarber und Spargel.
Vitamin D ist wichtig für die Kalziumaufnahme
Um Kalzium aus dem Darm aufnehmen und in die Knochen einbauen zu können, benötigt der Körper darüber hinaus Vitamin D. Im Winter ist wegen des geringeren UV-Licht-Anteils eine Vitamin-D-Ergänzung mit täglich 1.000 I.E. anzuraten. Dies verbessert nicht nur die Kalziumaufnahme, sondern stärkt auch das Immunsystem. Scharla warnt jedoch vor zu hohen Einzeldosen an Vitamin D: „Sie sind schädlich – besser ist eine kontinuierlich niedrige Zufuhr.“
Zu beachten sei ein eventuell erhöhter Kalziumbedarf bei Patienten, die Osteoporose-Medikamente einnehmen, etwa intravenöse Bisphosphonate, Teriparatid oder Romosozumab. Hier empfehlen Ärzte eine zusätzliche medikamentöse Kalziumzufuhr, sagt Scharla.
Osteoporose vorbeugen durch gesunden Lebensstil
„Kalzium allein reicht jedoch nicht, um einer Osteoporose vorzubeugen oder sie gar zu behandeln“, sagt Professor Stephan Petersenn von der Endoc Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg.
„Dazu gehören immer auch regelmäßige körperliche Aktivität mit Muskeltraining, ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft zur Versorgung mit Vitamin D, das Vermeiden von Untergewicht, Sturzprophylaxe und Raucherentwöhnung.“ Darüber hinaus gebe es hochwirksame, nebenwirkungsarme Medikamente, die der Arzt im Rahmen einer Osteoporose-Therapie verordnen könne.